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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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ist?«
    »Das kann
man so nicht sagen. Giftmorde sind heutzutage zum Glück selten, aber dafür auch
perfider. Manche giftige Substanzen hinterlassen keine auffälligen Spuren im Körper.
Deshalb sind sie nur schwer nachzuweisen.«
    »Angelina
könnte ihren Mann vergiftet und die Beseitigung der Leiche in Auftrag gegeben haben.«
    »Spekulieren
bringt uns hier nicht weiter«, tadelt er sie.
    »Hast du
etwas über Joes Bruder in Erfahrung bringen können?«, forscht sie unbeirrt weiter.
    »Ich habe
Rofflers Frau heute einen Besuch abgestattet. Herkules wohnt in demselben Haus,
im Untergeschoss. Offenbar hat sein Bruder ihm den Spitznamen Herkules verliehen,
weil er so muskulös ist. Getauft ist er auf Jakob.«
    Sie macht
eine erstaunte Miene. »Zwei Brüder, die zusammen wohnen. Scheint mir eher ungewöhnlich.«
    »In Rofflers
Haus gibt es mehr als genug Platz. Herkules hatte jahrelang Alkoholprobleme. Als
kein Entzug mehr half und er sich auf der Straße einquartierte, nahm ihn sein älterer
Bruder auf. Er hat ihm im Haus sogar einen Fitnessraum eingerichtet. Jetzt soll
er seiner Schwägerin zufolge keinen Alkohol mehr trinken, dafür tagein, tagaus Gewichte
stemmen. Er scheint übrigens eine Vorliebe für alte Klassiker wie Shakespeare, Goethe
und Schiller zu haben.«
    »Was nicht
heißt, dass er die Bücher auch gelesen hat«, unterbricht sie ihn.
    »Seiner
Schwägerin zufolge liest er sehr viel.«
    »Hat er
einen Job?«
    »Nein, aber
das scheint ihn nicht sonderlich zu stören.«
    »Wenn ich
dich richtig verstehe, so lebte er voll auf Joes Kosten?«
    »Auf jeden
Fall hat ihm sein Bruder regelmäßig Geld überwiesen.«
    »Wie hat
er Joes Tod aufgenommen?«
    »Dasselbe
habe ich Fessler von der Gemeindepolizei Meilen auch gefragt. Herkules soll kein
einziges Wort gesagt haben, war aber sehr aufgeregt, um nicht zu sagen aufgebracht.«
    »Profitiert
er von Joes Tod?«
    »Das kann
man wohl sagen. Gemäß Testament besitzt er im Haus lebenslängliches Wohnrecht. Außerdem
erbt er ein Drittel vom Vermögen seines Bruders.«
    »Somit kann
er sich unter die Millionäre einreihen. Aber was ist, wenn seine Schwägerin das
Haus verkauft?«
    »Dann müssen
die neuen Besitzer ihn übernehmen.«
    »Hat er
für die Tatzeit ein stichhaltiges Alibi?«
    »Nein, er
gibt vor, zu Hause gewesen zu sein.«
    »Ist er
motorisiert?«
    »Ja, er
fährt einen alten Geländewagen. Man könnte meinen, du verhörst mich«, kommentiert
er trocken. Dann fährt er mit ernster Stimme fort: »Versprich mir, dass du dich
dieses Mal aus dem Fall raushältst.«
    »Ich mache
keine Versprechen, die ich nicht halten kann«, gibt sie bestimmt zurück.
    Ihre Worte
missfallen ihm, doch er verkneift sich eine Bemerkung. Als ihre Augen ihn amüsiert
fixieren, vergeht sein Ärger. »Wenn du mich so anschaust, bist du unwiderstehlich.
Ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig, als dich festzunehmen.«
    »Nur, wenn
du mit mir die Zelle teilst.«
    »Vielleicht
gar keine so schlechte Idee«, erwägt er. Er beugt sich vor und greift nach ihren
Händen. Sie will mich genauso wie ich sie will, denkt er zufrieden. Ohne sie aus
den Augen zu lassen, lehnt er sich zurück.
    »Wie alt
ist dieser Herkules?«, horcht sie ihn weiter aus.
    »Fünfundvierzig.
Zehn Jahre jünger als sein Bruder. Offenbar ein Nachzügler.«
    »Was hältst
du von ihm?«
    Er reibt
sich die Stirn. »Schwer zu sagen. Verschlossen. Mürrisch. Vielleicht eine Spur autistisch.«
    »Hat er
eine Freundin?«
    »Nicht,
dass ich wüsste.«
    »Könnte
es sein, dass er in seine Schwägerin verliebt ist?«
    »Keine Ahnung.
Auf jeden Fall gelingt es ihr, zu ihm durchzudringen. Es ist mir übrigens nicht
gelungen, sie allein zu vernehmen. Er war immer anwesend.«
    »Vielleicht
glaubt er, Angelina beschützen zu müssen?«
    »Möglich.
Blöd ist der Mann auf jeden Fall nicht, eher verstockt.«
    »Und wie
steht Angelina zu ihrem Schwager?«
    »Schwer
zu sagen. Sie akzeptiert und respektiert ihn, weil er der Bruder ihres Mannes ist.
Aber mehr ist da bestimmt nicht.«
    »Konnte
sie dir sagen, wie die Beziehung zwischen den beiden Brüdern war?«
    »Sie meinte
nur, dass sie verschieden waren, aber wie richtige Brüder immer zusammengehalten
hätten.«
    »Ihre Antwort
ist typisch für eine Chinesin. In ihrem Kulturkreis hält die Familie zusammen, egal
was passiert. Jeder fühlt sich der Familiengemeinschaft verpflichtet, auch wenn
dafür die Privatsphäre geopfert werden muss.«
    Ein schwerer
Seufzer entringt sich

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