Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
Vom Netzwerk:
Celia weinte in mein Top und ich in ihres.
    Â»Ich will, dass sie mich auch vermisst«, jaulte Celia. »Sie soll mich so sehr vermissen, dass es ihr das Herz zerreißt und sie so richtig wütend wird«, setzte sie hinzu, während sie sich langsam wieder von mir löste. »Denn sie darf auf keinen Fall zulassen, dass irgendein Richter mich zwingt, in deiner Familie zu leben.«
    Ich schnappte nach Luft. Genau das war es – das juristische Problem, von dem ihr Vater gesprochen hatte.
    Â»Glaubst du echt, dass ein Richter das einfach so bestimmen darf?«, stieß ich hervor
    Â»Na klar«, schnaubte Celia. »Aber denk jetzt bloß nicht, dass ich etwas gegen deine Familie habe. Ich finde deine Eltern echt nett und deine Geschwister sind auch total süß.«
    Â»Wirklich?«, wunderte ich mich. »Ich dachte, du kannst Krister nicht ausstehen.«
    Â»Unsinn«, sagte Celia. »Er ist zwar ein bisschen wild, aber ich mag ihn.«
    Â»Dann freu dich doch«, gab ich grummelnd zurück. »Ich brauche ihn dir nicht einmal zu schenken. Er ist dein Bruder. Und Josi …« Ich biss mir so fest auf die Unterlippe, dass ich Blut schmeckte. Wenn ich noch weiter darüber nachdachte … wenn wir nicht endlich aufhörten, darüber zu reden, dann würde ich tatsächlich noch durchdrehen.
    Celia schien zu spüren, was in mir vorging. Sie streckte ihre Hand aus und berührte mich sanft an der Schulter. »Komm, wir machen uns bettfertig. Morgen ist ein neuer Tag.«
    Ich lieh Celia eins meiner alten Nachthemden und kramte sogar noch eine frische Zahnbürste für sie hervor. Um kurz nach neun schaltete ich mein Handy ein letztes Mal ein, aber Nneka hatte sich nicht mehr gemeldet. Die Haustür hatte ich hinter Jona abgeschlossen und den Schlüssel innen stecken lassen, sodass von außen niemand öffnen konnte.
    Celia und ich schlüpften unter die Decke in mein eigentlich viel zu schmales Bett. Und da lagen wir dann wie zwei Schwestersardinen, Limette zwischen unseren Knien, blickten zum Dachfenster hinauf und sahen dabei zu, wie der Himmel sich allmählich rosa färbte, immer dunkler wurde und sich schließlich in einen nachtblauen Sternenteppich verwandelte. »Es wäre so schön, wenn du hier wohnen würdest«, flüsterte Celia, »und ich dich ab und zu besuchen könnte …«
    Â»Ja«, wisperte ich zurück. Das wäre wirklich ein Traum.

Überraschung in der Nacht
    Keine Ahnung, wer von uns beiden damals zuerst eingeschlafen war, Celia oder ich. Ich weiß nur noch, dass wir eine Ewigkeit wach gelegen und auf jedes klitzekleine Geräusch geachtet hatten: das Rascheln in der Kastanie, das Knacken im Dachgebälk oder das Quietschen der Stahltür am Ende des Torwegs. Einmal glaubte ich, Schritte auf der Treppe vernommen zu haben, dann wieder bildete ich mir ein, eine Stimme flüsterte gleich nebenan in der Küche. Aber wie das Wort schon sagt: Ich bildete mir all das nur ein.
    Das Nächste, woran ich mich erinnerte, waren Josefines verheultes Gesicht und Kristers verzweifeltes Geschrei.
    Â»Ich will das nicht!«, brüllte er und schlug wie ein Verrückter mit den Fäusten auf den Küchentisch ein.
    Bong! – Bong! – Bong! – Bong! – Bong!, machte es, und mit einem Schlag war ich hellwach. Mein Herz wummerte wie verrückt und mein Nacken fühlte sich klatschnass an. Krister und Josefine waren verschwunden. Durch das Dachfenster fiel fahles Mondlicht auf das Fußende meines Bettes und in der Ferne schrie ein Käuzchen. Oder war es Limette?
    Langsam richtete ich mich auf und spähte zur Tür.
    Â»Was ist?« Celias Wispern ließ mich zusammenzucken, und ehe ich ihr antworten konnte, ging das Gebollere wieder los.
    Bong! – Bong! – Bong! – Bong! – Bong!
    Das war nicht der Küchentisch. – Es war die Haustür!
    Augenblicklich saßen Celia und ich kerzengerade im Bett.
    Â»Meine Eltern«, hauchte ich. »Das müssen Mama und Papa sein.«
    Celia stieß einen Schwall Luft aus. »U-und was machen wir jetzt?«, stammelte sie.
    Â»Nichts«, erwiderte ich leise. »Sie können nicht aufschließen. Und wenn wir uns nicht rühren, werden sie vielleicht irgendwann aufgeben und wieder nach Hause fahren.«
    Â»Gut.« Celia nickte angespannt und krallte ihre Finger in die Bettdecke, die sie sich bis unters Kinn heraufgezogen

Weitere Kostenlose Bücher