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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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gerötete Wangen, roch den Alkohol und den kalten Rauch von unzähligen Zigaretten, der an seinem Neffen haftete, und auf einmal war alles wieder da. Devin, die wilde Party, der viele Alkohol und dann der Unfall, der seinen besten Freund beinahe getötet hatte. Colin sah rot.
    „Hast du sie noch alle? Ich erlaube dir auf eine Party zu gehen und du säufst?“
    Kilian schluckte sichtlich. „Onkel Colin...“
    „Halt den Mund, Kilian! Du bist erst fünfzehn. Fünfzehn, verdammt noch mal! Du darfst nicht trinken. Keinen Tropfen und das aus sehr gutem Grund. Was bildest du dir eigentlich ein, dich zu besaufen? Hast du vergessen, was mit Devin passiert ist? Willst du so enden? In einem Autowrack um einen Baum gewickelt und fast tot?“, schrie er und musste sich beherrschen, Kilian keine Ohrfeige zu verpassen. „Verschwinde in dein Zimmer. Ich will dich nicht mehr sehen, hast du verstanden?“
    Eine weitere Aufforderung brauchte Kilian nicht und im nächsten Moment schlug die Tür zu dessen Zimmer zu. Colin verschwand wütend in sein eigenes Zimmer und warf ebenfalls die Tür hinter sich zu. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Die erste Party und dann so was. Natürlich war ihm bewusst, dass Teenager heutzutage sehr früh alles Mögliche ausprobierten, aber Colin wusste eben auch, wo das enden konnte und deshalb riss er nun doch das Fenster auf, um sich mit einer Zigarette zu beruhigen.
    Am Ende waren es zehn, bis Colin sich soweit gesammelt hatte, dass er das Fenster schloss und rüber zu Kilian ging, um zu sehen, ob der etwas brauchte, und vor allem, um sich zu entschuldigen, weil er ihn angebrüllt hatte. Kilians Zimmer war allerdings leer. Vielleicht war sein Neffe im Badezimmer. Colin lauschte, konnte aber kein Wasser laufen hören. Unter der Dusche war Kilian nicht. Dann eben die Küche, entschied er und wandte sich ab.
    Den Zettel auf dem Bett bemerkte Colin mehr aus dem Augenwinkel, und ihm wurde eiskalt, als er begriff, was er da sah. Er hatte es damals in Irland genauso machen wollen, Gwen zuliebe aber darauf verzichtet. Colin nahm das gefaltete Blatt mit zitternden Fingern vom Bett und klappte es auseinander.

    'Es tut mir leid.
    Du brauchst nicht nach mir zu suchen.
    Ich finde mich schon zurecht.
    Kilian'

    „Oh Gott“, flüsterte Colin entsetzt und rannte in sein Zimmer, um sein Handy zu greifen und Devin anzurufen, der nach dem zweiten Klingeln abnahm. „Kilian ist weg. Ich habe ihn angebrüllt, weil er betrunken nach Hause kam und jetzt denkt er, ich würde ihn nicht mehr haben wollen und ist weg. Er hat mir einen Zettel dagelassen, dass ich ihn nicht suchen soll und...“
    „Moment, Colin. Stopp!“, unterbrach Devin ihn rigoros. „Lass mich erstmal wachwerden. Du holst jetzt tief Luft und dann sagst du mir genau, was passiert ist.“
    Colin tat es und ließ nichts aus. Als er ihren Unfall von damals erwähnte, schnaubte Devin zwar, sagte aber nichts. Das musste sein bester Freund auch gar nicht, denn mittlerweile war Colin bewusst, dass er völlig überzogen reagiert hatte. Deswegen hatte er sich ja auch bei Kilian entschuldigen wollen. Colin stöhnte gequält auf, als ihm klar wurde, was das eigentlich hieß. Ein Fünfzehnjährigen allein in einer Stadt wie Philadelphia. Und das Freitagnacht. Ohne Geld, ohne Schutz, ohne...
    „Mein Gott, wenn ihm etwas passiert. Er ist doch erst fünfzehn.“
    „Ruf' Adrian an!“, forderte Devin energisch. „Ich kann ihn nicht mit dir suchen, das weißt du, und ich lasse Mum und Dad in ihrem Alter nicht nachts durch die Stadt fahren. Philadelphia ist nicht gerade ein sicheres Pflaster. Wie wäre es denn, wenn du die Jungs aus der Werkstatt anrufst?“ Devin schwieg kurz. „Obwohl... Besser nicht. Die Tratschtanten machen daraus sonst was für eine Story, und ich glaube kaum, dass das beim Jugendamt einen guten Eindruck machen würde.“ Devin seufzte. „Und die Cops machen erst was nach vierundzwanzig Stunden, das kannst du dir also auch sparen.“
    „Hätte ich ihn bloß nicht angebrüllt.“ Colin fuhr sich frustriert durch die Haare.
    „Das hast du aber und zwar zu Recht. Er ist fünfzehn und sich ins Koma zu saufen steht nicht auf deinem Erziehungsplan. Über deine Wortwahl könnte man streiten, aber dafür ist es jetzt eh zu spät. Ruf' Adrian an. Er kann am schnellsten... Augenblick mal, was ist mit Mikael? Kann er dir nicht helfen?“
    „Gute Idee. Ich melde mich, sobald ich was weiß“, sagte Colin und legte auf, um Mikael anzurufen. Es

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