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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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sich
wieder dem Teegebäck zu, das sie ihrem Mann gerade mit Rahm
bestrich.
    Sir
Alistair saß von Charlotte abgewandt in seinem Lieblingssessel
mit Blick auf die sanft geschwungenen Hügel Millford Halls. An
dem prüfenden Blick seiner Gattin hatte er bemerkt, dass
Charlotte eingetreten war und winkte sie nun heran.
    » Lass
dich mal ansehen, mein Kind. Ja, so ist es recht, komm näher. Du
siehst ja entzückend aus! Da können wir dich heute Abend
mit Stolz präsentieren, nicht wahr, meine Liebe?«, fügte
er herzlich zu Lady Millford gewandt hinzu.
    » Nun,
ich denke, es wird den Zweck erfüllen«, gab nun auch die
so Angesprochene gnädig zu. »Ich bin zuversichtlich,
unsere Bekanntschaft mit den Battingfields auf diese Weise vertiefen
zu können. Ich würde es gerne sehen, wenn du dich mit der
Baronesse anfreunden würdest, Charlotte. Sie kann dir sicher
viel beibringen, was ich dir bisher nicht vermitteln konnte.«
    Charlotte
lag es zwar auf der Zunge zu antworten, dass sie bisher selbst mit
der Aufgabe betraut gewesen sei, anderen etwas beizubringen und dabei
auch erfolgreich gewesen war, aber sie schluckte diese Bemerkung
ebenso erfolgreich hinunter.
    » Gewiss,
Tante. Ich sagte Ihnen ja bereits heute Morgen, dass ich mich
außerordentlich auf die Bekanntschaft mit Lady Battingfield und
auch deren Mutter Lady Wellesley freue. Sicher werden wir einiges zu
plaudern finden.«
    Sie
goss sich etwas Tee ein und bereitete sich eines der köstlichen
Scones zu, einer Spezialität von Mrs Sooner.
    » Emmy
wird uns noch etwas von der guten Wildberry-Marmelade bringen.
Läutest du nach ihr, mein Kind?«, Sir Alistair lächelte
Charlotte freundlich zu. »Sie ist aus Beeren vom Millford
Forrest, den du ja ausgesprochen zu genießen scheinst. Lord
Battingfield hat mir gestern davon berichtet. Er hat sich sehr lobend
über dich ausgesprochen. Sehen Sie, meine liebe Mrs Millford,
Ihre Sorgen wegen Charlotte waren doch ganz unnötig. Sie
versteht es, die Menschen für sich einzunehmen und gleicht darin
sehr meiner Schwester Elisa.«
    Lady
Millfords eben noch ungewöhnlich entspannter Gesichtsausdruck
verhärtete sich bei dieser Einlassung ihres Gatten wieder zu der
Charlotte nun schon vertrauten starren Maske, aber dann bezwang sie
sich.
    » Sie
haben wie immer recht behalten, Sir Alistair.«
    Inzwischen
war Emmy eingetreten und hatte mit eifriger Miene den Wunsch nach
mehr Wildberry-Marmelade von Charlotte entgegengenommen. Charlotte
hatte das Mädchen wirklich ins Herz geschlossen. Wenn sie sich
weiterhin als so anstellig und fleißig erwies, würde sie
in absehbarer Zeit in der Hierarchie der Hausangestellten aufsteigen
können. Wenn sie einmal selbst einen Haushalt haben würde,
so nahm sich Charlotte vor, würde sie versuchen Emmy
mitzunehmen.
    Sir
Alistairs Blick ruhte weiter wohlwollend auf Charlotte. »Weißt
du, mein Kind, auch wenn meine teure Gattin sicher berechtigterweise
anderer Meinung ist, so habe ich es doch immer bedauert, dass ich
meine Schwester nicht mehr wiedergesehen habe. Die Nachricht ihres
Todes war für mich sehr schmerzlich. Aber wenn ich mir dich so
ansehe, so hast du vor allem im Wesen auch viel von deinem Vater, Mr
Brandon, und ich habe fast die Vermutung, dass wir den beiden ein
schweres Unrecht zugefügt haben. Wir hätten nicht so
unversöhnlich sein sollen. Lehrt uns nicht auch die Bibel, zu
vergeben und zu vergessen? Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn
untergehen, so heißt es dort. Wie oft ist die Sonne über
dieser unseligen Geschichte nun schon untergegangen? Jetzt bin ich
alt und leider schon allzu früh nicht mehr ganz im Vollbesitz
meiner Kräfte. Aber du, obwohl du erst kurz hier im Hause
weilst, bist ein wahrer Sonnenschein für meine Seele und
schmilzt die Gefühle der Schuld hinweg, die auf mir gelastet
haben. Mag sein, das klingt närrisch, aber das ist das Vorrecht
des Alters, nicht wahr?«, Mr Millford lachte leicht und begann
dann kräftig zu husten.
    » Charlotte,
ich fürchte, Sir Alistair ist überanstrengt.« Lady
Millford war aufgesprungen und begann ihrem Gatten auf den Rücken
zu klopfen, um ihm Luft zu verschaffen. »Bitte suche sofort
Arthur auf und schicke ihn umgehend hierher. Er soll den
Stärkungstrank mitbringen. Ich denke, es wird besser sein, wenn
wir uns noch für eine Weile zurückziehen, da der Baronet
dem Dinner heute Abend auf jeden Fall beiwohnen möchte.«
    » Selbstverständlich,
Tante«, beeilte sich Charlotte zu erwidern und blickte
betroffen auf

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