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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Überlegungen.
Die Hausbewohner wechselten überraschte Blicke, doch da begann
Charlotte zu sprechen: »Dr. Williams, könnte ich mir
später Ihre Waffe einmal genauer ansehen?«
    » Um
Himmels willen, Miss Brandon, was haben Sie denn damit vor? Wollen
Sie etwa auf die Pirsch?«, Dr. Williams begann zu glucksen.
    » Nein,
ich möchte mir die Mechanik genauer anschauen, die Bolzen und
die Verbindung mit dem Holz. Diese Waffe ist sehr elegant und schlank
und sicher auch nicht so schwer, meine ich.«
    » Oh,
ja!«, meinte der Arzt mit Besitzerstolz, »ich habe sie
mir erst letztes Jahr gekauft. Ein ganz neues Modell aus
französischer Produktion. Sie ist extra leicht gebaut, um den
Jäger nicht zu ermüden. Doch ich verstehe nicht …?«
    » Dr.
Williams«, Charlotte wandte ihm nun ihre ganze Aufmerksamkeit
zu, »ich mühe mich nun seit einiger Zeit mit diesem
vermaledeiten Holzbein ab und bin langsam zu der Überzeugung
gekommen, dass diese Art von Prothese zwar leicht herzustellen ist,
aber nicht die beste Hilfe für die Betroffenen darstellt. Man
ist doch sehr unsicher damit. Ich jedenfalls kann mir nicht
vorstellen, jemals ohne Krückstock herumlaufen zu können
und das ist keine sehr angenehme Vorstellung, zumindest nicht für
eine junge Frau. Die Frage stellt sich mir nun, ob es nicht bessere
Wege gibt, um einen Ersatz für ein so wichtiges Körperteil
zu fertigen.«
    Ihr
Gesprächspartner reagierte mit unverhohlenem Interesse.
»Sprechen Sie weiter, Miss Brandon.«
    » Ich
fragte mich gerade angesichts Ihrer wirklich eleganten Waffe, die aus
einer Verbindung von Holz und Metall besteht – Metall, das
mittels Bolzen und Federn nahtlos ineinandergreift und sich
reibungslos zum Befüllen mit Munition abwinkeln lässt –
ob es nicht möglich sein könnte, auf ähnliche Weise
zumindest ein Fußgelenk nachzuahmen. Vielleicht nicht in der
ganzen Funktion, aber doch zumindest wie ein Scharnier. Es wäre
von enormem Vorteil für den Träger, wenn zumindest der
Stand auf der Prothese sicherer wäre, zum Beispiel dadurch, dass
eine Art Fuß angefügt werden könnte. Sollte der Fuß
möglicherweise noch abrollen können, wäre fast ein
annähernd normaler, wenn auch vorsichtiger Gang möglich,
meinen Sie nicht auch?«
    Dr.
Williams antwortete nicht, sondern sprang auf, warf beinahe seinen
Teller um und riss die Waffe von der Wand. Fasziniert drehte er sie
in den Händen und ließ das Schloss einige Male klicken.
»Ich glaube fast, Sie haben recht«, sagte er schließlich
nachdenklich. Auch er war nun Feuer und Flamme für das Thema.
»Da fällt mir ein … während meines Studiums
habe ich einmal eine Zeichnung von einer Beinprothese gesehen, die
sich vor Jahrhunderten ein Ritter fertigen ließ. Sie war
gänzlich aus Metall und mit vielen Scharnieren versehen. Der
Arme hatte sowohl den Unterschenkel wie auch einen Teil des
Oberschenkels verloren. Ein außerordentlich komplexes
Werkstück, wenn man die Zeit bedenkt – und sicherlich sehr
wertvoll, zudem wohl auch sehr hilfreich für den Träger.
Auch soll es in Deutschland einen Ritter gegeben haben, der eine
ähnliche Eisenhand sein Eigen nannte.«
    Charlotte
lächelte. »Zumindest wäre es ja eine Überlegung
wert. Allerdings ist zu bedenken, dass die Prothese leicht sein muss.
Ich kann Ihnen sagen, dass das Ungetüm, das ich jetzt trage, mir
nach einiger Zeit Beschwerden bereitet nur aufgrund seines Gewichts.
Meinen Sie, Sie könnten sich etwas einfallen lassen?
Wahrscheinlich müsste man noch einen guten Schmied oder
Büchsenmacher und einen Drechsler hinzuziehen.«
    » Oh,
in Andover gibt es entsprechende Fachleute. Immerhin leben wir hier
in einer Gegend, in der leidenschaftlich der Jagd gefrönt wird
und auch großer Bedarf an guten Möbeln besteht«,
beteuerte Williams, begeistert von der Idee. »Miss Brandon, ich
werde mich gleich heute noch daranmachen und mir die Sache überlegen.
Solange Sie noch bei uns sind, könnten Sie mit Ihren Erfahrungen
dazu beitragen, einen funktionsfähigen neuen Typ einer Prothese
herzustellen. Sie ahnen nicht, wie sehr mir dieses Problem seit
Jahren selbst auf der Seele brennt. Es dauert mich sehr, wenn ich
Menschen mit diesen Holzbeinen ausstatten muss, da ich weiß,
welche Not sich dahinter verbirgt. Ich würde alles tun, um eine
Verbesserung der Lage für die Versehrten zu erreichen und könnte
mir auch gut vorstellen, dass die Marine oder das Militär an
einer besseren Lösung Interesse hätte. Allerdings kann ich
Ihnen keine

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