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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Fünfziger aus der Dose in meinem Zimmer, und Jona besorgte uns, was wir brauchten: Mineralwasser, Saft, Brot, Butter und Aufschnitt.
    Bis zum nächsten Vormittag wollten wir hier in der Wohnung bleiben, dann mussten wir woanders hin. Zumindest vorübergehend. Denn ganz egal, was unsere Eltern vermuteten oder befürchteten, früher oder später würden Mama und Papa hier auftauchen. Sie durften … sie würden uns nicht finden, aber Frau Deggers würde ihnen bestätigen können, dass wir hier gewesen waren, und dieser Gedanke tröstete mich ein wenig.
    Â»Ich überleg mir, wo ihr unterschlüpfen könnt«, sagte Jona zum Abschied, denn für ihn wurde es allmählich Zeit, nach Hause zu fahren. »Morgen früh um neun bin ich wieder hier. Und bis dahin wird mir schon was einfallen.«
    Mir war bereits etwas eingefallen, aber dazu hätte ich Mariel anrufen müssen. Und das war nun wirklich das Allerletzte, was ich tun wollte.

    Nachdem Jona im dunklen Torweg abgetaucht war, schaltete ich mein Handy ein und stellte fest, dass Nneka bereits zwei SMS geschickt hatte.
    Alles klar. Ich melde mich, sobald sich hier was tut.
    Die Party ist in vollem Gange und noch vermisst euch keiner.
    Haltet die Ohren steif.
    Ich beschwöre derweil die guten Geister.
    Hel, Nneka
    lautete die erste. Die zweite hatte sie anderthalb Stunden später geschrieben und auch die gab noch keinen Anlass zur Sorge.
    Hi, ihr Süßen, wie geht es euch?
    Hier ist noch immer alles im grünen Bereich.
    Wie sind eure Pläne?
    Meldet euch bitte mal!!!
    Ja, und das tat ich dann auch.
    Alles ok. Morgen verschwinden wir von hier.
    Hdl, Philippa und Celia … gib Ayo einen Kuss von ihr ;-)
    tippte ich, und während ich das tat, ging mir durch den Kopf, dass Celia bisher noch kein einziges Wort über Ayo verloren hatte. Vermisste sie ihn denn überhaupt nicht? Mannomann, aus ihr sollte mal einer schlau werden!
    Inzwischen war es halb neun, und ich konnte nicht aufhören, an Mama, Papa, Josi und Krister zu denken, die sich auf der Party amüsierten und von nichts eine Ahnung hatten. Weder davon, dass ich verschwunden noch dass ich gar nicht ihre richtige Tochter war. Richtige Tochter! – Was hieß das denn schon? Doch nur, dass meine Mutter mich nicht geboren hatte, sondern Frau von Helsing. Sollte ich zu der etwa in Zukunft Mama sagen? Nein, das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Ich war mir ja nicht mal sicher, ob ich sie überhaupt jemals wirklich gern haben könnte.
    Was hatte Celias Vater noch gesagt? Es wäre kein juristisches Problem, sondern ein emotionales. Ich wusste zwar nicht genau, was es eigentlich bedeutete, aber in gewisser Weise verstand ich schon, wie er es meinte.
    Er hatte Celia gern und wollte sie behalten, und auch wenn mein Verhältnis zu meinen Eltern in letzter Zeit nicht das allerbeste gewesen war, mochte ich mir nicht vorstellen, dass sie mich einfach so hergeben würden.
    Allein der Gedanke schnürte mir die Kehle zu und ließ mir erneut die Tränen in die Augen steigen.
    Â»Was ist?«, hörte ich Celias Stimme hinter mir. »Träumst du?«
    Erschrocken fuhr ich zu ihr herum und bemerkte, dass sie inzwischen unsere Gläser und das Besteck gespült und die Lebensmittel verpackt und verstaut hatte. Gerade wischte sie mit einem feuchten Lappen über die Anrichte.
    Â»Ã„hm … nein«, sagte ich. »Ich hab bloß darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll.«
    Â»Das tue ich auch«, erwiderte Celia. »Ich denke die ganze Zeit an nichts anderes.«
    Â»Und?«, fragte ich. »Ist dir schon was eingefallen?«
    Celia warf den Lappen ins Spülbecken und ließ sich neben mich auf den Stuhl sinken. »Nein.«
    Â»Wir sind Kinder. Wir können nicht einfach irgendwohin«, sagte ich. »Selbst wenn wir es schaffen, uns ein paar Tage zu verstecken … Irgendwann finden sie uns. Außerdem reicht das Geld nicht ewig.«
    Celia nickte. »Ich weiß.«
    Â»Vermisst du Ayo denn gar nicht?«, fragte ich.
    Â»Doch.« Celia schluckte. »Ob du’s glaubst oder nicht, ich vermisse sogar meine Mutter.«
    Â»Du meinst Frau von Helsing«, versuchte ich zu scherzen, weil ich sonst garantiert wieder losgeheult hätte, und jetzt zupfte ein zartes Grinsen an Celias Mundwinkeln. »Ja, genau die meine ich.«
    Eine Sekunde später lagen wir uns schluchzend in den Armen.

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