Phantom der Tiefe
schien. Von dort, wo Takim bereits war .
Plötzlich bedauerte Kaya doch, ihn vorbeigelassen zu haben.
Die Fackel in ihrer Faust erlosch genau in dem Moment, als sie aus dem Schacht heraus in die unterirdische Kaverne schwamm. Finsternis schloß sich wie eine Schale um Kaya, aber ohne die geringste Verunsicherung ließ sie die nutzlos gewordene Fackel fallen, löste eine neue von ihrem Gürtel und entzündete diese.
Verwundert sah sie in . Kemers, nicht in Takims Gesicht!
Kemer trug keinen Helm. Er trug nicht einmal Kleidung.
»Ich wollte es dir schon früher gestehen«, sagte er weich. »Seit ich dich gesehen habe, kann ich an nichts anderes mehr denken als an dich!«
Er schwieg.
Der Duft dieses trunken machenden Parfums, erkannte Kaya in plötzlicher Erkenntnis, kommt aus seinem Mund!
Er war auch nicht mehr so mager, nicht mehr so gezeichnet von Strapazen. Und die Finger an seinen Händen waren auch wieder vollzählig.
Sie seufzte.
Nein, dachte sie. Ich darf nicht...
Er löste sich von ihr, entfernte sich den Korridor hinunter.
»Bleib .«
Mehr als ein Hauch verließ ihren Mund nicht. Eine einzige Kerze brannte in dem Gang, in dem sie stand. Barfüßig. Und nackt.
Sie blickte an sich herab. Ihre Brüste waren, wie sie es sich immer gewünscht hatte: voll und fest ...
Ein Stückweit den Korridor voraus stand eine Tür offen. Im Zimmer dahinter erblickte sie ein mit Blüten geschmücktes Bett.
Sie blieb nicht länger stehen, sondern eilte Kemer hinterher.
Kemer.
Er hatte sie von Anfang an fasziniert. Der Glanz seiner Augen. Die Art, wie er sie angeschaut hatte .
Der Boden flog förmlich unter Kaya hinweg. An den Wänden hingen Bilder, die ihr vorher nicht aufgefallen waren. Sie erhaschte Blicke darauf und erkannte auf einem Sardre, dessen Mund sich bewegte, was eigentlich unmöglich war. Aber zu Kayas Erleichterung blieb er stumm. Sie verstand nicht, was er sagte, aber es war sicher nichts Freundliches.
Auf einem anderen Bild lächelte Finik. Kaya riß es im Vorbeilaufen zu Boden. Es zerbrach. Blut quoll heraus und bildete eine Lache.
Ihr wurde warm. Hitze wallte in ihren Lenden. Die Bilder zu beiden Seiten des Ganges verschwammen. Nur noch geradeaus hatte sie einen klaren Blick.
Geradeaus endete der Korridor.
Kaya taumelte in den dahinterliegenden Raum.
Er war stockfinster. Bis Kemer ein Streichholz anriß und an einen Kerzendocht hielt.
Kemer war jetzt muskulös und braungebrannt. Seine schwarzen Augen leuchteten vor Begehren, beinahe heller als das Licht, in dem das Bett ruhte.
»Ich ...«, setzte Kaya an. Dann wußte sie nicht mehr, was sie hatte sagen wollen.
Kemer ließ sich rückwärts auf die Blüten sinken, die das Laken bedeckten. Er breitete die Arme aus.
»Ich habe solche Sehnsucht«, flüsterte er.
Seine Worte formten Bilder in Kayas Kopf. Bilder, die vorwegnahmen, was erst noch geschehen mußte: Leidenschaftliche Küsse. Zungen, die das Salz des anderen schmeckten. Streichelnde Hände, die gaben und nahmen. Sein schwellendes Geschlecht . Ihr brennender Schoß .
Die Kerze erlosch, als würde ein Wind sie ausblasen. Aber es wur-de nicht dunkel, es blieb hell, nur auf andere Weise und - unerträglich .
Kaya schwamm in der tödlichen Brühe. Unter ihr - fast wie die Gräten eine skelettierten Fischs - glomm das Wrack der Arche zu ihr empor.
Das - Wrack - der -
In ihrem Kopf schien sich etwas zusammenzuziehen, als ertrüge es den Anblick nicht. Kaya mußte an Tersane denken und an dessen verwirrten Zustand, in dem er aufgegriffen worden war. Aber sie konnte den Blick weder lösen, noch das uralte steinerne Schiff in seiner Gesamtheit überschauen.
Sie merkte, wie nahe sie ihm während ihres Blackouts gekommen war. Und dachte: Es sieht aus wie ein Gewächs. Als hätte das Holz, ehe es versteinerte, Triebe und Wurzeln gebildet, die sich im umgebenden Gestein verankerten, eins wurden mit dem Berg .
... und irgendwann haben sich die Unterschiede verwischt. Wurde Holz selbst zu Stein. Wurde die Arche zu . zu .
Sie merkte, daß ihr Wissen fehlte, unabdingbares Wissen, um die Schlußfolgerungen zu Ende zu führen.
Das Wrack unter ihr wirkte so gewaltig, daß ihr der Verdacht kam, niemand könne es überblicken. Niemand könne es überhaupt als Schiff erkennen.
Die Fläche, die unter ihr lag, war rund, wenngleich zerklüftet. Sie berührte zu allen Seiten den Fels. Der erste Eindruck - der eines von seinen Planken entblößten Wracks - war völlig dahin.
Und in der Mitte der
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