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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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abwehren.
    »Lassen Sie doch Ihre Wut nicht an mir aus, Mister Rowan«, sagte sie, »ich arbeite ja nur für ihn.«
    Sie hatte recht. Ich war albern. »Entschuldigen Sie, Miß ... äh ... Miß ...«
    »Wallace«, ergänzte sie. »Sandra Wallace.«
    »Miß Wallace«, sagte ich formell, »darf ich Ihnen was zu trinken bestellen?« Ich winkte den Kellner herbei und schaute sie fragend an.
    »Ganz trockenen Martini«, bestellte sie. Der Kellner entfernte sich. »Mr. Brady mag Sie«, sagte sie.
    »Na schön«, antwortete ich. »Ich mag ihn nicht.«
    »Er möchte, daß Sie für ihn arbeiten. Er war sicher, daß Sie annehmen würden. Er hatte sich sogar schon bei der Rechtsabteilung einen Vertrag für Sie aufsetzen lassen.«
    »Haben seine Spitzel auch einen Anstellungsvertrag?« fragte ich.
    Der Kellner stellte den Martini vor sie hin und verschwand wieder. Ich nahm mein Glas und trank ihr zu. »Den einzigen Posten, den ich momentan von ihm annehmen würde, wäre, Sie anzuschauen.«
    Sie lachte. »Sie sind ja verrückt!«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, bestätigte ich. »Für diesen Job müßte er mich nicht mal bezahlen.«
    »Vielen Dank, Mr. Rowan«, bedankte sie sich und hob ihr Glas an die Lippen.
    »Brad war der Name; wenn mich jemand Mister nennt, drehe ich mich immer um - weil ich glaube, die Leute reden mit meinem Vater.«
    »Also gut, Brad«, lächelte sie. »Früher oder später werden Sie sich schon daran gewöhnen und das tun, was er will.«
    »Sie haben mich ja gehört, als ich sein Büro verließ«, erklärte ich ihr. »Ich nehme den Posten nicht an.«
    Ein seltsamer Ausdruck trat in ihr Gesicht. Fast, als hätte sie das nicht zum Erstenmal gehört. »Er wird Sie dazu bringen, Brad«, fuhr sie ruhig fort. »Sie kennen ihn nicht. Matt Brady kriegt immer das, was er will.«
    Plötzlich fuhr ein Blitz durch meinen benommenen Kopf, der einiges erleuchtete. »Sie mögen ihn nicht?«
    Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern: »Ich hasse ihn!«
    Umgehend wurde mein Kopf wieder klar. »Und warum bleiben Sie dann? Sie müssen doch nicht für ihn arbeiten. Es gibt doch auch noch andere Posten.«
    »Als ich elf Jahre alt war, kam mein Vater in der Gießerei ums Leben - von dem Augenblick an wußte ich, daß ich eines Tages seine Sekretärin sein würde.«
    »Wieso denn das?« erkundigte ich mich interessiert.
    »Meine Mutter ging damals in sein Büro und zerrte mich mit. Für mein Alter war ich gut entwickelt, und Matt Brady ließ keine Möglichkeit ungenutzt. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er um seinen Schreibtisch herumging und meine Hand nahm. Ich spüre heute noch, wie kalt seine Finger waren, während er mit meiner Mutter sprach. >Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Wolenciwicz<, sagte er. >Sie bekommen von mir Geld genug, um zu leben. Und wenn Alexandra alt genug ist, kann sie zu mir kommen und hier für mich arbeiten. Vielleicht sogar als meine Sekretärin.< Er vergaß nie, was er damals gesagt hatte. Hin und wieder ließ er meine Mutter kommen, um zu kontrollieren, ob ich die richtigen Kurse besuchte und wie's in der Schule ging.« Sie nahm ihren Martini und starrte in das Glas. »Wenn ich jetzt von ihm wegginge, würde er mich keine andere Stellung finden lassen.«
    »Selbst wenn Sie in eine andere Stadt ziehen?«
    Sie lächelte schmerzlich. »Ich hab' das einmal probiert. Mit aller Seelenruhe machte er mich fertig, und dann gab er mir großzügig meinen Posten zurück.«
    Ich trank einen Schluck. Es schmeckte schal. Ich stelle das Glas wieder auf den Tisch zurück. Für diesen Nachmittag hatte ich genug. Ich holte tief Luft. »Er hält Sie also aus?« fragte ich rundheraus.
    »Nein«, antwortete sie. »Viele hier glauben das. Aber er hat noch nie was zu mir gesagt, was nichts mit dem Geschäft zu tun gehabt hätte.« Sie schaute mich offen an. In ihren Augen lag ein rätselvoller Ausdruck, so als würde sie mich bitten, ihr das zu erklären. »Ich versteh' das einfach nicht«, fügte sie hinzu.
    Ich starrte sie eine volle Minute lang an, bevor ich wieder sprach. »Läßt er Sie auch überwachen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Manchmal glaube ich ja, manchmal wieder nein. Er traut niemandem.«
    Ich hatte das Gefühl, daß ich ihr trauen konnte. »Haben Sie den Bericht über mich gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »So was kommt vom Personalbüro. Es ist ihm persönlich in einem versiegelten Umschlag übergeben worden.«
    »Besteht irgendeine Möglichkeit, daß ich davon eine Kopie

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