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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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ihm. »Tja, andere Länder, andere Sitten.«
    »Ich frage
mich, was für eine Art Mann dieser Joe wirklich war«, grübelt sie weiter.
    »Wir haben
inzwischen einige Personen aus seinem Arbeitsumfeld und Bekanntenkreis befragt.«
    »Und?«
    »Darüber
möchte ich nicht sprechen«, entgegnet er gähnend. Das Essen hat ihn müde gemacht.
    »Sascha
erzählte mir, dass Joe als Investment-Banker gearbeitet hat.«
    »Stimmt,
er war Partner in einer Privatbank. Er hat sich dort um die Transaktionen und Investitionen
seiner Kunden gekümmert.«
    »Wie chic.
Die Königsdisziplin unter den Finanzjongleuren«, knurrt sie schnippisch.
    »Nun, er
soll offenbar hohe Boni einkassiert haben.«
    »In der
Fachsprache nennt man dies ›erfolgsabhängige Prämien‹«, unterbricht sie ihn sarkastisch.
»Sie gehen in guten Jahren in die Millionen.«
    »Die Bank
bedauert seinen Abgang. Roffler habe ein untrüglich gutes Gespür fürs Geschäft gehabt
und auch im zwischenmenschlichen Bereich geglänzt.«
    »Zwischenmenschlich«,
faucht sie aufgebracht. »Was die wirklich sagen wollen ist, dass er es glänzend
verstanden hat, seine Kunden zu durchschauen und zu manipulieren.«
    Ihr Temperamentsausbruch
amüsiert ihn.
    »Ist es
nicht so, dass in diesem Geschäft die soziale und ethische Integrität völlig vernachlässigt
werden?«, kommt sie immer mehr in Fahrt. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ja, und
wie«, beteuert er und gähnt erneut.
    Sie wirft
ihr Haar zurück und fährt gereizt fort: »Zurzeit tut sich in der Investment-Branche
nicht viel. Mit dem gegenwärtig herrschenden schwierigen Kapitalmarkt wird die Bank
seinen Verlust bestimmt schnell verkraften.«
    »Da magst
du wohl recht haben.« Er schaut erneut auf seine Uhr.
    »Langweile
ich dich?«, fragt sie misstrauisch.
    Er kann
mit Gähnen nicht mehr aufhören. »Tut mir leid. Ich brauche dringend frische Luft.«
    »Du musst
schon gehen?«
    »Ja, leider.«
    »Nur noch
eine letzte Frage«, bettelt sie. »Habt ihr Joes Frauengeschichten überprüft?«
    »Wir sind
noch nicht so weit. Aber seine Sekretärin hat uns anvertraut, dass er beim weiblichen
Geschlecht sehr beliebt gewesen ist. In der Öffentlichkeit habe er sich aber nur
mit seiner Frau gezeigt.«
    Sie wirft
ihm einen spöttischen Blick zu. »Wie vorbildlich.«
    Er verlangt
die Rechnung.
    »Das hier
sind Glückskekse«, klärt sie ihn auf, als er den kleinen, in Zellophan eingepackten
Keks achtlos auf die Seite schiebt. »In jedem Keks gibt es eine Botschaft. Schau
nach«, drängt sie ihn.
    »Your life
will soon be blessed with the presence of love«, liest er
laut vor.

31
     
    Auf dem Weg zurück ins Kripo-Gebäude
surrt Möllers Handy. Es ist Rechtsmediziner Krümmel, der ihm mitteilt, dass Roffler
mit großer Wahrscheinlichkeit an einer Dosis Natrium-Pentobarbital gestorben ist.
    Dieses Gift
werde von den Sterbehilfeorganisationen für den medizinisch assistierten Suizid
verwendet, weil es sanft, sicher und schmerzlos ist und schnell wirkt, erklärt Krümmel.
Dieses sehr starke Schlafmittel führe in der entsprechenden Dosis in der Regel innerhalb
von wenigen Minuten zum Tod durch Einschlafen und Ersticken. Um sich das Mittel
zu beschaffen, brauche es allerdings ein ärztliches Rezept. Den Bericht werde er
noch heute Abend an die Kripo-Leitstelle durchfaxen.
    Nun geht
es endlich vorwärts, denkt Möller zufrieden. Morgen wird er veranlassen, dass alle
Apotheken im Kanton überprüft werden, auch die Sterbehilfeorganisationen.

32
     
    Mittwochmorgen.
    Viktoria
erwacht mit einem Schlag.
    Sie träumte
von ihrem Vater. Und in ihrem Traum war er so, wie sie ihn aus ihrer Kindheit kannte.
    An diesem
Morgen mag sie sich nicht wie gewöhnlich auf dem Hometrainer abstrampeln. Stattdessen
schaltet sie ihren Laptop ein. Zum Pflugstein findet sie im Internet diverse Einträge.
Die Rede ist von einem Findling, dem größten im Kanton Zürich. Dieser Stein soll
sich auf Herrliberger Boden befinden, unmittelbar oberhalb des Restaurants zum
Pflugstein , das jedoch bereits zu Erlenbach gehört. Doch was ihr Interesse weckt,
ist die Sage, die sich um diesen Findling rankt.
     
    In der Gegend des Steins wohnte
einst ein Zauberer , liestsie. Der hatte eine wunderschöne Tochter, die in
einen hübschen Burschen verliebt war. Der Vater mochte der Tochter ihr Glück jedoch
nicht gönnen und verbot ihr bei ihrem Tod, weiter mit ihrem Geliebten zusammenzukommen.
    Doch die
Liebe war mächtiger als das väterliche Gebot. Der Alte, dies ahnend,

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