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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Wesley versuchte, ihn dazu zu bewegen, zum Arzt zu gehen oder wenigstens ein paar Tage auszuspannen, aber er ließ sich nicht überreden.«
    Am liebsten hätte ich Marino auf der Stelle angerufen, doch ich wußte, daß das nicht klug gewesen wäre. Ich wechselte das Thema: »Worüber hast du mit Michele sonst noch gesprochen? Gibt es etwas Neues über AFIS?«
    »Nichts Gutes. Wir haben alles mögliche probiert, um herauszufinden, mit wessen SID-Nummer die von Waddell vertauscht wurde, aber alle Einträge, die zur Löschung freigegeben waren, sind längst auf der Platte überschrieben worden. Wer auch immer die Fälschung begangen hat, war clever genug, danach eine komplette Sicherungskopie zu erstellen. Das bedeutet, daß wir aus den SID-Nummern keine alten Zustände rekonstruieren können, um zu sehen, wer unter den SID-Nummern erscheint. Für gewöhnlich kann man drei bis sechs Monate zurückgehen, in diesem Fall aber nicht.«
    »Da war ganz offensichtlich ein Fachmann am Werk.«
    Plötzlich wurde mir bewußt, wie selbstverständlich es mir erschien, daß Lucy bei mir war. Sie war nicht länger ein Gast oder ein nervenaufreibendes kleines Mädchen.
    »Wir müssen deine Mutter und Großmutter anrufen«, sagte ich.
    »Heute abend?«
    »Nein, aber bald: Wir müssen wegen deiner Rückkehr nach Miami mit ihnen sprechen.«
    »Das College fängt erst am siebten wieder an, und wenn ich die ersten paar Tage versäume, macht das überhaupt nichts. Du weißt, was für eine gescheite Nichte du hast.«
    Ich lächelte. »Paß nur auf, Hochmut kommt vor dem Fall!«
    Am nächsten Morgen um halb neun rief ich Rose an. »Wi e sieht’s aus?« fragte ich.
    »Schrecklich! Dr. Wyatt konnte nicht aus Roanoke rüberkommen, weil es in den Bergen schneit und die Straßenverhältnisse katastrophal sind. Fielding mußte deshalb gestern ganz allein vier Obduktionen machen, und außerdem hatte er einen Gerichtstermin und wurde zu allem Überfluß auch noch an einen Tatort gerufen.«
    »Der Ärmste! Es ist offenbar höchste Zeit, daß wir etwas unternehmen. Mein alter Kollege Dr. Jansen ist jetzt als Pathologe in Charlottesville. Rufen Sie ihn an, vielleicht kann er uns vorübergehend unter die Arme greifen.«
    »Eine gute Idee.«
    »Was macht Stevens?«
    »Der ist nicht viel hier. Er meldet sich immer so vage ab, daß keiner genau weiß, wohin er geht. Ich vermute, daß er auf Jobsuche ist.«
    »Er ist sich hoffentlich darüber klar, daß ich ihm kein Emp fehlungsschreiben mitgeben werde.«
    »Das sollten Sie aber – damit wir ihn loswerden.«
    »Bitte rufen Sie im DNS-Labor an: Donna muß den Antrag auf die Untersuchung von Susans ungeborenem Kind bei sich liegen haben.«
    Rose schwieg. Ich spürte ihre Bestürzung durchs Telefon.
    »Es tut mir leid, das zur Sprache bringen zu müssen«, sagte ich sanft.
    Sie atmete tief durch. »Wann haben Sie die Untersuchung angefordert?«
    » Ich habe es gar nicht getan, Dr. Wright hat es gemacht, da er die Obduktion durchführte. Deshalb habe ich auch keine Kopie erhalten. Aber ich brauche sie, und zwar schnell. Und ich möchte, daß Sie sie bei Donna abholen.«
    »Und dann?«
    »Dann legen Sie sie in den Kasten, in dem alle Kopien von Laboranforderungen und Laborberichten zum Sortieren ge s ammelt werden.«
    Ich merkte an Roses Schweigen, daß sie gerne nach dem Grund für diese Maßnahme gefragt hätte, aber sie tat es nicht. Ich verabschiedete mich von ihr und blätterte gerade im Telefonbuch, als Lucy in die Küche kam. Sie war barfuß und trug noch den Sweatsuit, in dem sie geschlafen hatte. Sich die Augen reibend, wünschte sie mir einen guten Morgen und begann, im Kühlschrank herumzukramen, während ich mit dem Zeigefinger an einer Namenskolonne entlangfuhr. Es waren vierzig »Grimes« verzeichnet, doch keine »Helen«. Dafür stand dreimal ein »H.« hinter dem Familiennamen, einmal als erster und zweimal als zweiter Vorname.
    »Was machst du?« Lucy stellte ein Glas Orangensaft auf den Tisch und setzte sich zu mir.
    »Ich versuche, jemanden ausfindig zu machen.« Ich griff zum Hörer. Alle drei »Grimes« erwiesen sich als Enttäuschung.
    »Vielleicht ist sie verheiratet«, meinte Lucy.
    »Das glaube ich nicht.« Ich rief die Auskunft an und ließ mir die Nummer des neuen Gefängnisses in Greensville geben.
    »Warum glaubst du das nicht?«
    »Intuition.« Ich wählte. »Ich möchte bitte Helen Grimes sprechen«, erklärte ich der Frau an der Vermittlung.
    »Ist sie ein Häftling?«
    »Nein,

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