Phillips Susan Elizabeth

Fenster und versuchte, sich zu sammeln. Tief unter ihr hatten sich Touristen versammelt, um die Wasserspiele des Bellagio zu bestaunen. Was war vergangene Nacht in diesem Schlafzimmer vorgefallen? Sie konnte sich an nichts erinnern. Nur an das erste Mal …
    Am Tag, als sie sich kennen lernten, war sie fünfzehn und er siebzehn gewesen. Seine Schönheit hatte sie umgehauen, aber er hatte sie mit einem gelangweilten Grunzen und einem einzigen Blick seiner anmaßenden lavendelblauen Augen abgewiesen. Natürlich hatte es sie erwischt.
    Die Warnungen ihres Vaters vertieften nur ihre Schwärmerei. Bram war arrogant, missmutig, undiszipliniert und hinreißend – die richtige Mischung für eine romantische Fünfzehnjährige – aber während der ersten beiden Staffeln beachtete er sie außerhalb der Drehzeiten gar nicht. Mochte sie es auch auf die Titelseite mehrerer Teeniezeitschriften geschafft haben, war sie doch immer noch ein dürrer Teenager mit Augen so grün wie eine Kaugummikugel, Marshmallow Bäckchen und einem Mund wie Knete. Ihre Haut war ständig pickelig von dem Make-up, das sie tragen musste, und ihr orangefarbener Waisenkind Annie
Lockenkopf ließ sie noch jünger aussehen. Dass sie mit ein paar süßen Jungschauspielern ihres Alters ausging, stärkte ihr Vertrauen auch nicht, da ihr Vater diese Verabredungen wegen der Publicity inszenierte. Den Rest der Zeit sperrte Paul York sie weg, um sie vor den Lastern Hollywoods zu schützen.
    Brams schillerndes gutes Aussehen, sein überhebliches Gebaren und sein abgebrühtes Auftreten kitzelten sämtliche Fantasien wach. Noch nie war ihr jemand begegnet, der so wild war und keinerlei Bedürfnis zu haben schien, gefallen zu wollen. Sie lachte zu laut, um sich seine Aufmerksamkeit zu sichern. Sie kaufte Geschenke für ihn – eine neue CD, die er sich anhören musste, Gourmetschokolade, das Beste vom Besten, lustige T-Shirts, die er nie anzog. Sie sparte sich Witze auf, um sie ihm zu erzählen, stimmte ihm in allem zu und tat alles ihr Mögliche, um sich bei ihm beliebt zu machen, aber sofern die Kameras nicht liefen, hätte sie genauso gut unsichtbar sein können.
    Der Kontrast zwischen dem harten Milieu, dem er entstammte, und dem polierten Privatschüler, den er spielte, faszinierte sie, und sie puzzelte sich anhand der Erzählungen seiner alten Kumpel, vorlauten Trotteln in seinem Schlepptau, seine Geschichte zusammen.
    Bram war in der South Side von Chicago aufgewachsen. Seit er sieben war, hatte er sich allein durchschlagen müssen, nachdem seine Mutter an einer Überdosis starb. Sein verantwortungsloser Vater, der manchmal als Anstreicher arbeitete und sich in punkto Biergeld auf seine Freundinnen verließ, war gestorben, als Bram fünfzehn war. Nicht lange danach war Bram von der Schule geflogen und hatte als Stricher Geld zu verdienen begonnen. Eines Tages entdeckte ihn eine reiche, geschiedene Vierzigjährige bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und nahm ihn unter ihre Fittiche – vielleicht auch in ihr Bett -, da war Georgie sich
nie ganz sicher gewesen. Diese Frau polierte seine rauen Kanten und überredete ihn dazu, als Dressman zu arbeiten. Nachdem ein vornehmer Chicagoer Herrenausstatter ihn sich für eine Anzeigenkampagne schnappte, hatte er seiner Wohltäterin den Rücken gekehrt, ein paar Schauspielstunden genommen und schließlich ein paar Rollen bei einer der örtlichen Theatergruppen bekommen, die zu seinem Vorsprechen für Skip führten.
    Die dritte Staffel begann. Georgie nahm sich vor, ihm zu zeigen, dass sie zu einer begehrenswerten achtzehnjährigen Frau herangereift war. Sie fingen im Juli zu arbeiten an und machten Außenaufnahmen in Chicago. Einer von Brams Rumhänger-Freunden erwähnte, dass Bram für den Samstagabend eine Jacht charterte, um auf dem Lake Michigan eine Sauftour zu machen. Da ihr Vater übers Wochenende nach New York fuhr, beschloss Georgie uneingeladen auf die Party zu gehen.
    Nach sorgfältiger Überlegung wählte sie ein Kleid mit Leopardendruck und Neckholder-Top, dazu Sandalen mit leichter Plateausohle. Als sie auf die Jacht kam, bemerkte sie allerdings, dass die meisten Frauen knappe Shorts und Bikinioberteile trugen. Aus der Bordanlage plärrte R. Kelly. Die Frauen waren alle um die zwanzig, mit glänzenden Haaren, langen Beinen und sexy Körpern, aber Georgie hatte den Promitrumpf in der Hand, und als das Boot aus dem Hafen fuhr, lösten sie sich von Brams Jugendkumpeln, um sich mit ihr zu unterhalten.
    »Könnte