Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
Vom Netzwerk:
traurig, dass in der Nacht das kurze Treffen
mit Valentin in einer Missstimmung geendet hat. Sein Rückzug nach Zürich hat sie
verletzt, mehr, als sie sich eingestehen will. Sie hätte auf ihr Gefühl hören und
Trix’ Behandlung ablehnen sollen.
    Sie greift
nach dem Handy und wählt kurzentschlossen seine Nummer.
    »Wo bist
du?«, fragt sie ihn, als er sich meldet.
    »In der
Kripo-Leitstelle.«
    »Hast du
Sascha festgenommen?«
    »Ich kann
jetzt nicht darüber sprechen.«
    Die Kühle
in seiner Stimme schmerzt sie. »Tut mir leid wegen gestern Nacht«, versucht sie
es erneut.
    »Ich muss
aufhängen. Ich rufe dich zurück.«
     
    Das kurze Gespräch hinterlässt einen
bitteren Nachgeschmack. Niedergeschlagen schickt sie sich an, die Zeitung zu holen.
Im Entree bleibt sie wie angewurzelt stehen. Bestürzt stellt sie fest, dass ihre
Handtasche nicht an ihrem gewohnten Platz auf dem Sideboard liegt. Auch im Wohnzimmer
kann sie sie nirgendwo finden. Als Nächstes fällt ihr auf, dass die Wohnungstüre
nur angelehnt ist.
    Plötzlich
fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. Valentin verließ die Wohnung, ohne abzuschließen,
da er keinen Schlüssel besitzt. Ein Einbrecher musste in der Nacht ins Haus und
dann in ihre Wohnung eingedrungen sein, während sie wie ein Stein geschlafen hat.
Sie überlegt fieberhaft: Der Haupteingang lässt sich von außen nur mit einem Schlüssel
öffnen. Wie also kam der Einbrecher ins Haus? War er wirklich so dreist gewesen
und hat bei allen Leuten geklingelt, bis ihn jemand ins Haus gelassen hat?
    Mit ihrer
Handtasche ist auch ihr Portemonnaie mit allen Ausweisen verschwunden. Erleichtert
stellt sie fest, dass der Hausschlüssel wenigstens noch im Schloss steckt. Auch
scheint außer ihrer Handtasche nichts zu fehlen.
    Dieser Zwischenfall
hat sie völlig aus der Fassung gebracht. Ermattet begibt sie sich in ihr Büro und
lässt telefonisch ihre Kreditkarten sperren. Aus Bequemlichkeit entscheidet sie,
die Polizei nicht zu benachrichtigen und die finanziellen Konsequenzen selber zu
tragen. Auch Valentin wird sie vom Einbruch nichts erzählen. Sie will nicht, dass
er sich deswegen Vorwürfe macht. Schließlich war letztlich alles ihr Fehler.
    Zuerst ihr
Velounfall, und jetzt auch noch dieser Diebstahl. Es stimmt, denkt sie trübsinnig,
ein Unglück kommt selten allein.
     
    Als ihr Handy kurze Zeit später
klingelt und das Display Trix’ Namen zeigt, ist sie versucht, es klingeln zu lassen.
Doch dann siegt das schlechte Gewissen.
    Trix erkundigt
sich nach ihrem Befinden und erklärt, dass es völlig normal sei, sich nach einer
Behandlung müde zu fühlen. Viktoria gibt sich kurz und beendet das Gespräch mit
dem Versprechen, sich wieder zu melden, sollte sich ihr Zustand wider Erwarten verschlechtern.
Dann geht sie hinaus auf die Terrasse und atmet tief durch. Doch sie findet keine
Ruhe. Ihre Gedanken spielen verrückt.
    Sie wählt
Saschas Nummer, um herauszufinden, ob die Polizei ihn festgenommen hat. Er nimmt
den Anruf an, was sie erleichtert zur Kenntnis nimmt. Er vertraut ihr an, dass sein
HIV-Test negativ verlaufen ist. Doch als sie anmerkt, dass ihm durch Joes Tod wenigstens
eine Ansteckung mit AIDS erspart geblieben sei, legt er wortlos auf.

49
     
    Auf der Quai-Brücke übers Geländer
gebeugt, den Kopf auf die Hände gestützt, beobachtet Valentin die Schwäne.
    Auch ihr
Vater war von den Schwänen fasziniert gewesen.
    Mit klopfendem
Herzen geht Viktoria auf ihn zu. Sie ist erleichtert, als er sie zur Begrüßung mitten
auf dem Trottoir in die Arme schließt. Für sie ein Zeichen dafür, dass er ihr nichts
nachträgt.
    Sie war
mit einem Treffen in der Stadt sofort einverstanden gewesen, als er sie kurz vor
Mittag zu Hause anrief.
    »Nanu, was
ist denn mit dir los?«, fragt er besorgt, da er ihre Tränen sieht.
    »Seit dem
Velounfall fühle ich mich so dünnhäutig.« Sie erzählt ihm von der Buße, zu der sie
in der S-Bahn auf dem Weg hierher verbrummt wurde, weil sie kein Ticket gelöst hatte
und bittet ihn, ihr ein bisschen Geld zu leihen. Den Einbruch verschweigt sie ihm.
    »Ich muss
besser auf dich aufpassen, sonst machst du mir da draußen eine Menge Dummheiten.«
Er legt beschützend den Arm um sie. »Komm lass uns ein paar Schritte gehen.«
    »Jedes Mal
wenn ich einen Schwan sehe, muss ich an meinen Vater denken«, bemerkt sie melancholisch.
»Sie waren in seinen letzten Jahren sein Lieblingsthema.«
    Er drückt
mit einem Nicken sein Verständnis aus. »Leider habe ich nur

Weitere Kostenlose Bücher