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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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mußte er sich um das Kind kümmern.
    Und danach mußte er begutachten, was die inzwischen zurückgekehrten Gesandten mitgebracht hatten. Er hoffte inständig, daß sie auf Talente gestoßen waren, die der Bruderschaft und ihrer großen Aufgabe dienlich sein konnten .
    Nachdem der Knabe das Tor geöffnet hatte, schien ihn aller Wille und jede Macht verlassen zu haben. Lammfromm hatte er sich von Salvat schließlich aus der Inneren Halle und in die Kammer der Schläfer führen lassen.
    Dort hatte Salvat das Kind in eine Art magisches Koma fallen lassen, um sich zu gegebener Zeit seiner anzunehmen. Freilich wäre es wichtig gewesen, das Geheimnis des Knaben umgehend zu ergründen. Aber andere Dinge, die Sicherung des Tores etwa, waren noch dringlicher gewesen.
    Jetzt aber wollte Salvat sich die nötige Zeit nehmen, um den Geist des Knaben zu erkunden; um in Erfahrung zu bringen, wer das Kind auf die frevelhafte Aufgabe vorbereitet und schließlich gesandt hatte. Und wer oder was auch immer dahinter stecken mochte, Sal-vat war sicher, daß seine eigene Macht der anderen überlegen sein würde. Der lange Schlaf des Kindes und die Aura der Kammer selbst mußten das Fremde zermürbt haben in den seither vergangenen Tagen.
    Die niedrige Pforte der Kammer war so unscheinbar wie alle anderen. Keine noch so geringe Besonderheit ließ Unbeteiligte, die ohnedies nie ihren Fuß in dieses Labyrinth setzen würden, erahnen, welche Geheimnisse sich dahinter verbargen.
    Salvat löste die Riegel der Bohlentür und drückte sie auf.
    Vages Zwielicht, das aus den Wänden sickerte, erfüllte die Kaverne, die, abgesehen von einer Anzahl steinerner Liegestätten, leer war.
    Leer waren auch jene altarähnlichen Felsblöcke, die sich im Kreis um einen weiteren in ihrer Mitte reihten. Auf jenem zentralen hatte Salvat vor Tagen das Kind zur Ruhe gelegt.
    Nun jedoch war diese Liegestatt so verlassen wie alle anderen.
    Das Kind war verschwunden!
    Salvats zornbebender Schrei war von solcher Macht, daß er das Labyrinth unter dem Kloster wie unirdischer Donner erfüllte.
    *
    Die Dunkelheit wich nur zu einem kleinen Teil, als April Dorn die Augen öffnete. Weder wußte sie, wo sie war, noch wie sie hierher gekommen war.
    Ihre jüngste Erinnerung -
    Das Entsetzen, das diese Erinnerung barg, war so frisch und lebendig, daß April sich regelrecht davon angesprungen und niedergerissen fühlte.
    Sie war blind - und tot ...?
    Nein, unmöglich. Sie sah, wenn auch nicht sehr viel, und sie atmete, konnte sich bewegen. Wie zur Probe krümmte sie einen Finger nach dem anderen, schabte mit den Nägeln über harten Untergrund.
    Und so empfand April trotz der fremdartigen Umgebung eine nie gekannte Erleichterung, fühlte sich annähernd wie neugeboren. Zugleich jedoch keimten Zweifel in ihr, ob dieses »zweite« Leben denn auch lebenswert sein mochte.
    Denn sie fand sich wieder inmitten eines Raumes, der an Kahlheit und Ödnis kaum zu überbieten war. Die Wände bestanden aus nacktem Fels. Von irgendwoher drang vage Helligkeit herein, gerade genug, um erkennen zu lassen, daß sich die Einrichtung der Kammer in der hölzernen Pritsche erschöpfte, auf der sie lag.
    »May ...!«
    Der Name ihrer Schwester entfuhr April als leiser Schrei, kaum laut genug, daß man ihn jenseits der Bohlentür hören würde.
    Die eigene Stimme schien die Wirkung einer Initialzündung für April zu haben. Die Erinnerungen brandeten in ihr hoch mit der Macht einer Flutwelle, und sie waren ebenso erstickend und beklemmend. Schwer atmend und mit hämmerndem Herzen versuchte April die Bilder zu ordnen. Doch sie brachte kaum Sinn hinein.
    Da war der Besuch der seltsamen Asiatin gewesen. May hatte darauf »reagiert«. Und sie, April, hatte die Schwester nicht aufhalten können, nicht dieses Mal. Dann jedoch hatte die Fremde ins Geschehen eingegriffen, auf unbeschreibliche, schreckliche Weise, und dann - April wußte nicht, was dann passiert war. Sie spürte lediglich, daß all das schon eine Weile, die nicht nur ein paar Stunden betrug, zurücklag, und daß sie sich nicht mehr am Ort jener Geschehnisse befand, sondern weit, sehr weit davon entfernt.
    Wie war sie hierhergekommen? Wer hatte sie hergebracht?
    Unweigerlich fielen ihr die Worte der Asiatin wieder ein.
    Ich bin gekommen, um euch zu holen ...
    Wie auch immer - die Fremde (hatte sie sich nicht Lyn Shaa genannt?) hatte ihren Worten offenbar Taten folgen lassen.
    Nur - wo war May? Hatte man sie etwa nicht entführt? War sie am Ende

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