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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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hatte, um mit ihr zu sprechen. Sie wagte kaum zu hoffen,
ungeschoren davonzukommen. Sicher sammelte ihre gestrenge Tante nur
einen Augenblick Kraft, um sie dann umso heftiger mit Vorwürfen
über ihr gestriges, ungehörig langes Ausbleiben zu
überschütten.
    Doch
diese fuhr ungewohnt milde gestimmt fort: »Ich möchte dir
mitteilen, dass du für heute, bis auf die Anprobe deiner
Garderobe für den Ball durch Mrs Taylor, keine weiteren
Verpflichtungen haben wirst. Wir sind vom Baron of Dullham heute zum
Dinner nach Dullham Manor eingeladen worden. Sein Anwesen liegt
ungefähr fünfzehn Meilen südwestlich von hier und ich
denke, dass wir heute gegen halb fünf aufbrechen werden. Den Tee
werden wir vorher, eineinhalb Stunden früher als sonst,
einnehmen. Damit du dich entsprechend herrichten kannst für das
Dinner, werde ich dir Betty rechtzeitig heraufschicken. Ich erwarte
von dir eine dem Anlass angemessene Garderobe. Ich hoffe, du hast
etwas Entsprechendes. Bedenke, dass Dullham Manor ein sehr vornehmes
Haus ist. Lady Battingfield kommt aus hochadeligem Hause und auch
ihre Mutter, die Gattin des Earl of Mornington, wird zugegen sein.
Also zeige dich bitte von deiner besten Seite.«
    Eingeladen
auf Dullham Manor? Das konnte nur auf eine Initiative Captain
Battingfields zurückgehen, oder hatte er sich bereits mit dem
Vorsatz einer Einladung auf den Weg nach Millford gemacht? Sie konnte
kaum hoffen, dass die zufällige Bekanntschaft mit ihr diese
Einladung begründete, oder doch? Immerhin hatte Captain
Battingfield gegenüber Lady Millford betont, den Spaziergang im
Millford Forrest sehr genossen zu haben. Gerade diese Äußerung
barg aber auch eine gewisse Gefahr. Charlotte überlegte, ob sie
nicht doch besser absagen sollte. Sie fühlte sich durch die
unbedachte Offenheit, die sie ihm bei ihrer unverhofften und
zugegebenermaßen auch für sie ungewöhnlich angenehmen
Wanderung gezeigt hatte, mehr oder weniger kompromittiert. Dies und
die Tatsache, dass er zudem ein verheirateter Mann war, dem gegenüber
sie es an der notwendigen Zurückhaltung hatte fehlen lassen,
trieben ihr wieder die Schamesröte ins Gesicht. Jedoch: eine
Absage war angesichts der eben vorgebrachten Wünsche Lady
Millfords undenkbar und hätte nur wieder neue
Auseinandersetzungen hervorgerufen. So zeigte sie sich, obwohl sie
das unbestimmte Gefühl hatte, einen Fehler zu machen, gehorsam.
    » Seien
Sie versichert, Tante, dass ich mein Bestes tun werde. Wenn Sie es
wünschen, kann ich Ihnen meine Garderobenwahl zeigen, bevor ich
mich umziehe, sodass Sie sie in Augenschein nehmen können.«
Charlotte begann verunsichert, sich einen Toast mit Marmelade zu
bestreichen.
    » Das
wird nicht nötig sein, da ich denke, dass man dir im Institut
beigebracht hat, einen solchen Anlass richtig einzuschätzen. Ich
danke dir jedoch für das Angebot. Sehe ich doch daraus, dass du
dein bedauerliches Auftreten gestern überdacht hast.«
    » Das
habe ich allerdings, Tante. Seien Sie abermals versichert, dass ich
mich bemühen werde, Ihren Wünschen und denen Sir Alistairs
zu entsprechen.«
    » Das
freut mich zu hören, Kind!«, Lady Millford erhob sich
energisch.
    » Eine
Frage noch, Tante«, brachte Charlotte zögernd hervor. Sie
wollte diesen Sachverhalt unbedingt geklärt haben. »War
die Einladung bereits geplant?«
    » Nein,
das war sie nicht. Wir pflegen hier auf Millford Hall ein eher
stilles Leben in der letzten Zeit, da Sir Alistair oft unpässlich
ist. Lord Battingfield ist ja erst im Herbst letzten Jahres mit
seiner Frau wieder hierhergezogen und hat uns seitdem nur einige
wenige Male aus eher geschäftlichem Anlass besucht, da unsere
Ländereien aneinandergrenzen und einige der Liegenschaften an
der Grenze traditionell der gemeinsam geplanten Bewirtschaftung
unterliegen, wie zum Beispiel Millford Forrest. Wir waren
selbstverständlich anlässlich seines Einzugs auf Dullham
Manor eingeladen und dann noch einmal im Sommer zu einem Ball, den
seine Frau gab. Übrigens eine überaus reizende Dame mit
tadellosen Umgangsformen.« Lady Millford unterstrich diese
letzte Feststellung mit einem bedeutsamen Blick, aus dem Charlotte
nur zu leicht ablesen konnte, dass sie sich an dieser untadeligen
Dame gefälligst ein Beispiel zu nehmen hatte.
    » Ich
danke Ihnen für die Unterrichtung und freue mich wirklich
darauf, die Bekanntschaft von Lady Battingfield und ihrer
hochwohlgeborenen Frau Mutter, Lady Wellesley, zu machen«,
antwortete Charlotte gemäß ihrem

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