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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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eine falsche Fährte legen will, um
die Ermittler an der Nase herumzuführen.
    Sie gerät
immer mehr ins Grübeln. Vielleicht hasste Herkules seinen Bruder, der von Erfolg
gekrönt war. Als Bodybuilder hätte er auf jeden Fall die Leiche problemlos wegschaffen
können. Aber war er zu einer solchen Inszenierung imstande?
    Womöglich
bediente sich Angelina ihres Schwagers, um ihren Mann loszuwerden. Rache ist ein
gängiges Motiv. Auch denkbar, dass es ihr nur ums Geld ging.
     
    Werde mir den Stein ansehen , teilt
sie Valentin per SMS mit.
    Mach mir
keinen Blödsinn da draußen , schreibt er zurück.

33
     
    Die Sonne brennt vom Himmel, und
kein einziges Wölkchen trübt den Horizont, als sich Viktoria und Sascha auf den
Weg zum Pflugstein machen.
    Viktoria
mustert ihren Begleiter. Sein Gesicht spricht Bände: Unrasiert, dunkle Augenringe.
Wie wenig es doch braucht, um aus dem Gleichgewicht zu geraten, denkt sie betrübt.
     
    Das Erlenbacher Tobel begrüßt die
beiden mit lautem Vogelgezwitscher.
    Schweigend
wandern sie bachaufwärts. Der Pfad führt durch eine enge Waldschlucht, vorbei an
kleinen sprudelnden Wasserfällen und moosüberwachsenen Findlingen, über schmale
Stege und Brücken.
    Schon bald
fällt Sascha zurück. Als sie sich nach einer Weile nach ihm umdreht, sieht sie,
wie er ein Stück hinter ihr dasteht und in die Tiefe starrt.
    Sie setzt
sich im Schatten einer knorrigen Eiche auf einen mit Moos überwachsenen Stein und
beobachtet, wie er einen Notizblock aus seiner Umhängetasche zieht und zu zeichnen
beginnt.
    Sie lässt
ihm Zeit.
    Während
des Wartens muss sie unweigerlich an Iris denken, die ihr die Augen für die Schönheit
der Natur öffnete und sie lehrte, dafür empfänglich zu sein. Mit dem Feldstecher
Blumen und Insekten aus nächster Nähe zu betrachten und sich vom Mikrokosmos verzaubern
zu lassen, war Iris’ größte Leidenschaft gewesen.
    Ihre Gedanken
kreisen immer noch um ihre verstorbene Freundin, als Sascha neben ihr auftaucht.
    »Siehst
du den Milan dort drüben?«
    Sie folgt
seinem Arm und sieht, wie ein großer Vogel mit waagrecht ausgestreckten Schwingen
über ihnen kreist. Sofort zückt sie ihr Fernglas und beobachtet, wie der Vogel mit
dem Hakenschnabel und dem gegabelten Schwanz elegant auf einem Ast landet.
    Sascha lässt
sie einen Blick auf seinen Notizblock werfen, wo er den Milan mit ein paar wenigen
Strichen skizziert hat. Durch und durch Künstler, spricht er nicht gerne über seine
Eindrücke. Aber so wortkarg und verschlossen hat sie ihn noch nie erlebt.
    Schweigend
setzen sie ihren Weg fort. Die Sonne verströmt verschwenderisch ihr Licht und schon
bald ist Viktoria schweißüberströmt.
    Knapp eine
Stunde später erreichen sie den von hohen alten Bäumen umgebenen Pflugstein. Er
liegt oberhalb eines Bauernhofs, inmitten einer Weide.
    Sie staunt
über die Größe des Steins. Gute zehn Meter ragt er aus der Wiese. Über dem Zürichsee
thronend ist er umgeben von einer lieblichen Bilderbuchlandschaft. Talwärts der
See, an dessen Ufern sich ein Dorf ans andere reiht. Auf der gegenüberliegenden
Seeseite die Albiskette mit dem Albishorn, dahinter die Rigi und der Pilatus und
diesseits der bewaldete Rücken des Pfannenstiels.
    Während
Sascha den Pflugstein umrundet, muss sie erneut an Iris denken, die glaubte, dass
Findlinge, die weit entfernt von ihrem Ursprungsort gefunden wurden, in vorchristlichen
Zeiten als Kultsteine galten, bei denen die Menschen in Kontakt mit ihren Ahnen
traten und um Fruchtbarkeit baten.
     
    »Ich spüre Joe hier nicht«, unterbricht
Sascha ihre Gedanken. Er zündet sich nervös eine Zigarette an.
    »Vielleicht,
weil er nicht hier umgebracht wurde«, schlägt sie halbherzig vor. »Du rauchst wieder?«
    »Es beruhigt
mich«, rechtfertigt er sich. »Gestern Abend spät hat mich ein Polizist aufgesucht.
Er sagte mir, dass Joe vergiftet worden sei, er aber mit großer Wahrscheinlichkeit
nicht habe leiden müssen.« Seine Miene verdunkelt sich. »Ich wollte ihn sehen, um
mich von ihm zu verabschieden, doch sie erlauben es nicht.«
    »Sie werden
dafür sicher ihre Gründe haben. Sag mal, könnte es nicht Selbstmord gewesen sein?«
    »Auf gar
keinen Fall. Joe liebte das Leben, und das Leben liebte ihn«, erwidert er ohne zu
zögern.
    Als ihr
Handy klingelt, fährt er sie an: »Kannst du dein Gerät denn nie ausschalten?«
    Sie ignoriert
seinen Vorwurf und entfernt sich vom Stein.
    Wie immer
kommt Valentin gleich zur Sache. »Wo bist du?«
    »Beim

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