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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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besonders schönes Beispiel
der englischen Landarchitektur. Ohne zu prunkvoll sein zu wollen,
strahlte das Gebäude Vornehmheit und exquisiten Geschmack bis
hin zur Anordnung des kleinsten Details aus.
    Kaum
hatte die Kutsche vor dem Haupteingang angehalten, als auch schon die
Tür aufging und der Hausherr auf die Schwelle trat. Sie waren
schon erwartet worden.
    Charlotte
fühlte, wie sie bei seinem Anblick leicht errötete und
ärgerte sich im gleichen Augenblick über sich selbst. Statt
sich Captain Battingfield zuzuwenden, begann sie ihrem Onkel
liebevoll die Hand zu tätscheln, der daraufhin erwachte.
    » Schon
da? Oh, ich fürchte, ich war wieder mal kein besonders
interessanter Gesprächspartner. Mögen die Damen mir
verzeihen!«, sagte er mit neckischem Lächeln und hatte
umso mehr Charlottes Sympathien. Da wurde auch schon der Verschlag
der Kutsche geöffnet. Charlotte ließ natürlich Lady
Millford den Vortritt, die in vollendeter Würde dem Gefährt
entstieg. Eilfertige Hände halfen ihrem Onkel, und dann stieg
Charlotte als Letzte aus. Captain Battingfield streckte ihr selbst
die Hand entgegen.
    » Ich
freue mich wirklich, Sie auf Dullham Manor begrüßen zu
können, Miss Brandon. Ich hatte allerdings keinen Zweifel, dass
Sie den Weg hierher augenblicklich finden würden, bei Ihren
beeindruckenden Fähigkeiten, auch in unbekannten Gefilden den
richtigen Pfad zu finden.« Er zwinkerte ihr zu und beugte sich
dann hinunter, um ihre Hand zu küssen. Eine zwar galante, aber
doch ein wenig zu vertrauliche Begrüßung, wie Charlotte
besorgt bemerkte. Sie war einigermaßen erleichtert, als er sie
endlich wieder losließ. Konnte er nicht etwas mehr Abstand
nehmen? Zwar empfand auch sie, jetzt, da er vor ihr stand, eine
ungewöhnliche Vertrautheit mit ihm und sie musste zugeben, dass
sie seine Nähe verunsicherte, aber verletzte er nicht erneut die
Schicklichkeit, indem er sie so ansprach? Unwillkürlich hielt
sie Ausschau nach ihrer Tante, die aber bereits Lady Battingfield
begrüßte. Hoffentlich hatte diese von der fast zu privaten
Begrüßung des Captains nichts mitbekommen.
    Er
hatte wohl gespürt, dass sie mit leichter Irritation auf seine
vertrauliche Begrüßung reagiert hatte und trat
augenblicklich und in vollendeter Höflichkeit einen Schritt
zurück.
    » Darf
ich Ihnen meine Gattin, Lady Battingfield, vorstellen, Miss Brandon?«
    » Ah,
meine liebe Miss Brandon! Ich freue mich, ein neues Gesicht in
unserer Einöde begrüßen zu dürfen.« Eine
Blondine von etwa dreißig Jahren mit einem sehr hübschen,
puppenhaften Gesicht, gekleidet in ein modisches Gewand aus Seide und
Chiffon, trat ihr mit ausgestreckten Händen entgegen.
    » Lady
Battingfield, ich bin hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Dem
möchte ich meinen herzlichen Dank für die Einladung
anfügen, es ist zu freundlich von Ihnen«, erwiderte
Charlotte artig und vom überaus gefälligen Äußeren
der Hausherrin beeindruckt.
    Lady
Battingfield hakte sie vertraulich unter und führte sie, gefolgt
von Captain Battingfield, ins Haus. »Ich hoffe, die Reise war
nicht zu anstrengend für Sie. Ich finde den Weg nach Millford
Hall sehr beschwerlich. Der Waldweg müsste wieder einmal in
Stand gesetzt werden, nicht wahr, mein Lieber?«, fügte sie
an ihren Gatten gewandt hinzu. Noch ehe dieser antworten konnte,
hatte sie aber bereits das Thema gewechselt.
    » Wissen
Sie, für meinen Geschmack haben wir viel zu wenig Besuch hier
auf Dullham Manor. Wir sind ja erst letzten Herbst hierhergezogen.
Vorher lebten wir in der Residenz meiner Familie in London, und die
übrige Zeit verbrachte ich auf dem Stammsitz meines Vaters,
Schloss Wellesley. Waren Sie auch schon in London? Eine wunderbare
Stadt! Das Landleben ist einfach nichts für eine Frau, finden
Sie nicht auch? Mein Mann war als Captain ja auch ständig auf
Reisen. Ach, es ist nicht leicht, die Frau eines Seemanns zu sein!
Zum Glück habe ich eine große Familie und Bekanntschaft,
sodass es mir an Zerstreuung nicht mangelte. Stellen Sie sich vor,
der Baron und ich sind nun schon fast zehn Jahre verheiratet und
haben uns in dieser Zeit kaum gesehen. Erst seit wir hier auf Dullham
Manor wohnen, haben wir mehr Gelegenheit dazu uns kennenzulernen,
obwohl mein Gatte auch hier sträflich wenig Zeit mit mir
verbringt. Immer ist er zu beschäftigt«, meinte Lady
Battingfield mit einem Seitenblick auf ihren Gatten, der ihre
tatsächliche Unzufriedenheit mit dem Landleben nur schlecht
verbarg. Doch dann

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