Pforten der Hoelle
hatte.
Vielleicht schon nach dieser Nacht .
Denn diese Nacht mochte der erste Schritt sein hin zu weltweitem Ruhm. Der Reichtum, den man gemeinhin gerne in einem Atemzug mit Ruhm nannte, interessierte Dashiell Rooney (Dash Roon!) eher weniger. Geld würde ihm eine angenehme Begleiterscheinung bedeuten, mehr nicht.
Warum er sich gerade jetzt, in dieser Situation, mit solcherlei Gedanken befaßte, leugnete er sich selbst gegenüber ab, obgleich er den Grund tief in sich sehr wohl kannte.
Hätte er nämlich darüber nachgedacht, wäre ihm der selbstmörderische Wahnsinn seines Unternehmens verdammt hart auf den Magen geschlagen, befand er sich doch mehr als zweieinhalb Kilometer über dem Erdboden, in eiskalter Nacht, wo er sein Leben ein paar Metern Aluminiumgestänge und knapp sechs Quadratmetern Kunststoffgewebe anvertraut hatte!
Fauchend schnitt sich der Gleiter seine Bahn durch die Nacht über den Abruzzen, einem schwarzen Drachen gleich, der Dash Roon in seinen Fängen hielt.
Oh, er hatte schon durchaus ähnliche Aktionen hinter sich gebracht, seit er seine Odyssee durch die Lehrsäle etlicher Universitäten beendet und seine verschiedensten Studien endgültig an den Nagel gehängt hatte, um die graue Theorie aller Forschung gegen hautnahe Praxis einzutauschen. Aber nie zuvor hatte er sich mitten in der Nacht, nur an einem Gleitdrachen hängend, von einem Berggipfel gestürzt, auf dem er sich zuvor von einem Helikopter hatte absetzen lassen - wohl wissend, daß er das Ziel nicht allein mit der Beherrschung seines Fluggeräts erreichen konnte, sondern obendrein noch eine Portion Glück dazu brauchen würde - eine geradezu unverschämt große Portion Glück!
Andererseits hatten ihm all jene anderen Versuche auch nicht den erhofften Erfolg und die daraus resultierende Anerkennung eingetragen. Wer Überdurchschnittliches erreichen wollte, mußte Überdurchschnittliches wagen - das war Dash Roons Motto; zumindest seit heute Nacht ...
Er drängte die aufkeimende Angst, die ihm die gewaltige Entfernung zur Meeresspiegelhöhe einflößen wollte, zurück und gab sich statt dessen dem Gefühl hin, das Nahrung in der bloßen Nähe seines Ziels fand.
Von seiner momentanen Warte aus wirkte es wie ein lichtschluckendes, riesengroßes Loch, das schräg unter ihm in der Nacht klaffte. Tatsächlich war es »nur« ein Berg, gewaltig und feindselig, vom Fuße aus schier unbezwingbar. Deshalb hatte Dash Roon diesen unkonventionellen Weg ersonnen, um den Gipfel zu erreichen - den Gipfel und das, was sich dort verbarg, vielleicht schon seit Menschengedenken.
Das geheimnisumwobene Kloster .
Nur eine Handvoll Menschen schien überhaupt von seiner Existenz zu wissen. Dash Roon gehörte dazu, wenn er sich das Wissen darum auch nur erschlichen hatte, nachdem er durch Zufall auf eine entsprechende Spur gestoßen war.
Er hatte sich im Rahmen seiner Suche nach lohnenswerten Zielen praktischer Forschung unter anderem mit den Geheimkulten der Welt befaßt, mit den Templern etwa - und auch mit der Illuminati, einem freimaurerischen Geheimorden, der im 18. Jahrhundert ins Leben gerufen worden war.
Das zumindest glaubte alle Welt, sofern sie überhaupt davon wußte, und auch Dashiell Rooney hatte daran nicht gezweifelt - bis er anderslautende Aufzeichnungen entdeckt hatte, in einem vergesse-nen Winkel einer staubigen Privatbibliothek. Diesen handschriftlichen Dokumenten zufolge existierte die Illuminati gewissermaßen in doppelter Ausführung - zum einen gab es da den »offiziellen« Orden, der den selbstgeschaffenen Legenden und Mysterien nach aus dem Geheimen die Welt regierte; und zum anderen schien ein weiterer Bund diesen Namen zu tragen. Eine Organisation, über deren Sinn und Ziele der unbekannte Autor der Aufzeichnungen nur Vermutungen hatte anstellen können. Aber was er da niedergeschrieben hatte von wegen »Wächter eines Weltentores« und »stärkste Armee auf Gottes Erde« - es hatte in Dash Roon mehr als bloße Neugierde geweckt auf diese »wahren Illuminaten«.
Seither folgte er ihrer spärlich markierten Fährte.
Schließlich hatte ihn die Spur in den Vatikan geführt. Dort war er freilich gegen Mauern des Schweigens gerannt, zunächst jedenfalls. Denn letztlich war auch der Vatikan nur ein Staat, und in jedem Staat ließ sich mit Geld und Kontakten allerhand bewegen. Über beides verfügte Dash Roon in genügendem Maße, denn sein Vater, seines Zeichens Inhaber der weltweit operierenden Rooney Inc. hatte sich ob
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