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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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habe ich kein Geld dabei.« Erwartungsvoll richtete sie ihre Augen auf Jona.
    Â»Ich hab auch nur noch drei oder vier Euro«, erwiderte er. »Davon könnte ich euch Mineralwasser besorgen und vielleicht noch ein paar Brötchen.«
    Celia nickte. »Das wäre echt toll, wenn du das machen würdest. Und für heute würde das auch reichen.«
    Ich lehnte mich zurück und musterte sie. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen leuchteten. Im Gegensatz zu mir schien ihr das Ganze inzwischen richtig zu gefallen und irgendwie verstand ich sie sogar. Celia fühlte sich zum ersten Mal wirklich frei. Kein Fahrer, der sie durch die Gegend kutschierte, kein Zaun, keine Alarmanlage, keine Regeln, keine Zwänge.
    Glaub mir, ich hätte um nichts auf der Welt mir ihr tauschen wollen. Und ich legte auch überhaupt keinen Wert darauf, dass Frau von Helsing mir alle Chancen dieser Welt eröffnete. Ich wollte einfach nur meine Familie behalten.
    Â»Und dann?«, platzte ich heraus. »Was ist, wenn wir die Brötchen aufgegessen haben und die Wasserflaschen leer getrunken sind?«
    Â»Jona muss uns Geld besorgen«, sagte Celia so, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres.
    Â»Wie denn?«, knurrte er. »Ich hab nichts mehr. Die paar Kröten in meinem Portemonnaie sind der Rest von meinem Taschengeld in diesem Monat.«
    Â»Was?« Celia schüttelte ungläubig den Kopf. »Der Monat ist gerade mal zur Hälfte um. Da kannst du doch nicht schon alles ausgegeben haben. Wie viel kriegst du denn überhaupt?«
    Â»Fünfzehn.«
    Celia konnte es nicht fassen. »Nur?«
    Â»Bis jetzt hat es immer gereicht«, entgegnete Jona trotzig.
    Â»Ich habe früher auch nicht mehr bekommen«, sprang ich ihm zur Seite. »Erst seitdem Papa bei euch arbeitet, krieg ich zwanzig Euro. Du siehst also, was dir bevorsteht, wenn du mit mir tauschst.«
    Â»Ich will überhaupt nicht mit dir tauschen«, fauchte Celia. »Das würde meine Mutter auch nie zulassen.«
    Â»Ach, und ich dachte, sie mag mich lieber als dich«, blaffte ich, woraufhin Jona seine Hand über den Tisch gleiten ließ und beschwichtigend auf meinen Unterarm legte.
    Â»Das ist ja auch so«, presste Celia hervor. »Trotzdem würde sie mich nicht hergeben. Aber nur, weil das eine Niederlage für sie wäre. Und die kommen in ihrem Leben nun mal nicht vor.« Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Ich habe nachgedacht, Philippa, und deshalb kann ich dir ziemlich genau sagen, was sie tun wird.«
    Ich atmete tief ein und aus. »Okay, und was?«
    Â»Sie wird deinen Eltern vorschlagen, dich ebenfalls bei uns aufzunehmen, weil wir es bei ihr einfach am besten haben.«
    Â»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte ich rau. »Das geht ja auch gar nicht.«
    Celia seufzte und mit einem Mal sah sie ziemlich frustriert aus. »Du kannst es mir wirklich glauben, Philippa: Geht nicht gab es für meine Mutter noch nie.«
    Â»Aber sie hat etwas anderes gesagt«, gab ich zurück. Zwar konnte auch ich mich nicht mehr an alles erinnern, der eine oder andere Satz, den Frau von Helsing vorhin im Wintergarten an ihren Mann gerichtet hatte, war allerdings sehr wohl in meinem Gedächtnis haften geblieben. »Sie will, dass du in der Nähe deiner Geschwister aufwächst.«
    Â»Eben.« Geradezu triumphierend stieß Celia ihre Gabel in die Erdbeertorte. »Sie will mich behalten und dir alle Chancen bieten.«
    Ich starrte sie an und in meinem Bauch ballte sich ein Klumpen von der Größe eines Fußballs zusammen. Celia hatte recht. Sogar ich kannte ihre Mutter gut genug, um mir ausmalen zu können, dass genau das ihr Plan sein musste.
    Jonas Blick war die ganze Zeit zwischen uns hin und her gezuckt. Nun sah er mich direkt an. »Ich hätte noch Geld«, sagte er. »Theoretisch.«
    Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dann schlug ich mir die Hand gegen die Stirn. »Na klar!« Die hundertfünfzig Euro, die Margarethe von Helsing mir für seine eingerissene Jeans gegeben hatte. Plötzlich musste ich lachen. Celia würde sich gleich wahrscheinlich gar nicht mehr einkriegen, wenn sie erfuhr, dass ausgerechnet ihre Mutter uns unsere Flucht finanzierte.
    Es war verrückt, und wahrscheinlich würde es auch gar nicht klappen, aber eine andere Möglichkeit gab es für uns nicht. Und deshalb holte ich die drei

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