Philippas verkehrte Welt
erzählt hatte.
»Allerdings hätte sie das!«, rief Celia aus. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie streng sie ist. Alles was sie dir ohne mit der Wimper zu zucken durchgehen lässt, verbietet sie mir rigoros.«
»Na ja«, entgegnete ich. »Ich bin ja auch nicht ihre Tochter. Von daher könnte sie mir schlecht etwas verbieten.« Ohnehin würden sich meine Eltern diesbezüglich wohl kaum reinreden lassen! »Was ist denn mit deinem Vater?«, erkundigte ich mich. »Sieht der das genauso?«
»Nein.« Ein zärtliches Lächeln huschte über Celias schmales Gesicht. »Paps ist total groÃzügig. Es ist wirklich zu blöd, dass er so selten zu Hause ist. Ich glaube, dann würde hier einiges ganz anders laufen und dann wäre auch Mama zufriedener. Sie hat zwar ihre Möbelfabrik, teilt sich die Geschäftsleitung aber mit jemand anderem, damit sie möglichst oft hier bei mir sein kann. Und das geht mir mittlerweile ganz schön auf den Geist. Selbst wenn ich es vielleicht irgendwann mal versuchen würde, ich könnte mich gar nicht mit Ayo treffen.«
Oje! »Er weià also noch gar nichts von seinem Glück?«
Celia seufzte. »Nein.« Sie kam langsam näher und sah mich bittend an.
»Aber du könntest mir vielleicht helfen â¦Â«
»Ich weià nicht«, sagte ich. Frau von Helsing zu hintergehen, behagte mir überhaupt nicht. Wegen Papa. Aber dann dachte ich an Limette, und schon kam mir die Idee, dass man eventuell einen Deal machen könnte.
Eine Verschwörung
Celia war nicht wirklich begeistert von dem kleinen Geschäft, das ich ihr vorgeschlagen hatte.
»Das erlaubt sie mir nie«, beschwor sie mich ein ums andere Mal. »Es wäre viel besser, wenn du sie selber fragst. Ihr Herz schmilzt ja schon dahin, wenn sie dich nur sieht.«
Das wollte ich nicht gelten lassen und ich wollte auch nichts mehr davon hören. Margarethe von Helsing mochte einen Narren an mir gefressen haben, aber das war ihr Problem und nicht meines. Celias Mutter war mir einfach unheimlich. Manchmal hatte ich das Gefühl, von all dem vielen Geld, dem ganzen Prunk und dem gigantischen Anwesen so sehr geblendet zu sein, dass ich das Wesentliche übersah. Das Wesentliche, das möglicherweise auch mich betraf. Auf jeden Fall schien es ihr auÃerordentlich zu gefallen, dass Celia und ich uns nun fast jeden Tag trafen, und sei es auch nur für eine halbe Stunde.
Natürlich hatten wir wieder und wieder darüber gerätselt, was es mit unseren identischen Geburtstagen auf sich haben könnte, waren aber jedesmal zu dem gleichen Ergebnis gekommen: Es musste sich um reinen Zufall handeln, der so gewöhnlich war, dass man es eigentlich schon nicht mehr Zufall nennen konnte. Jeden Tag wurden in sämtlichen Kliniken auf dieser Erde mehrere Mädchen geboren und genauso war es logischerweise auch bei uns gewesen. Wahrscheinlich existierte in dieser Stadt noch ein drittes, viertes oder fünftes Mädchen, das am selben Tag wie Celia und ich in der Uniklink das Licht der Welt erblickt hatte, und wie ich ihre Mutter einschätzte, hatte sie die allesamt bereits ausfindig gemacht. Wer weiÃ, vielleicht wartete Frau von Helsing ja sogar zur groÃen Gartenparty nächsten Monat mit einer Riesenüberraschung auf und lieà zwanzig 11-jährige Mädchen im gleichen schrägen Outfit auflaufen und neben Madonnas Tochter eine Wahnsinns-Bühnenshow bestreiten.
Celia lachte immer laut und glucksend, wenn ich ihr mit solchen Einfällen kam. »Du bist meine Rettung, Philippa, weiÃt du das?«, sagte sie dann. »Ich könnte mir echt in den Hintern beiÃen, dass ich nicht schon viel eher zu dir rübergekommen bin.«
Ich wusste, sie meinte das ehrlich. Und sie sagte es auch nicht nur deswegen, weil sie auf diese Weise Ayo öfter zu Gesicht bekam. Nein, Celia mochte mich. Und stell dir vor: Ich mochte sie auch.
Wenn wir zusammen in meinem Zimmer hockten, konnte sie sein, wie sie war. Sie musste nicht darüber nachdenken, ob sie etwas Falsches tat oder sagte, und so fiel nach und nach sämtliche Arroganz und Zickigkeit von ihr ab wie eine falsche Haut. Darunter kam ein lustiges und herzerfrischend kumpelhaftes Mädchen zum Vorschein, dessen Pagenfrisur nun nicht mehr dramatisch hin und her schwang, sondern fröhlich auf und ab hüpfte.
Selbst Nneka, die Celias entspannte Seite ja schon einmal
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