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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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er gut aussah. Sogar verdammt gut in Colins Augen. Schmale Lippen. Halblanges, gelocktes blondes Haar, das Colin so gern durcheinanderbrachte, und hellgrüne Augen, die durch die Dunkelheit im Wagen im Augenblick farblich gar nicht zu erkennen waren. Mikael war einfach perfekt für ihn und Colin musste nicht überlegen, um sich daran zu erinnern, wodurch er ihm vor fünf Jahren aufgefallen war. Dieses sanfte Lächeln, das Mikael nur dann im Gesicht hatte, wenn er sich unbeobachtet fühlte, hatte den Ausschlag gegeben. Ein Lächeln, das Colin nie mehr vergessen würde, selbst wenn sie eines Tages getrennte Wege gingen.
    „Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte Colin leise und zwang sich den Blick abzuwenden, um aus dem Fenster zu sehen.
    „Lass dich überraschen“, antwortete Mikael genauso leise und bog an der nächsten Kreuzung ab. „Willst du darüber reden?“
    „Nein.“ Colin stutzte und seufzte dann. Das war wieder so typisch er. Was wäre denn so schlimm daran, mit Mikael darüber zu reden? „Doch... Vielleicht... Ich weiß nicht...“ Er überlegte eine Weile, um dann wieder zu Mikael zu sehen, der schwieg. Aber irgendwie sah er ihn dabei auch an, obwohl sein Blick auf die Straße gerichtet war. „Wie machst du das?“, fragte Colin irritiert.
    Mikael grinste. „Du meinst gleichzeitig fahren und dabei ein Auge auf dich haben?“ Colin nickte. „Eines meiner vielen Talente.“
    „Pfft“, machte er daraufhin, was Mikael kurz lachen ließ.
    „Ich warte auf den richtigen Moment.“
    „Den richtigen Moment?“, hakte er verständnislos nach.
    Mikael nickte. „Du musst Dinge immer erst mit dir selbst klären, bevor du bereit bist, darüber zu reden. Das war schon so, als wir uns kennenlernten, und ich warte darauf, dass der Moment kommt, an dem du dich entscheidest, mit mir zu reden oder eben nicht.“
    „Das siehst du mir an?“, fragte Colin völlig verblüfft und Mikael nickte erneut. „Wie?“
    „Schwer zu erklären“, antwortete Mikael und bog erneut ab. „Nicht immer, aber sehr oft, sehe ich dir deine Gefühlslage direkt an. Du sagst vielleicht nicht viel, aber du sprichst dafür mit den Augen umso mehr. Ich weiß nicht, ob Andere das auch erkennen, aber ich sehe dir meistens an, wie du dich entscheidest, und gerade hast du beschlossen, dicht zu machen, weil dir das unheimlich ist.“
    „Verdammt!“, platzte aus Colin heraus, weil Mikael den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Der lachte daraufhin und fuhr auf einen Parkplatz, der außer ein paar vereinzelt stehenden Fahrzeugen leer war. Colin sah sich um und war überrascht, als er erkannte, wo sie waren. „Fairmount Park?“, fragte er und sah Mikael an, der mit den Schultern zuckte, bevor er die Autotür öffnete und sagte,
    „Ein Spaziergang ist immer gut, um auf andere Gedanken zu kommen.“
    Da hatte Mikael nicht Unrecht, es war jedoch recht ungewohnt für Colin, denn sie waren bisher nie einfach so spazieren gegangen. Im Allgemeinen trafen sie sich irgendwo, wenn Mikael ihn nicht direkt von zu Hause abholte. Colin runzelte daher zuerst die Stirn, stieg dann aber aus und folgte Mikael, nachdem der den Wagen verriegelt hatte. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, aber es war kein unangenehmes Schweigen. Mit Mikael konnte er schweigen, obwohl das gegenüber Anderen wohl merkwürdig geklungen hätte. Er wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert, als Mikael plötzlich seine Hand nahm.
    „Hältst du das für eine gute Idee?“, fragte Colin und sah sich unauffällig um, während er gleichzeitig überlegte, ob er den Griff lösen sollte oder nicht. Im nächsten Moment fiel ihm wieder ein, was sie gestern auf dem Parkplatz getan hatten. „Shit.“
    „Was?“
    „Der Parkplatz. Unser Kuss.“
    „Was ist damit?“
    Colin sah Mikael ungläubig an. „Meinst du das Ernst?“
    „Es war abends und in der Ecke von Philadelphia gehe ich nicht einkaufen. Wer hätte mich dort erkennen sollen? Wer sollte es hier tun?“, hielt Mikael dagegen und hatte auch damit Recht. Wohl war Colin trotzdem nicht. Er kam allerdings nicht zu einem erneuten Einspruch. „Lass uns einfach für eine Weile so tun, als wären wir ein normales Paar.“
    Was sollte das denn jetzt wieder werden? Colin verkniff sich ein Seufzen und sagte stattdessen, „Das sind wir schon allein deswegen nicht, weil wir Männer sind.“
    „Seit wann hast du etwas gegen Schwule?“
    Colin schnappte entrüstet nach Lust. „Ich habe nichts gegen...“ Der Rest

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