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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Teufel soll dieser Unsinn?, dachte John irritiert. Er bekam
wirklich den Eindruck, dass Terency einen Sturz Charlottes zu
provozieren suchte. Wie konnte er in Begleitung von Damen ein derart
mörderisches Tempo anschlagen? Das war unerhört! Doch
Charlotte schien – dessen ungeachtet – wild entschlossen,
Terency Paroli zu bieten. Ihr Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck
an. Sie beugte sich weit über den Hals des Pferdes und gab ihm
gleichzeitig die Zügel frei. Die Stute schoss mit erstaunlichem
Tempo voran und kam gleichauf mit Terencys Wallach, dicht gefolgt von
Johns ebenfalls kräftigem Hengst. Terency, der sich so bedrängt
sah, lenkte sein Reittier daraufhin plötzlich zu Charlotte
hinüber, die nicht anders konnte als auszuweichen. Ihre Stute
stolperte leicht, fing sich aber glücklicherweise schnell wieder
und jagte dem rücksichtslosen Reiter leichtfüßig
hinterher, allerdings in größerem Abstand. John, der
feststellen musste, dass sein Pferd nicht ganz so schnell wie die
Stute und Terencys Wallach war, blieb etwas hinter ihnen zurück.
Mrs Dellaford schloss in vollem Galopp zu ihm auf. »Haben Sie
das gesehen, Captain?«, schrie sie ihm zu. »Ist der Mann
völlig verrückt geworden? Miss Millford wird sich noch den
Hals brechen!« John nickte beklommen. Mrs Dellaford hatte nur
zu recht. Terency war offensichtlich entschlossen, Charlotte das
Äußerste abzuverlangen. John zweifelte nun keinen
Augenblick mehr daran, welch erbarmungsloser Kampf mittlerweile
zwischen den beiden tobte. Es ging diesem Wahnsinnigen nicht nur
darum, Charlotte für seine schändlichen Gelüste zu
missbrauchen; er wollte sie demütigen, vielleicht sogar um den
Preis ihrer völligen Vernichtung.
    Warum
nur bot sie ihm dann in dieser Weise die Stirn? War ihr nicht klar,
dass sie damit seinen Zorn noch mehr herausforderte? Da sah er
plötzlich, dass sie sich einem Bachlauf näherten, der die
Ebene durchschnitt. Bei dem irrwitzigen Tempo, das die beiden Reiter
vor ihm eingeschlagen hatten, blieb ihnen nur noch die Möglichkeit,
das Gewässer zu überspringen. Das konnte nicht gut gehen!
Er schrie entsetzt auf, als Charlottes Stute zum Sprung ansetzte, sah
sie im Geiste schon stürzen, aber nichts dergleichen geschah.
Das Tier flog über das Hindernis hinweg und landete sicher am
anderen Ufer, wo Charlotte es endlich zügelte und dann wendete.
Stolz richtete sie sich im Sattel auf.
    Terencys
Wallach hatte nicht so viel Glück gehabt. Seine Hinterläufe
rutschten, nachdem er den Bach übersprungen hatte, die
Uferböschung wieder hinunter und das brachte Ross und Reiter ins
Straucheln. Terency konnte sich nach kurzem Kampf nicht mehr halten
und stürzte mit lautem Platschen in das seichte Wasser. Wütend
sprang er auf und begann, wie im Wahn mit der Reitpeitsche auf das
verschreckte Tier einzuprügeln.
    » Mr
Terency!«, brüllte die herangekommene Mrs Dellaford in
einem Ton, den sie zweifellos ihrem soldatischen Vater abgelauscht
hatte, »mäßigen Sie sich oder ich werde allen
erzählen, was für ein lausiger Reiter Sie sind!«
    Das
brachte den Rasenden zur Besinnung. Mit schlammbespritzter,
patschnasser Kleidung stand er keuchend im Bachbett und starrte
wütend zu den Reitern auf der Böschung hoch. Charlotte
hatte inzwischen sein verängstigtes Tier eingefangen und hielt
ihm die Zügel hin. Sie enthob sich jeden Kommentars, aber ihr
triumphierender Blick zeigte ihrem Widersacher deutlich, dass sie
sich ihres Sieges über ihn sehr bewusst war. Dann wendete sie
ihr Pferd erneut, ließ es Anlauf nehmen und setzte mit einem
elegant ausgeführten Sprung ein weiteres Mal über den
Bachlauf, wo sie auf Johns Höhe das Tier zügelte. Ihre
Blicke trafen sich. Er lächelte ihr unendlich erleichtert und
mit ehrlicher Anerkennung zu. Er war so stolz auf sie, dass er es
nicht in Worte fassen konnte. Siehst du, ich weiß ihn zu
bändigen, schienen ihre Augen ihm zu sagen, mach dir keine
Sorgen mehr, ich werde es morgen schon schaffen!
    John
begann langsam daran zu glauben, dass sie Terency doch die Stirn
bieten konnte. Vielleicht gab dieser auf, wenn er erkannte, dass er
sie nicht bezwingen konnte. Ein gefährlicher Weg, dachte John,
aber möglicherweise der einzig richtige. Nur wenn Terency die
Aussichtslosigkeit seines Vorhabens erkannte, war sie wirklich vor
ihm in Sicherheit. John wendete sein Tier und gesellte sich an
Charlottes Seite, während Mrs Dellaford zu ihnen aufschloss.
    » Meine
Güte, Miss Millford, ich habe Sie ja völlig

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