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Phantasmen (German Edition)

Phantasmen (German Edition)

Titel: Phantasmen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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das Haarteil auf einen Sessel und hakte sie ebenfalls unter. So trat sie zwischen Emma und mir ins Treppenhaus. Ich hatte das Gefühl, dass sie kaum noch aus eigener Kraft stehen konnte. Der Weg hier herauf musste sie ihre letzten Reserven gekostet haben.
    Tyler eilte an uns vorbei und schaute sichernd über die Brüstung. »Ist noch jemand im Haus?«
    »Nein.« Die Frau sah durch die offene Tür zurück zu Salazars Geist.
    »Wenn ich sterben muss, dann hier«, sagte sie leise. »Haven will mich noch heute Nacht fortbringen. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Haven. War er der Anführer des Lionheart-Trupps? Der Mann, den wir vor der brennenden Sternwarte beobachtet hatten?
    Emma öffnete das Gitter der Aufzugkabine. Ich führte die Alte hinein und gab Tyler mit einem Wink zu verstehen, dass er die Treppe nehmen sollte.
    »Beantworten Sie uns ein paar Fragen und wir helfen Ihnen.«
    Die alte Frau stieß ein heiseres Lachen aus. Aber sie war viel zu schwach, um sich ernsthaft zu widersetzen.
    Ich wollte auf den Knopf für das Erdgeschoss drücken, doch die Frau legte ihre Hand auf meine. »Nicht dorthin. Sie können uns durch die Fenster sehen. Besser ins Arbeitszimmer. Im zweiten Stock.«
    »Das ist zu nah an seinem Geist. Und Sie wissen das genau.«
    Als sie mich ansah, hatte ich keinen Zweifel mehr, dass sie ohne Wimpernzucken unseren Tod in Kauf genommen hätte.
    Emma rechnete schneller als ich. »Der erste Stock ist weit genug entfernt.«
    Ich drückte den Knopf. »Dann dorthin.«
    Als wir den Lift verließen, schloss Tyler zu uns auf, blieb aber im Hintergrund. Noch einmal erwachte ein Rest von Gegenwehr in unserer Begleiterin, sie wollte sich losreißen und zurück in den Aufzug, aber Emma und ich hielten sie fest. Mein schlechtes Gewissen hatte sich endgültig verabschiedet.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich.
    »Ich bin Teresa Salazar«, sagte sie kühl. Ihr Stolz war ungebrochen.
    »Esteban Salazars Frau?«
    »Was wisst ihr schon über meinen Mann!«
    »Wir wissen von den Experimenten«, sagte Tyler. Ich warf ihm einen überraschten Blick zu.
    »Ihr wisst gar nichts«, gab die Frau zurück, während wir auf eine offene Tür zusteuerten. »Ihr kommt hierher und brecht in mein Haus ein, während Haven sich da draußen aufführt wie der Diktator einer Bananenrepublik.«
    Hinter der Tür im ersten Stock lag die Bibliothek des Hauses, ein lang gestreckter Raum, an dessen Wänden weitere Plakate hingen. Am beeindruckendsten war ein Porträt in Öl, das Salazar im Alter zeigte, weißhaarig wie auf Molinas Fotografie. Sein dunkler Blick schien uns auf Schritt und Tritt durchs Zimmer zu folgen.
    Einige Bücherregale dienten als Trennwände zum hinteren Teil des Raumes. Es roch nach Papier und Leim, nach Leinen und Leder. Tyler ging an den Reihen entlang und vergewisserte sich, dass sich niemand in den Schatten verbarg.
    Vor dem Kamin stand ein scharlachroter Ohrensessel mit Seidenkissen, die einzige Sitzgelegenheit im ganzen Raum. Emma und ich führten Teresa Salazar dorthin. Sie wollte nicht mit dem Rücken zum Porträt ihres Mannes sitzen, also drehten wir den Sessel für sie herum. Tyler trat in einen Erker und spähte durchs Fenster in die Nacht hinaus. Ich war nicht sicher, glaubte aber, dass in dieser Richtung das Solarfeld lag. Lichtreflexe umspielten sein Profil.
    Emma lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand neben dem Kamin, nur zwei Schritte von Teresa Salazar entfernt. Ich schloss die Tür bis auf einen schmalen Spalt und blieb dort stehen, um auf verdächtige Geräusche im Haus zu achten.
    »Das hier kann ganz schnell gehen«, sagte Tyler. »Wenn Sie uns sagen, was Sie wissen, setzen wir Sie in den Aufzug nach oben zu Ihrem Mann. Sobald Sie ausgestiegen sind, schicke ich Ihnen den Revolver mit dem Lift hinterher. Uns bleibt dann genug Zeit, um von hier zu verschwinden.«
    Sie hörte ihm zu, sah dabei aber mich an. »Was habt ihr mit Haven zu schaffen?«
    »Nichts«, antwortete ich. »Wir wollen ihm genauso wenig begegnen wie Sie.«
    »Er war bereits hier«, sagte sie. »Gestern Nachmittag. Und er wird wiederkommen, hat er gesagt, wenn er da unten fertig ist.«
    »Wer ist er?«
    »Ein käuflicher Soldat, wie seine ganze verfluchte Bande.«
    Tyler verließ den Erker und kam herüber. »Was ist mit den zwölf Passagieren aus dem Airbus geschehen?«
    Sie hatte nichts mehr zu verlieren und hätte uns einfach die Wahrheit sagen können. Aber noch war sie nicht bereit dazu. Sie sah hinauf zum Porträt

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