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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Dafürhalten nach nur eine Erklärung: Er hat sich übergeben und über der Toilettenschüssel abgestützt. Was meinen Sie – bereute er seine Tat?«
    »Daraus, daß er saubermachte, kann man zweierlei schließen: Entweder war es eine Art von Wiedergutmachung, oder er versuchte, die Spuren zu verwischen. Auch dafür, daß er sich erbrochen hat, sehe ich zwei mögliche Gründe: Entweder revoltierte sein Magen, weil er zuviel Dope erwischt hatte oder weil ihm bewußt geworden war, was er getan hatte. Ich tendiere zur zweiten Version.«
    »Erinnern Sie sich, wie Eddie Heath an die Mülltonne gelehnt war?«
    »Die Fälle gleichen sich zwar wie in einem Spiegel, aber etwas stört mich.«
    Noch während er sprach, wurde mir klar, was es war. »Ein Spiegelbild!« stieß ich hervor. »In einem Spiegel sieht man alles seitenverkehrt!«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Erinnern Sie sich daran, wie wir die Tatortfotos des Naismith-Falles mit dem Diagramm verglichen, auf dem Eddie Heaths Position eingezeichnet war?«
    »Sehr gut sogar.«
    »Sie sagten, die Verletzungen des Jungen und die Umstände, unter denen er gefunden wurde – bis hin zu den neben ihm aufgeschichteten Kleidern – stellten ein Spiegelbild des Szenarios bei Robyn dar. Die Bißwunden an der Innenseite ihres Oberschenkels und ihrer Schulter befanden sich auf der linken Körperseite, während Eddies Verletzungen auf der rechten Seite waren.«
    »Und?« Wesley verstand noch immer nicht.
    »Das Foto von Robyn, das dem Szenario bei Eddie Heath am meisten ähnelt, ist das ihrer nackten Leiche, die an das große Fernsehstandgerät gelehnt dasitzt.«
    »Richtig.«
    »Ich vermute, daß Eddies Mörder dieses Foto als Vorbild nahm, jedoch nicht bedachte, daß sie ihm gewissermaßen gegenübersaß, bei ihm also rechts war, was bei ihr links war.«
    »Eine einleuchtende Theorie.« Wesley nickte. Das Telefon klingelte.
    »Tante Kay!« rief Lucy aus der Küche. »Es ist Mr. Vander.«
    »Wir haben ein Ergebnis!« eröffnete Neils mir.
    »Und?« fragte ich aufgeregt »Ist der Fingerabdruck auf Jennifer Deightons Eßzimmerstuhl von Waddell?«
    »Nein, ist er nicht!«

12
    In den folgenden Tagen gab ich Nicholas Grueman meine Bankauszüge und alle gewünschtenUnterlagen. Der Leiter der Gesundheitsbehörde zitierte mich zu sich und legte mir nahe zu kündigen, und die Pressekampagnen nahmen kein Ende. Aber ich war inzwischen wenigstens um einiges klüger.
    Es war eindeutig Ronnie Joe Waddell gewesen, der am Abend des 13. Dezember auf dem elektrischen Stuhl starb.
    Offenbar war seine SID-Nummer vor seinem Tod gegen eine andere ausgetauscht, die SID-Nummer der ausgewechselten Person jedoch gelöscht worden. Das bedeutete, daß ein Ge waltverbrecher frei herumlief, der bei seinen Morden keine Handschuhe anziehen mu ßte, denn seine Fingerabdrücke würden als die eines Toten identifiziert werden. Wir wußten auch, daß dieses todbringende Individuum etwas besaß, das mit Eiderdaunen gefüttert war, aber das brachte uns nicht weiter – bis zum 3. Januar.
    An jenem Morgen erschien im »Richmond Times-Dispatch« ein Artikel über Eiderenten, deren Daunen und ihren Reiz für Diebe. Um dreizehn Uhr vierzehn erhielt Officer Tom Lucero, der angebliche Leiter der scheinbar mit der Aufklärung diesbezüglicher Fälle betrauten Dienststelle, den dritten sachbezogenen Anruf.
    »Hallo, mein Name ist Hilton Sullivan«, sagte eine Männerstimme.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?« Das war Luceros Baß.
    »Ich habe in der Morgenzeitung gelesen, daß Sie für die Aufklärung der Diebstähle von Sachen zuständig sind, die mit Eiderdaunen gefüttert sind.«
    »Das ist richtig.«
    »Ich bin ganz schön sauer, das kann ich Ihnen sagen!« Er wurde lauter. »In dem Bericht steht, daß seit Thanksgiving im Raum Richmond aus Geschäften, Privathäusern und Autos Daunendecken, Schlafsäcke, Anoraks und so weiter geklaut wurden, und der Reporter zitiert eine Menge geschädigter Leute.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Sullivan?«
    »Offenbar hat der Reporter die Namen von Ihnen bekommen.«
    »Und?«
    »Wieso komme ich nicht in dem Artikel vor?«
    »Wie bitte?«
    »Das dachte ich mir. Sie haben keine Ahnung.«
    »Tut mir leid, Sir, ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Typisch! Bei euch weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut. Irgend so ein Arschloch bricht bei mir ein, und abgesehen davon, daß die Cops überall schwarzen Puder verstreue n – an einem Tag, an dem ich weißen Kaschmir trug,

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