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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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lachen musste.«
    »Ein Befehl dieser Art kann nur von Stalin kommen«, sagte ich.
    »Der Schwede hat mir erklärt, wie solche Dinge laufen. Stalin bleibt offenbar immer bis spät auf und säuft wie ein georgischer Muschik. Dabei hat er womöglich etwas darüber gesagt, dass der Krieg in Spanien verloren sei und die letzte Hoffnung wäre, Franco auszuschalten. Irgendwer aus dem Politbüro hat das dann am nächsten Tag seinen Untergebenen erzählt, und so wurde ein Befehl daraus.«
    »Der aber immer noch von Stalin ausging.«
    »Wie würdest
du
Franco umbringen, Guy?«
    »Mir wurde dieser Spezialauftrag nicht erteilt, sondern dir. Du musst einen Weg finden. Und auch gucken, wie du anschließend Land gewinnst.«
    »Ich kann nicht glauben, dass zwei alte Freunde aus Cambridge wie wir so ein Gespräch führen. Du weißt, wie empfindlich ich auf B-B-Blut reagiere. Zum T-T-Teufel, es ist
eine
Sache für die Guten zu spionieren, aber eine ganz
andere,
den bösen Jungs, die ihnen nicht gefallen, das Licht auszuknipsen.«
    »Lass deinen Ärger nicht an mir aus. Ich bin nur der Bote.« Einige der Matronen sahen in unsere Richtung, und ich deutete mit einer Handbewegung an, dass sie besser daran täten, sich wieder auf Afrika zu konzentrieren. »Was hat der Schwede dir erzählt?«
    »Er meinte, ich solle so tun, als sei ich begeistert und begierig darauf, alle Befehle auszuführen, wenn ich nur wüsste, wie. Er riet mir, über Francos Sicherheitsmaßnahmen zu berichten, ganz so, als hätte ich tatsächlich vor, ihn zu töten. Er meinte, bis ihnen klar würde, dass ich dem Auftrag nicht gewachsen sei, wäre der Krieg vorbei und Franco außer Reichweite in Madrid.«
    »Und? Hast du Berichte über Francos Sicherheitsmaßnahmen geschrieben?«
    »Natürlich. Franco ist von andalusischen Leibwächtern umgeben. Die sind seit der Zeit bei ihm, als er die spanischen Truppen im Rifkrieg in Marokko angeführt hat. Ich habe geschildert, wessen es bedarf, um zu ihm vorgelassen zu werden. Dazu brauchst du einen P-P-Pass und zwei zusätzliche, bestätigende Identifikationsdokumente. Und wenn Franco seinen Palast in Burgos verlässt, fahren etwa zwölf bis fünfzehn völlig gleiche Autos in seinem Konvoi, die ständig die Position wechseln. Selbst wenn du weißt, in welchem Wagen er zu Beginn saß, hast du keine Ahnung, wo er drei Minuten später ist.«
    »Ich habe gelesen, dass Stalin es genauso macht.« Ich senkte die Stimme für den Fall, dass die Matronen beschlossen, uns für interessanter zu halten als Afrika. »Teodor sagte, er habe ein Dutzend Telegramme zu deiner Situation nach Moskau geschickt. Wenn er in der Klemme steckt, dann, weil er dich verteidigt hat. Er hat ihnen erklärt, du seist ein talentierter junger britischer Aristokrat, der sich als Marxist versteht und aus Gewissensgründen für die internationale kommunistische Bewegung arbeitet, nicht etwa wegen des Geldes oder weil du dazu gezwungen wirst. Die Antwort der Zentrale lautete: ›Nur das Proletariat hat ein Gewissen‹. Teodor bestand darauf, dass du mit deinen Berichten aus Francos Umfeld ausgezeichnete Arbeit leistest. Im Übrigen seist du bei aller Bereitschaft, der Sache zu dienen, nun mal nicht für Mordaufträge ausgebildet und man könne nicht von dir erwarten, ein Attentat zu begehen. Ich fürchte, das alles muss er jetzt in der Lubjanka erklären, während wir hier gemütlich im Rock Hotel sitzen. Der neue Resident, Teodors alter Stellvertreter, hat offenbar etliche der Telegramme über dich gegengezeichnet, was er jetzt bitter bereut. Er fürchtet, seine gute Meinung von dir wird gegen ihn verwendet werden.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Dass Teodor zurückbeordert wurde, habe ich erfahren, als ich ihn im Regent’s Park treffen wollte, einen Steinwurf vom Zoo entfernt, und ein anderer auf seinem Platz saß. ›Keine Angst‹, sagte der Fremde. ›Ich bin Ihr neuer Resident. Mein Vorgänger ist nach Moskau zurückbeordert worden.‹ Er stellte sich als Gorski vor. Ich habe keinen Schimmer, ob das sein Vorname oder Nachname ist, oder überhaupt ein richtiger Name. Das Gespräch kam schnell auf dich. Er wusste, dass wir alte Freunde aus Cambridge sind, und sagte, ich solle nach Gibraltar fahren, um dir die Wachablösung zu erklären …«
    »Aber warum treffe ich dich hier in Gibraltar, Guy, und nicht wie gewohnt den Schweden in Biarritz?«
    Wahrscheinlich habe ich geseufzt. »Meiner Erfahrung nach kommt ein Unglück selten allein.«
    »Von w-w-was

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