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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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hielt ihn bisher für einen Gentleman, bin aber
im Zuge der Ereignisse aufs Gröbste von ihm beleidigt und sogar
angegriffen worden. Ich kann nur vermuten, dass üble Nachrede
deinerseits dahintersteckt, was zweifellos der Fall ist. Ich werde zu
einer entfernten Verwandten ziehen und sehe keine Notwendigkeit, dass
wir noch einmal in Kontakt treten. Deine Anwesenheit auf Millford
Hall war ein großer Fehler, wie ich jetzt bedauernd feststellen
muss. Ich werde aber mein Los gefasst tragen, da ich es nicht
verhindert habe.
    So
verbleibe ich in der Hoffnung, nie wieder von dir hören zu
müssen,

    Lady
Eleanor Millford

    Mary
war empört. » Diese Frau ist schamlos!
Wie kann sie es wagen?«
    Charlotte
jedoch wirkte völlig gelassen. »Lass gut sein, Mary«,
sagte sie, »Lady Millford hat ihr Teil bekommen. Denk doch,
dass sie nach all den Jahren als Herrin auf Millford Hall nun wie
eine Bettlerin dasteht. Eigentlich hat mein Onkel das letztlich zu
verantworten. Er hat nicht fürsorglich an ihr gehandelt, aber
vielleicht war das auch seine Art, ihr ihre Herzenskälte zu
vergelten, die ihn Zeit seines Lebens gequält hat, auch wenn er
es nie so offen gesagt hat. Jetzt will sie die Adoption annullieren
lassen. Und wenn schon! Das ist mir mehr als willkommen. So wie sie
nicht für mich verantwortlich sein will, bin ich es dann auch
nicht für sie und der Name, der ihr so wertvoll erscheint, war
mir mehr Last als Lust, das kann ich dir versichern. Es war
tatsächlich ein großer Fehler, meine Einwilligung zu
dieser Adoption wie zu der Änderung meines Namens zu geben und
ich habe sehr darunter gelitten, obwohl …«, sie schwieg
einen Augenblick, »wenn ich nicht nach Millford Hall gekommen
wäre, wenn das alles nicht geschehen wäre, so würdest
du jetzt nicht hier sitzen als meine treue Freundin, so gäbe es
keinen Dr. Banning und vor allem keinen John Battingfield für
mich, so könnte ich nun nicht mit diesen guten Aussichten in
mein neues Leben aufbrechen. Und das würde ich wirklich zutiefst
bedauern.« Sie lächelte still in sich hinein. Dann nahm
sie die Hand ihrer Freundin und streichelte sie ein wenig.
    » Bleibe
noch ein wenig bei mir«, sagte sie und spürte nun doch,
wie Erschöpfung und Müdigkeit nach ihr griffen. Kurze Zeit
später merkte Mary Fortescue an den ruhigen regelmäßigen
Atemzügen ihrer Freundin, dass diese eingeschlafen war. Sie
lächelte im Schlaf.

Kapitel
41

    Etwa
zwei Wochen später trat Dr. Williams ins Krankenzimmer mit einem
absonderlichen hölzernen Gegenstand in der Hand. Charlotte
erkannte erst auf den zweiten Blick, um was es sich dabei handelte.
Es war eine Unterschenkelprothese von der Art, wie man sie bisweilen
bei Kriegsversehrten sah. Es war eigentlich nur ein roher, hölzerner
Stab mit einem scheffelförmigen Ende, an dessen Seite
Lederriemen lose herabhingen. Unwillkürlich spannte sie die
Kiefermuskeln an. Sie hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde,
ihn jedoch auch zutiefst gefürchtet. Sie fühlte sich jetzt
schon wie ein Monstrum. Würden auch ihr die Leute nachstarren
und die Kinder Spottverse auf sie dichten? Oder, was vielleicht noch
schlimmer war: würde man sie mitleidig belächeln? Davor
fürchtete sie sich am allermeisten. Die hässliche Narbe auf
ihrer Stirn ließe sich vielleicht mit etwas Glück
verdecken, aber dieses hölzerne Ungetüm würde sie
entstellen und begleiten bis an das Ende ihrer Tage. Sie biss sich
auf die Lippen. Sie durfte nicht weinen und nicht verzweifeln, das
hatte sie sich fest vorgenommen.
    Mit
einer Miene, von der sie nicht recht ablesen konnte, ob nun
Aufmunterung oder aber Mitleid überwog, setzte sich Dr. Williams
zu ihr aufs Bett und begann, ihr das Anlegen der Prothese zu
erläutern. Er hatte sein Bestes getan, die Schale, in die sie
den Reststumpf unterhalb des Knies stecken sollte, weich zu polstern,
wies sie aber darauf hin, dass es viele Wochen in Anspruch nehmen
würde, bis sie das hölzerne Bein ohne Schmerzen würde
tragen können. Nur fleißiges Üben könne eine
Verbesserung herbeiführen. Auch müsse sie wohl dennoch eine
Krücke und später wahrscheinlich einen Stock benutzen, um
das Gleichgewicht halten zu können.
    Es
fiel ihr immer noch schwer, den bloßen Stumpf, der früher
mal ihr linkes Bein gewesen war, anzuschauen. Es grauste ihr fast ein
wenig davor. Würde sie jemals wieder jemand hübsch nennen,
würde John sie noch wollen oder gar begehren, wenn er sie so
sah? Dieser Gedanke führte nun doch dazu, dass

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