Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
Vom Netzwerk:
nichts hatte entgegensetzen können.
    » Sie
wundern sich vielleicht, warum ich Sie aufsuche«, begann sie
das Gespräch und schaute ihn offen an. »Ich habe jedoch
einige Anliegen und hoffe, dass Sie mir dabei mit Ihrem Rat oder
anderweitig behilflich sein könnten. Aber bevor wir uns diesen
zweifellos wichtigen Dingen zuwenden, wollte ich Sie fragen, ob Sie
etwas von Ihrem Bruder gehört haben. Weiß man vielleicht
etwas über den Verlauf der Expedition? John«, sie
räusperte sich, »ich meine, Captain Battingfield, erzählte
mir vor längerer Zeit, dass Sie oft für die Admiralität
arbeiten und ich hoffte, Sie hätten vielleicht Kenntnis über
den Verbleib der Hecla. Ich weiß, dass es mir eigentlich nicht
zusteht, um eine Auskunft diesbezüglich zu ersuchen, aber ich
wäre doch sehr dankbar dafür.« Sie sah ihn bittend
an. Wie konnte man einem solch reizenden Geschöpf etwas
abschlagen, dachte David gerührt, schüttelte dann aber
bedauernd den Kopf: »Es tut mir leid, auch mir ist nichts
bekannt. Seien Sie versichert, dass ich Ihnen gerne berichten würde,
aber die Expedition, an der mein Bruder teilnimmt, geht nun einmal in
völlig unerforschtes Gebiet. Es ist wohl nicht möglich,
eine Nachricht zu senden. Auch ich wünsche mir sehr, dass er
bald gesund zurückkehrt. Man geht allerdings davon aus, dass es
wenigstens noch einige Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern wird.
Sie wissen vielleicht, dass die Sache nicht ungefährlich ist,
aber wir wollen das Beste hoffen.«
    Sie
nickte stumm und sah einen Augenblick auf ihre Hände, dann hob
sie den Blick wieder, Entschlossenheit spiegelte sich nun darin.
»Sir, ich weiß, dass Sie für Ihren Bruder die
Verwaltung einer sogenannten Stiftung wahrnehmen. Ich trage mich mit
dem Gedanken, ebenfalls eine solche ins Leben zu rufen. Durch
glückliche Umstände, zu denen auch Captain Battingfield
einen guten Teil beigetragen hat, bin ich in den Besitz einer
größeren Summe Geldes gelangt. Es handelt sich um den
Erlös aus dem Nachlass meines Vaters, den Dr. Banning, den Sie
ja sicher auch gut kennen, außerordentlich gewinnbringend an
das British Museum verkaufen konnte.« Sie zögerte kurz,
sprach dann aber mit fester Stimme weiter: »Vielleicht wissen
Sie über die näheren Umstände Bescheid, die dazu
führten, dass ich … nun, sagen wir, unter gewissen
Einschränkungen leide. Diese Erfahrungen haben mich dazu
veranlasst, eben jene Stiftung gründen zu wollen, die sich
ausschließlich unverschuldet in Not geratenen jungen Frauen,
gleich welchen Standes, zuwenden soll. Ich habe allerdings keinerlei
Erfahrung in diesen Dingen und hoffte, Sie könnte mir Auskunft
erteilen, wie ich am besten vorzugehen habe.«
    David
war einigermaßen erstaunt über dieses Ansinnen. Dass eine
Frau eine Stiftung gründen wollte, hatte er noch nie erlebt. Er
teilte ihr seine Bedenken darüber mit, dass dies, wenn
überhaupt, nur unter dem Einsatz von juristischen Kunstgriffen
möglich sei. Sie gab sich mit seiner Auskunft aber nicht
zufrieden.
    » Sir,
vielleicht ließe sich doch eine Möglichkeit finden. Es ist
mir wirklich ein großes Anliegen.«
    » Nun
gut!« David erhob sich, »ich werde die entsprechenden
Bände holen lassen. Wir können ja noch einmal nachschauen.
Für gewöhnlich findet sich in der Juristerei doch immer das
eine oder andere Schlupfloch. Ich bin nun selbst daran interessiert.«
    Er
gab die entsprechende Anweisung weiter und bald betrat Otis bepackt
mit schweren Folianten das Büro und stellte seine Fracht auf
einem fahrbaren Beistelltischchen ab. David bat noch um etwas Tee und
begann dann, die verschiedenen Gesetzestexte an den einschlägigen
Stellen aufzuschlagen. Normalerweise hätte er die Klientin
vertröstet und sich selbst um die entsprechenden Nachforschungen
bemüht. Aber in diesem Falle konnte er nicht widerstehen und
wollte Charlotte Brandon noch etwas länger in seinem Büro
halten. Er war sehr neugierig darauf herauszufinden, mit was für
einem Menschen er es zu tun hatte. Was war das Besondere an dieser
Frau? Was zog, außer ihrem reizvollen Äußeren,
seinen Bruder so in ihren Bann, dass er dafür alles zu geben
bereit war? John war alles andere als ein Narr, aber in diesem Fall
schien er bereit gewesen zu sein, buchstäblich alles für
diese junge Frau aufzugeben, was sein bisheriges Leben ausmachte.
    Charlotte
wandte sich ihm nun konzentriert zu und lauschte seinen Ausführungen.
Hin und wieder bat sie ihn um die Erklärung des einen oder
anderen

Weitere Kostenlose Bücher