Phantasmen (German Edition)
Land.«
»Wusste nicht, dass du jetzt Fachmann für Obstanbau bist.«
»Ich bin Fachmann dafür, mir vom Colonel nicht den Arsch aufreißen zu lassen. Deshalb sag ich dir, lass uns hier abhauen. Ich werde ganz sicher nicht auf diesem verschissenen Kontinent zurückbleiben, wenn die Maschine startet.«
War das der Grund, warum sie Haven noch immer gehorchten? Weil er ihnen die einzige Chance bot, in ihre Heimat zurückzukehren? Das mochte zumindest für die Amerikaner unter ihnen gelten.
»Die Mumien randalieren wieder«, sagte plötzlich eine knisternde Stimme über Funk. Nicht Haven, sondern einer seiner Unterführer. »Macht, dass ihr zurückkommt!«
Tylers Gesicht war so angespannt, als müsste jeden Moment die Haut unter den dunklen Bartstoppeln reißen. Er federte leicht in den Knien, um aufzuspringen, sobald der Söldner noch näher kam.
Durch einen Spalt zwischen den Kisten erkannte ich die Schultern des Mannes und einen Teil der Waffe.
»Es gibt Probleme mit dem Flugzeug«, sagte die Funkstimme.
»Fuck!«, fluchte der Mann im Waggon.
Der Söldner draußen sagte: »Carl hier. Was für Probleme?«
Knistern und Rauschen, dann wieder die Stimme: »Irgendwas mit den Turbinen. Sie können’s reparieren, sagen sie.«
»Das hoffe ich.«
»Dauert aber ein paar Stunden.«
»Haven wird durchdrehen«, sagte der Mann unmittelbar vor uns und wandte sich zur Tür. »Vielleicht sollten wir besser noch eine Weile hier bleiben.«
»Hey, komm jetzt!«
» Du musst ja nicht mit ihm im Wagen sitzen!«
»Du gleich auch nicht mehr, weil die Scheißwagen dann weg sind!«
Wieder fluchte der Mann. »Ich hätte in Afrika bleiben sollen. Lieber ein paar Löwen abknallen, als mir diesen Mist noch einen Tag länger anzuhören.«
Emma berührte meinen Arm. Ich bewegte zitternd einen Fuß, um mein Gleichgewicht zu halten. Meine Zehen stießen gegen etwas. Im ersten Moment dachte ich, es wäre Tylers Ferse. Dann sah ich die Orange, die wie in Zeitlupe aus unserem Versteck kullerte, geradewegs in den Lichtstreif.
Im nächsten Moment verschwand sie aus meinem Blickfeld.
»Abmarsch!«, erklang nun Havens Stimme über Funk. »Auf der Stelle!«
»Da hast du’s«, sagte der Mann im Freien. »Hauen wir ab.«
Der Söldner im Waggon entfernte sich Richtung Tür.
Ganz vorsichtig beugte ich mich vor und blickte um die nächste Kiste. Die Orange war noch immer in Bewegung, rollte gemächlich durch die Lichtbahn auf dem Boden.
Der Mann blieb stehen.
»Haven mag der beste Kommandant sein, den ich jemals hatte«, sagte er zu seinem Gefährten, »aber er ist auch der übergeschnappteste.«
»Hier, nimm das Funkgerät und sag’s ihm selbst. Er wird ganz wild sein auf Komplimente.«
Der Söldner trat in den Türrahmen und blickte zurück in den Waggon.
Die Orange wurde von der Dunkelheit seines Schattens verschluckt.
Er fluchte noch einmal, dann wandte er sich um und sprang ins Freie. Die Waggontür blieb offen, als sich die beiden Männer auf den Rückweg zum Konvoi machten.
Emmas Gesicht glühte und auch mir lief der Schweiß in die Augen. Tylers Wangenmuskeln traten wie Taue hervor. Ganz langsam richteten wir uns auf und schoben die Masken nach oben.
»Tut mir leid«, sagte ich mit Blick auf die Orange, die jetzt wieder mitten im Licht lag.
»Nein, mir«, sagte Emma. »Ich hab sie mitgenommen.«
Ich nahm Tylers Hand und sah ihm in die Augen. »Selbst seine Männer halten ihn für einen Irren. Was hast du jetzt vor?«
Er wandte den Kopf zur Seite, aber nur kurz. Dann begegneten sich unsere Blicke wieder. »Ich weiß es nicht.«
»Aber ich«, sagte Emma.
Wir beide sahen sie fragend an.
In der Ferne sprangen die ersten Motoren an. Der Konvoi setzte sich in Bewegung.
»Vielleicht gibt’s im Bahnwärterhäuschen noch Strom«, sagte Emma.
Tyler nickte. »Ich glaube, da war ein Generator.«
Die Hubschrauber rasten über den Zug hinweg und wurden dann leiser. Sie hätten längst drüben am Flugplatz landen können, aber sie blieben bei Havens Konvoi. Wahrscheinlich folgten die Wagen jetzt den Schienen nach Süden, bis sie einen Übergang fanden.
»Strom«, wiederholte ich. »Und das hilft uns wie genau?«
Emma klopfte auf den Rucksack. Auf Orangen. Auf den Laptop mit der Disc. »Mumien-TV.«
31.
Erst nach einer Ewigkeit landeten die Hubschrauber auf der anderen Seite der Mauer. Vermutlich war nun auch die Kolonne nach ihrem Umweg dort eingetroffen.
Tyler verließ den Waggon und lief zum Bahnübergang. Wenig später
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