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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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möchte ich hinzufügen –, rühren sie keinen Finger.« »Wann wurde bei Ihnen eingebrochen? Und was hat das mit meiner Abteilung zu tun?«
    »Wenn ich nicht wäre, hättet ihr Jungs noch nie was von Eiderdaunen gehört. Als ich dem Cop erzählte, daß die Weste, die mir unter anderem geklaut wurde, fünfhundert Dollar gekostet hatte – und das, obwohl sie runtergesetzt war –, wissen Sie, was er da sagte?«
    »Ich habe keine Ahnung, Sir.«
    »Er sagte: ›Womit ist die denn gefüttert – mit Kokain?‹ Und ich sagte: ›Nein, Sherlock – mit Eiderdaunen.‹ Und er schaute mich an wie ein Mondkalb.«
    Wesley schaltete das Tonbandgerät ab, auf dem wir die Aufnahme des Gesprächs abgespielt hatten. Wir saßen in meiner Küche. Lucy war in den Fitneßclub gefahren.
    »Hilton Sullivan meldete den Einbruch am Samstag, dem 11. Dezember«, sagte er. »Er war verreist gewesen. Wir wissen also nicht, wann der Einbruch tatsächlich stattfand.«
    »Wo wohnt der Mann?« erkundigte ich mich.
    »In der Innenstadt, in der West Franklin. Die Eigentumswohnungen in dem Haus kosten von hunderttausend aufwärts. Sullivan wohnt im Erdgeschoß. Der Dieb stieg durch ein ungesichertes Fenster ein.«
    »Ziemlich unvorsichtig, im Parterre keine Alarmanlage zu haben«, meinte ich. »Was wurde gestohlen?«
    »Schmuck, Geld, die besagte Daunenweste – und ein Zweiundzwanziger-Revolver. Natürlich muß das nicht heißen, daß Sullivans Waffe diejenige ist, mit der Eddie Heath, Susan und Donahue erschossen wurden – aber ich glaube, daß wir feststellen werden, daß es so ist, denn es steht außer Frage, daß unser Mann den Einbruch beging.«
    »Wie das?«
    »Es wurden Fingerabdrücke gefunden. Aber die Mordfälle hatten Priorität, und deshalb blieben die Abdrücke des Einbruchs liegen. Pete holte sie sich sofort nach Sullivans Anruf, und Vander ließ sie durch AFIS laufen. Es dauerte nur drei Sekunden, bis er das Ergebnis hatte.«
    »Er landete bei Waddell?«
    Wesley nickte.
    »Wie weit ist es vom Spring-Street-Gefängnis zu Sullivan?«
    »Ein Katzensprung. Ich glaube, der große Unbekannte kam von dort.«
    »Überprüfen Sie die kürzlich Entlassenen?«
    »Ja, schon, aber ich bin sicher, daß der Bursche, den wir suchen, nicht auf normalem Weg entlassen wurde. Ich denke, Donahue ließ einen Häftling unter der Hand frei – und die erste Tat seines Günstlings war der Einbruch bei Sullivan.«
    »Warum sollte Donahue das tun?«
    »Meiner Meinung nach brauchte er jemanden für einen Spezialauftrag, und er betraute einen Gefangenen damit. Aber er machte einen Fehler: Seine Wahl fiel auf einen Mann, der sich nicht an die Direktiven hielt. Ich glaube nämlich nicht daß es in Donahues Absicht lag, daß jemand getötet wurde. Als Jennifer Deighton umgebracht wurde, muß er ganz schön erschrocken sein.«
    »Wenn es so ist, wie Sie sagen, dann liegt die Vermutung nahe, daß er es war, der bei mir im Büro anrief und sich als Jennifer Deightons Bruder ausgab: Er wollte wissen, ob sie ermo rdet worden war.«
    »Sehr gut möglich. Ich nehme an, Donahue wollte ihr Haus durchsuchen lassen, vielleicht nach Briefen von Waddell, aber sein Mann lief aus dem Ruder.«
    Ich dachte an die viereckigen Abdrücke im Teppichboden des Wohnzimmers. »Möglicherweise hat er sie in ihrem Wohnzimmer auf den Eßzimmerstuhl gesetzt und ihr von hinten den Arm um den Hals gelegt, um sie dazu zu bringen, ihm das gesuchte Versteck zu verraten.«
    »Er ist ganz offensichtlich ein Sadist: Es könnte sein, daß er sie zwang, ihre Weihnachtsgeschenke auszupacken, bevor er sie sich vornahm.«
    »Und weshalb täuschte er den Selbstmord vor?« fragte ich.
    »Ich glaube, er hält sich für ungeheuer gerissen und macht sich einen Spaß daraus, mit der Polizei zu spielen. Dafür sprechen auch die entfernten Bißspuren bei Eddie Heath. Wegen Fingerabdrücken braucht er sich ja keine Gedanken zu machen – die werden bei einer Überprüfung nicht ihm zugeordnet. Die Änderung des AFIS-Eintrags war wahrscheinlich Donahues Idee, und Waddell lag als Tauschobjekt nahe, denn er stand kurz vor der Hinrichtung. Als würde die Polizei durch etwaige Abdrücke entweder zu einem Toten geführt oder ins Leere, falls Waddells Unterlagen bereits gelöscht waren.«
    Ich starrte ihn entgeistert an.
    »Was ist los?«
    »Benton, ist Ihnen klar, was das bedeutet? Die Manipulation in AFIS fand vor Waddells Hinrichtung statt. Demnach setzte Donahue seinen Mann vor der Hinrichtung auf freien

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