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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Briefe zu öffnen.
Hier ist zum Beispiel einer von Dr. Banning. Ich meine mich erinnern
zu können, dass dies der Pfarrer auf Dullham Manor ist, der dir
beim Nachlass deines Vaters geholfen hat.«
    Charlotte
bejahte, bat dann aber, erst nachzusehen, ob auch ein Schreiben von
Mr David Battingfield, einem Anwalt aus London, dabei sei.
Tatsächlich fand sich dieses zwischen den anderen
Schriftstücken. Zusammen lasen sie den Inhalt, der weitgehend
das, was John angekündigt hatte, in juristischer Sprache
bestätigte. John hatte ihr eine Apanage von achthundert Pfund im
Jahr eingeräumt, eine für Charlotte ungeheure Summe. Als
sie im ersten Moment versucht war, sie abzulehnen, handelte sie sich
Marys strengen Tadel ein. Ebenso wurde ein sehr großzügiges
Kostgeld für Mary und das Honorar für Dr. Williams
bestätigt. Die größte Überraschung aber fand
sich am Ende des Briefes, als mitgeteilt wurde, dass Millford Hall,
wenn es nach dem Tode Sir Alistairs an die Krone zurückfiele,
von Lord Battingfield erworben werde und ihr, Charlotte, so sie es
denn wünsche, ein Wohnrecht eingeräumt werde.
    » Aber
das will ich nicht!«, meinte Charlotte dazu.
    » Aber
wieso nicht?«, Mary war erstaunt. »Wieder einmal falsche
Bescheidenheit?«
    » Nein,
es liegt daran, dass ich auf Millford Hall so furchtbar unglücklich
war. Ich könnte es nicht aushalten, dort allein zu leben und an
jeder Ecke, in jedem Raum an die schlimmen Erlebnisse dort erinnert
zu werden. Es ist nicht mein Zuhause. Da würde ich eher Dullham
Manor vorziehen. Damit sind glücklichere Erinnerungen verbunden,
obwohl auch das nicht mein Zuhause sein kann. Ich denke, ich sollte
mir ein eigenes Heim schaffen, eine eigene Aufgabe. So wie John
schreibt: In Freiheit das tun, wonach es mich verlangt. Nur den
Flügel meiner Mutter, den würde ich vermissen.«
    » Frage
doch diesen Anwalt, ob du ihn mitnehmen kannst. Sicher hätte
John nichts dagegen. Ich glaube, er würde dir jeden Wunsch von
den Augen ablesen.«
    Charlotte
sagte nichts, senkte aber errötend den Kopf. Dann jedoch besann
sie sich auf Marys klugen Rat und öffnete den Brief von Dr.
Banning. Sie vermutete, dass dieser Nachricht darüber enthielt,
was aus dem Nachlass ihres Vaters geworden war, was den Tatsachen
auch zum Teil entsprach. Im weitaus größeren Teil des
Briefes, verlieh ihr lieber Freund aber seinem Entsetzen darüber
Ausdruck, was ihr widerfahren war. Er überschüttete sich
geradezu mit Selbstvorwürfen. In Kenntnis davon war er durch
einen Besuch des Coroners gelangt, der bei ihm vorgesprochen hatte,
um den Vorfällen weiter nachzuspüren. Dieser habe ihm auch
eindrücklich geschildert, welche wichtige Rolle der Captain
darin gespielt habe und dass trotz dessen intensiven Bemühungen,
die Dinge zu verhindern, Charlotte nun mit dem Tode ringend
daniederliege. Dr. Banning teilte ihr auch mit, dass Emmy sich
ebenfalls bereit erklärt habe, über die Vorfälle
auszusagen, was die Beweislast gegen Terency weiter erhärtet
habe. Der Coroner habe dem Kind ohne zu zögern geglaubt, was für
die kleine Emmy ein weiterer Schritt zur Heilung ihrer Seele gewesen
sei. Überhaupt ginge es dem Kinde recht gut in der Familie des
alten Doyle.
    Schließlich
brachte er seine innigste Hoffnung zum Ausdruck, dass Charlotte
wieder gesunden möge und setzte sie davon in Kenntnis, dass das
British Museum die Sammlung ihres Vaters mit allergrößtem
Interesse überprüft und schließlich zu einem
hervorragenden Preis gekauft habe. So könne er ihr die
stattliche Summe von fünfeinhalbtausend Pfund avisieren, wenn
ihm eine entsprechende Adresse genannt werde. Ein Betrag, der sie
zumindest ihrer finanziellen Sorgen auf lange Zeit entheben könne.
Die zuständigen Herren hätten sich darüber hinaus sehr
wohlwollend, ja geradezu enthusiastisch über die hervorragende
Aufarbeitung der Sammlung geäußert und großes
Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem
»vielversprechenden Wissenschaftler, der erstaunlicherweise dem
zarten Geschlecht angehört«, wie sie sich ausgedrückt
hätten, bekundet. Da ihm gerade dieser letzte Punkt um
ihretwillen sehr am Herzen gelegen und er ihre starken Ambitionen in
dieser Richtung den Herren vom Museum gegenüber auch deutlich
erwähnt habe, habe er sich natürlich sehr gefreut und sei
auch ein wenig stolz gewesen, dass seine Bemühungen
diesbezüglich die erhoffte Ernte eingebracht hätten, bis zu
jenem Zeitpunkt, da er von dem schrecklichen Unglück erfahren
habe. Nun

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