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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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augenblicklich.
    Â»Ja«, stammelte ich, heilfroh darüber, dass Frau Deggers zu Hause war und offensichtlich auch nicht bemerkt hatte, dass ich ein wenig verweint aussah. »Entschuldigung. Aber ich habe meinen Schlüssel vergessen und … ähm …«
    Â»Jetzt möchtest du meinen ausleihen.« Frau Deggers lächelte. »Warte, Kind, ich hole ihn.« Sie zog die Tür nun ganz auf. »Oder möchtest du mir noch einen Moment Gesellschaft leisten? Ich habe eine Erdbeertorte gebacken und könnte uns dazu einen Kakao kochen.«
    Â»Nein … ähm … mein Freund und … ähm … eine Freundin von mir warten unten«, brachte ich stoßweise hervor.
    Auf Frau Deggers Gesicht machte sich Enttäuschung breit. Hoffentlich kam sie jetzt nicht noch auf die Idee, mit hinüberzukommen und uns den Kakao und den Kuchen drüben in der Wohnung zu servieren.
    Â»Tja, also, weißt du«, sagte sie nun, »ich bin heute nicht gut zuwege, aber wenn du magst, packe ich dir etwas von der Torte ein.«
    Â»Das ist wirklich total nett von Ihnen«, erwiderte ich und atmete erleichtert auf.
    Â»Aber das mache ich doch sehr gerne«, meinte Frau Deggers und lächelte wieder.
    Ich wartete im fahlen Licht des Treppenflurs, bis sie mit einer Plastikdose und dem Schlüssel zurückkam.
    Â»Wir bleiben bis heute Abend«, schwindelte ich. »Und ich bringe Ihnen den Schlüssel dann nachher wieder zurück.«
    Â»Ach, schmeiß ihn doch einfach in den Briefkasten«, entgegnete sie. »Ich glaube, ich gehe heute früh zu Bett. Und da du dich ja jetzt ohnehin um deine Katze kümmerst, brauche ich ihn heute sowieso nicht mehr.«
    Na, umso besser! Ich bedankte mich artig für den Kuchen und flitzte hastig wieder in den Innenhof hinunter.
    Jona und Celia saßen mittlerweile auf der obersten Treppenstufe und kraulten Limette. Celia schien sich ein wenig beruhigt zu haben, zumindest weinte sie nicht mehr.
    Ich schloss die Tür auf und ließ die beiden zuerst eintreten. Jona ging direkt bis in mein Zimmer durch, aber Celia blieb mitten in der Küche stehen und schaute sich um. Unter ihren Blicken sah ich alles plötzlich mit ganz anderen Augen. So waren mir früher der Riss im Putz neben der Kuckucksuhr und die etwas schräg in den Angeln hängende Tür des Vorratsschranks gar nicht aufgefallen.
    Â»Hier hast du also gewohnt«, sagte sie.
    Â»Ja, ich weiß, es ist ziemlich einfach und auch schon etwas schäbig«, beeilte ich mich, den Zustand der Wohnung zu entschuldigen.
    Â»Nee, nee.« Celia winkte ab. »Es gefällt mir. Es ist irgendwie cool. Also ehrlich, ich verstehe, dass du nicht von hier wegwolltest.«
    Â»Ja«, hörte ich mich selber sagen.
    Mein Blick klebte auf Celia, und plötzlich rauschten Bilder in blitzschneller Abfolge durch meinen Kopf: Celia zwischen Mama und Papa auf der Couch vor dem Fernseher. Celia, in meinem Streifenpyjama, wie sie sich vor unserem Badezimmerspiegel die Zähne putzt, während Papa hinter ihr lustige Grimassen schneidet. Celia in meinem Bett, auf der Kante hockt Mama und streichelt ihr zärtlich über die Wange. Celia, die lachend mit Krister und Josefine um die Kastanie herumtobt. Celia mit meiner Ringelmütze auf dem Kopf. Celia und Limette, so innig, so vertraut, so unzertrennlich. Celia. Celia. Celia.
    Â»Nein!«, brüllte ich. »Nein! Nein! Neiiin!«
    Jona war mit einem Satz bei mir. »Ist ja gut«, beschwor er mich. »Ist ja gut.« Er strich mir über die Schultern, wollte mich beruhigen, aber ich schubste ihn weg.
    Â»Gar nichts ist gut!«, fuhr ich ihn an. »Ich will das nicht! Kapierst du? Ich – will – das – alles – nicht! Das hier ist mein Zuhause. Meine Eltern. Meine Geschwister! Meine Katze!«
    Â»Ich will das auch nicht«, sagte Celia erstaunlich gefasst. »Ich hasse meine Mutter dafür, dass sie uns das antut. Ich verstehe gar nicht, wieso sie überhaupt solche Nachforschungen angestellt hat.«
    Â»Vielleicht hat sie sich darüber gewundert, dass du niemandem aus deiner Familie ähnlich siehst«, kam es von Jona.
    Celia schüttelte den Kopf. »Woher willst du das wissen?«, entgegnete sie. »Ich meine, dass ich niemandem ähnlich sehe?«
    Â»Ich weiß es nicht«, gab Jona achselzuckend zurück. »Ich habe es einfach nur vermutet.«
    Celia seufzte. »Wahrscheinlich

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