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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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als sie aber Cheryls Arm hob, sah sie überall Blut.
    »Oh, Gott!« schrie sie. Aus Cheryls Mund und Nase floß das Blut in Strömen. Jennifer drehte sie auf den Rücken und bemerkte, daß die Haut um ihre Augen schwarz und blau war, als ob sie geschlagen worden wäre. An ihren Beinen war noch mehr Blut, das unter dem Krankenhaushemd durchkam.
    Ein paar Sekunden lang war Jennifer wie betäubt. Dann stürzte sie zum Rufknopf für die Schwester und drückte ihn wiederholt. Cheryl hatte sich immer noch nicht bewegt. Jennifer gab den Knopf auf, rannte zur Tür und rief wie außer sich um Hilfe. Marlene erschien fast sofort, drückte sich an Jennifer vorbei, die sich gegen die Wand des Korridors lehnte und die Hände gegen den Mund preßte. Mehrere andere Krankenschwestern eilten in das Zimmer. Dann stürzte jemand hinaus und sandte ein Notsignal über das zuvor stille Kommunikationssystem.
    Jennifer fühlte, wie jemand ihren Arm nahm. »Mrs. Schonberg. Können Sie uns sagen, was passiert ist?«
    Jennifer wandte sich Marlene zu. An der Wange der Krankenschwester klebte Blut. Jennifer spähte in das Zimmer. Sie versuchten, Cheryl Mund-zu-Mund-Beatmung zu geben.
    »Wir redeten gerade«, sagte Jennifer. »Sie hat sich über nichts beklagt. Sie hat nur betrunken geklungen. Als sie versuchte, aus dem Bett zu steigen, ist sie zusammengebrochen, und dann war da all das Blut.«
    Mehrere Ärzte, einschließlich Dr. Stephenson, kamen den Korridor herunter gelaufen und eilten in Cheryls Zimmer. Bald erschien ein weiterer Arzt mit etwas, das wie eine Beatmungs-Maschine aussah. Marlene verließ Jennifer und half ihm, sie in das Zimmer zu manövrieren. Jennifer lehnte sich gegen die Wand; sie fühlte sich schwindlig. Sie war sich vage der Tatsache bewußt, daß auch andere Patienten in den Türen ihrer Zimmer standen.
    Zwei Krankenpfleger erschienen mit einem Rollbett. Einen Augenblick später sah Jennifer Cheryl zum letztenmal, als sie in das Behandlungszimmer zurückgebracht wurde. Über ihr schockierend weißes Gesicht war eine Atemmaske befestigt. Zumindest ein Dutzend Menschen umgaben sie und riefen Anweisungen.
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte Marlene, die plötzlich vor Jennifer auftauchte.
    »Ich glaube schon«, sagte Jennifer. Ihre Stimme war klanglos wie die Dr. Stephensons. »Was ist denn mit Cheryl los?«
    »Ich glaube nicht, daß das schon jemand weiß«, sagte Marlene.
    »Sie wird doch sicher in Ordnung kommen«, sagte Jennifer eher als Feststellung denn als Frage.
    »Dr. Stephenson ist einer unserer besten«, sagte Marlene. »Warum kommen Sie nicht zur Sitzecke gegenüber dem Schwesternzimmer. Ich möchte nicht, daß Sie hier alleine sitzen.«
    »Meine Tasche ist noch in Cheryls Zimmer« sagte Jennifer.
    »Warten Sie hier. Ich hole sie«, sagte Marlene.
    Nachdem sie ihr die Tasche gebracht hatte, nahm Marlene Jennifer mit zur Sitzecke und bot ihr etwas zu trinken an, aber Jennifer versicherte ihr, es gehe ihr gut.
    »Wissen Sie, was sie jetzt tun werden?« fragte Jennifer, wenn sie auch nicht sicher war, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
    »Das steht ganz im Gutdünken der Ärzte«, sagte Marlene. »Sie werden sicherlich den Fötus herausnehmen. Davon abgesehen weiß ich es nicht.«
    »Verursacht das Baby das Bluten?«
    »Sehr wahrscheinlich. Das Bluten wie auch den Schock. Das ist der Grund, warum sie es herausnehmen müssen.«
    Nachdem sie sich von Jennifer hatte versprechen lassen zu rufen, wenn sie irgend etwas brauchte, ging Marlene wieder an ihre Arbeit. Alle paar Minuten winkte sie jedoch Jennifer zu, und Jennifer winkte zurück.
    Jennifer hatte Krankenhäuser nie gemocht, und diese Erfahrung bestätigte ihre langjährige Abneigung.
    Fast eine Stunde war vergangen, bevor Dr. Stephenson wieder auftauchte. Sein Haar klebte ihm auf der Stirn, sein Gesicht war verzerrt. Jennifers Herz setzte einen Schlag aus.
    »Wir haben getan, was wir konnten«, sagte er und setzte sich ihr gegenüber.
    »Ist sie…« begann Jennifer, die sich fühlte, als ob sie bei einer Soap Opera zusehe.
    Dr. Stephenson nickte. »Sie ist tot. Wir haben sie nicht retten können. Sie hatte DIK, Diffuse Intravasculäre Verbrauchskoagulopathie. Das ist eine Krankheit, die wir wirklich nicht allzu gut verstehen, gelegentlich tritt sie in Verbindung mit Abtreibungen auf. Wir haben nur einen einzigen Fall davon hier in der Julian-Klinik gehabt, und glücklicherweise ging es der Patientin gut. Bei Cheryl wurde die Situation jedoch durch

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