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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Stillen
streng und entzog ihm endlich entschlossen ihren Arm. Fast gekränkt
sah er sie daraufhin an, sagte aber nichts, sondern ging ihr voran
den Pfad hinauf. Charlotte blieb dicht hinter ihm. Die Sonne war fast
untergegangen und tauchte den Hügel, welchen sie auf der
sonnenabgewandten Seite erklommen, in Dunkelheit. Der kühle
Abendfrost sank nun schnell herab und ließ die junge Frau in
ihrem fadenscheinigen Mantel frösteln.
    » Ist
Ihnen kalt?«, fragte Battingfield besorgt. »Es ist etwa
noch zwei Meilen bis zum Observatorium. Dort ist es gut geheizt und
Sie können sich aufwärmen.«
    » Ja,
tatsächlich beginne ich etwas zu frieren«, gab Charlotte
zurück. »Ich sollte mir wirklich einen neuen Mantel
kaufen, denn bei der Garderobe, die mir meine Tante fertigen ließ,
war ein solch profanes Kleidungsstück nicht vorgesehen«,
fügte sie mit schiefem Lächeln hinzu. »Leider kann
ich mir, seit ich kein Lehrerinnengehalt mehr beziehe, solche
Ausgaben aber vorerst nicht leisten. Aber es wird ja jetzt auch bald
Frühling. Er liegt schon in der Luft.«
    » Ich
würde Ihnen gerne meinen Mantel anbieten, aber das lehnen Sie
sicher ab, wie ich Sie kenne.«
    » Richtig
erraten!«
    » Dann
lassen Sie uns einfach etwas zügiger gehen, damit Ihnen wärmer
wird.«
    » Eine
sehr gute Idee!«, pflichtete Charlotte bei, überholte
ihren Begleiter auf dem Weg und ging mit schnellen Schritten weiter,
während sie die Hände mit ihrem Atem zu wärmen
versuchte. Sie fing an zu keuchen, während sie den Hügel
erklomm, aber wenigstens wurde ihr dadurch wärmer. Allerdings
hatte sie Schwierigkeiten, in der hereinbrechenden Dunkelheit noch
den Weg zu erkennen. Aber das schien ihr gegenüber der Kälte
das kleinere Übel zu sein. Sie brauchte wirklich einen neuen
Mantel.
    » Seien
Sie vorsichtig!«, rief ihr der Captain zu. Sie hatte ihn mit
ihrem forschen Tempo inzwischen ein Stück weit hinter sich
gelassen. »Hier oben liegen Felsbrocken auf dem Weg, Sie
könnten hinfallen.«
    Kaum
hatte er ihr seine Warnung zukommen lassen, geschah es auch schon.
Charlotte konnte den Weg vor ihr im schwindenden Licht beim besten
Willen nicht mehr erkennen, stolperte über einen kindskopfgroßen
Stein, der mitten auf dem Pfad lag und stürzte mit einem
Schreckensschrei eine kurze, aber steil abfallende Böschung
hinunter. Dabei schlug sie schmerzhaft mit der linken Seite und dem
Hinterkopf auf und blieb, als sie schließlich zum Halten kam,
schwindelig und nach Luft ringend liegen.
    Battingfield
war im Nu bei ihr. »Um Gottes willen, Charlotte, ist dir etwas
geschehen?«, hörte sie ihn besorgt fragen, während er
sich neben ihr auf den Boden kniete.
    Mühsam
richtete sie sich mit seiner Hilfe auf und verbiss sich den
Schmerzenslaut, der ihre Kehle hinaufdrängte. Stattdessen
entwich ihr ein gepresstes Stöhnen. Battingfield nahm sie in die
Arme und half ihr wieder auf die Beine. Erst jetzt registrierte
Charlotte verwirrt, dass er sie eben beim Vornamen genannt hatte. Er
machte auch keine Anstalten, sie wieder loszulassen und war ihr
näher, als es ihr lieb sein konnte. So nah, dass sie warm seinen
Atem auf ihrer Wange spürte. Für einen kurzen Moment wagte
Charlotte nicht, sich in seinen Armen zu bewegen. Sie wusste selbst
nicht zu sagen, ob es John Battingfields Nähe war, die sie so
erstarren ließ oder ihre linke Seite, die stark schmerzte.
Dieser Schmerz brachte sie schließlich wieder zur Besinnung.
Sie fürchtete, sich ein paar Rippen angeknackst zu haben.
Vorsichtig versuchte sie durchzuatmen und stellte dabei erleichtert
fest, dass alles in Ordnung war. Sie hatte wohl einige üble
Prellungen, Abschürfungen und eine Beule am Hinterkopf
abbekommen, die ebenfalls höllisch wehtat, aber nichts, worüber
man sich sorgen müsste. Auch der kurze Schwindel hatte sich
wieder gelegt.
    » Das
ist mir furchtbar peinlich, Mylord!«, presste sie mit vor
Schmerz zusammengebissenen Zähnen hervor, während sie sich
höflich, aber mit Bestimmtheit aus seiner Umarmung befreite. Sie
musste unbedingt die verfängliche Situation beenden. Verlegen
flüchtete sie sich in einen kleinen Scherz: »Und ich habe
heute Mittag noch mit meiner Trittsicherheit beim Wandern geprahlt!
Hochmut kommt vor dem Fall, im wahrsten Sinne des Wortes!«
Battingfield, der sie nur widerstrebend losgelassen hatte, ging nicht
darauf ein. Schweigend musterte er sie weiterhin mit einem Blick, den
sie lieber als Besorgnis deuten wollte. Mit Nachdruck fügte sie
deshalb an: »Seien

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