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Philosophenportal

Titel: Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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beschreiben, also das, was »gesagt« werden kann.
    Im Zeigen allerdings und nicht im Sagen lag für Wittgenstein der Zugang zu ethischen und religiösen Problemen. Alles, was
     mit dem Sinn der Welt und des Lebens, mit Gott, Tod und Erlösung zu tun hat, wird von Wittgenstein in den Bereich dieses »Zeigbaren«
     verwiesen. So werden zum Beispiel in Religion und Kunst Dinge sichtbar und erfahrbar, die sich nicht sagen, also durch Aussagen
     beschreiben lassen. Über diese Erfahrungen soll man schweigen, weil sie nicht in den Bereich des Sagbaren gehören. Dies bedeutet
     aber nicht, dass sie nicht wichtig sind. Im Gegenteil: Der Bereich des Zeigbaren enthält für Wittgenstein die eigentlichen
     Lebensprobleme.
    Der Unterschied zwischen
Sagen
und
Zeigen,
zwischen zwei sich ausschließenden Formen der Erkenntnis, bildet den Angelpunkt des
Tractatus
. Entsprechend entwickelte Wittgenstein eine Philosophie auf zwei Etagen: Auf der unteren geht es um das Sagbare, um die Grenzen
     der rationalen Erkenntnis, um das, was wir mit Hilfe der Sprache beschreiben können. Gemeint ist eine Sprache, die aus Sätzen
     besteht, die wahr oder falsch sein können. Es ist dieser Bereich, den Wittgenstein »Welt« nennt und der auch das Territorium
     der Wissenschaft markiert. Auf der höheren Etage dagegen geht es um |186| ethische und metaphysische Fragen, die in den Untersuchungen Freges und Russells keine Rolle gespielt hatten.
    Daher nimmt das Thema des Verhältnisses zwischen Logik, Sprache und Welt zwar den größten Teil der Schrift ein, bildet aber
     lediglich das Untergeschoss in Wittgensteins Gedankengebäude.
    Für Wittgenstein sind Sprache und Welt eng miteinander verklammert. Es ist die Sprache, die die Grenzen unserer Welterfahrung
     zieht, die die Welt für uns erst sichtbar macht. Deshalb stellt Wittgenstein die auf den ersten Blick befremdliche These auf:
     »Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.« Nicht dass Wittgenstein geleugnet hätte, dass noch etwas außerhalb
     der sprachlich eingegrenzten Welt existiert. Aber streng genommen können wir darüber überhaupt nicht sprechen. Denn schon
     der Satz: »Es existiert etwas außerhalb der Welt«, ist für Wittgenstein ein sinnloser Satz, der weder wahr noch falsch sein
     kann.
    Eine Tatsache ist das, was in einem wahren Satz behauptet wird. Wenn wir etwas behaupten, dessen Wahrheit noch nicht erwiesen
     ist, sprechen wir von einem Sachverhalt. Die Aussage: »Der Baum vor meinem Fenster ist kahl«, beschreibt einen Sachverhalt,
     nämlich das »Kahlsein des Baumes vor meinem Fenster«. Hat sich dieser Sachverhalt als wahr erwiesen, ist der Baum also tatsächlich
     kahl, ist der Sachverhalt zu einer Tatsache geworden. Wittgensteins Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, die in wahren Aussagen
     beschrieben werden.
    Die Beziehung zwischen Sprache und Welt bezeichnet Wittgenstein mit den Begriffen »Bild« oder »Abbildung«. Ein Satz, eine
     Aussage ist nach Wittgenstein »ein Bild der Wirklichkeit«. Dass Sätze Sachverhalte »abbilden«, war eine der Intuitionen, die
     Wittgenstein während des Krieges gewonnen hatte. Dabei darf man sich natürlich kein »gemaltes«, realistisches Bild vorstellen.
     Wittgenstein hatte Planspiele und Modelle vor Augen, wie sie zum Beispiel vor Gericht benutzt werden, um bestimmte Tathergänge
     nachzuspielen: Bestimmte Steine stehen für Menschen, Autos oder Häuser und werden in einer bestimmten Weise angeordnet. Gemeint
     ist also eine Analogie und Strukturähnlichkeit.
    |187| Diese »Bildtheorie« der Sprache hat in der Philosophie des 20.   Jahrhunderts großen Wirbel verursacht. Sie hat Bemühungen befördert, den Bildcharakter der Sprache immer genauer auszumalen,
     das heißt Sprachregeln und Kunstsprachen zu entwickeln, mit denen die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten immer präziser und
     eindeutiger werden sollten. Wittgenstein selbst hat hierzu vor allem das Werkzeug der »Aussagenlogik« entwickelt, das heißt
     einer Logik, die sich mit der Wahrheit und Falschheit von Sätzen beschäftigt.
    So wie die Grenzen der Welt durch die Sprache aufgezeigt werden, so werden nach Meinung Wittgensteins die Grenzen der Sprache
     durch die Logik aufgezeigt. Die Logik liefert die Struktur, das Netz, mit dem Sprache und Welt verbunden sind. Wittgenstein
     hat die Untersuchung der Sprache auf die ihr zugrunde liegende logische Struktur als die eigentliche Aufgabe der Philosophie
     angesehen. Philosophie wird damit im

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