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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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gedacht, da kann was nicht stimmen mit dem Hundeglück-Gott. Hunde kann es nicht regnen, die laufen wie wir strohtrocken auf der Erde herum. Also hatte ich eine Erfahrung und die wurde zu meinem Wissen. Ich habe also vernünftig gedacht!« Sie schaut gespannt zum Prof, der hebt einen ziemlich müden Daumen.
    »Dein Wissen, geboren durch vernünftiges Denken, das heißt Logos. Mythos heißt Glauben, Logos heißt Wissen, aber auch Vernunft. Benutze deine Vernunft und glaube nicht jeden Unsinn, sondern überprüfe mit Hilfe deines Hirns. Vom Mythos zum Logos, das ist natürlich auch die Parole der Wissenschaft geworden. Ist jemand von euch so nett und erklärt das Wort Parole? Ich bin gerade ein wenig denkfaul.«
    Ehe Lisa wieder klug lossprudeln kann, murmelt Tim, und jetzt kriege ich einen bösen Blick: »Wenn ich am Sonntag lange im Bett faulenzen will, kommt mein Papa und rüttelt mich: Raus aus ’ m Bett, Tim, Joggen heißt heute die Parole. Eine Parole ist das, was er sich vorgenommen hat, ich aber nicht.«
    Der Prof grinst mit geschlossenen Augen. »Lass ihn doch einfach alleine joggen gehen. Tim, dann bist du die Parole los.«
    Tim seufzt tief, und ich weiß genau, was er jetzt denkt, nämlich, der Prof kennt seinen Papa nicht. Aber das mit der Parole hat er wirklich prima erklärt, also, der Tim, nicht sein Papa. Auch, weil ich mich ein bisschen schäme, weil ich vorhin ziemlich gemein zu ihm war. Also, zum Tim und nicht … ach, ist doch klar!
    »Ich bin noch nicht fertig mit meiner Philosophie!«, verkündet Lisa ziemlich ungeduldig. »Punkt eins ist abgehakt, ich bin vom Mythos zum Logos gekommen. Hunde können nicht vom Himmel fallen, also kann ich den Hundegott vergessen. Das weiß ich jetzt. Jetzt muss ich aber weiterdenken, was soll ich denn tun, wenn ich so ein Hundebaby alleingelassen finde? Das ist Punkt zwei. Und Punkt drei wäre dann, was darf ich hoffen? Das erklärt mir jetzt aber mal!«
    »Aber gerne, Frau Philosophin!«, zischelt Lucas und macht eine tiefe Verbeugung, aber er grinst dabei. »Punkt zwei, was du jetzt tun sollst, ist doch sonnenklar. So ’ n armes Baby-Viech braucht eine Heimat, Futter, Körbchen, Hundeleine und all so ’ n Zeug. Muss es haben, kriegt es auch, und zwar bei dir, logisch!«
    »So, und warum ist das logisch?«, unterbricht ihn Lisa, ziemlich zornig, finde ich. »Bloß weil ich den Hund gefunden habe, bin ich für ihn verantwortlich? Außerdem war ’ s Celia und nicht ich, darf ich dich daran erinnern?«
    »Spielt keine Rolle, Frau Philosophin«, grinst Lucas so breit, dass seine Zahnspange in der Sonne funkelt. »Celia ist deine Schwester, für die hast du die Verantwortung, klar? Wenn Celia nun den Babyhund findet, dann haste auch für den die Verantwortung. Weil, Celia ist zu klein, die kann das noch nicht. Also bist du dran, weil Celia und Baby immerzu zusammenkleben. Die kriegste jetzt bloß im Doppelpack, sieht man ja. Deine Verantwortung ist einfach dicker geworden. Das ist Logos, Frau Philosophin, Logos!« Lucas klopft sich an die Stirn.
    »Logos heißt übrigens nicht nur Wissen, sondern auch Gesetz«, murmelt der Prof und blinzelt in die Sonne. Mehr sagt er nicht. Aber dafür Lisa, mit knallroten Backen sprudelt sie los:
    »Das soll also heißen, wenn ich was Hilfloses finde, habe ich sofort die Verantwortung und niemand sonst? Ist das ein Gesetz?« Sie kaut heftig an ihrem Pferdeschwanz.
    Prof, du bist gefragt. Sag was, sonst gibt ’ s Tränen …
    Tatsächlich, er steht auf, wischt sich Gras vom Hosenboden und legt seinen Arm um Lisa. Das wär aber eigentlich nicht so nötig gewesen …
    »Nein. Lisa, diese Verantwortung ist kein Gesetz, diese Verantwortung ist nur ein wichtiges Gefühl in dir, dass du etwas tun sollst, was richtig wäre. Für das Hündchen, für Celia. Niemand kann dich zu diesem Gefühl zwingen, keiner dazu überreden. Da hast du durchaus die Wahl, dich zu entscheiden, Baby weg oder Baby da. Bei dieser Entscheidung hilft dir kein Gesetz, an das du dich halten musst. Wir Menschen haben ja durchaus festgeschriebene Gesetze, die hilfreich und nützlich für das Zusammenleben sind. Na, die kennt ihr ja selbst. Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen und betrügen, du sollst niemandem eins auf die Rübe hauen, und so weiter, wisst ihr ja schön längst. Nützliche Gesetze. Befolgt man die nicht, prompt gibt ’ s Strafe. Richtig so. Wir haben aber auch Verantwortungs-Gesetze, für die Eltern zum Beispiel. Fällt ihr Kind ins

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