Phönix
bekomme?«
»Es gibt nur eine Kopie, und die liegt in seinem Schreibtisch.«
»Können Sie mich da nicht rasch einen Blick reinwerfen lassen?« drängte ich. »Ich muß es sehen. Unter Umständen steht was drin, das mir große Unannehmlichkeiten bereiten könnte.«
»Das nutzt gar nichts, Brad«, sagte sie. »Wenn es da was gibt, wird er es nie vergessen.«
»Aber es wäre für mich besser, wenn ich wüßte, was er weiß«, antwortete ich rasch.
Sie sagte kein Wort. Ich sah, daß sie jetzt ein bißchen verängstigt war, weil sie mir so viel erzählt hatte. Schließlich hatte sie keine Ahnung, wer ich war. Ich konnte ja trotz allem einer von Matt Bradys Spitzeln sein.
»Eine Hand wäscht die andere«, sagte ich rasch. »Sie helfen mir, ich helfe Ihnen. Sie lassen mich schnell den Bericht anschauen, und ich helfe Ihnen, von Matt Brady wegzukommen - und zwar so, daß er Sie nicht wiederfindet.«
Sie holte tief Luft, und plötzlich kam mir zum Bewußtsein, was mir vorhin im Büro so ins Auge gefallen war. Sie hatte einen enormen Busen. Einen Moment lang glaubte ich, sie würde aus ihrem Kleid herausplatzen. Sie merkte, wie ich sie anstarrte. Ein eigenartiges Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Da hab' ich's nicht versteckt«, erklärte sie anzüglich.
»Ich wünschte, Sie hätten's«, sagte ich und richtete meinen Blick langsam wieder auf ihr Gesicht. »Aber ich habe kein Glück. Da wäre die Arbeit ein Vergnügen.«
Eine leichte Röte überflog ihre Wangen. »Und warum glauben Sie, es könnte nicht so sein?« fragte sie mit rauher Stimme.
12
ir gingen durch das große Gittertor auf das Portal des Verwal
tungsgebäudes zu. Sie berührte meinen Arm. »Hier entlang«, sagte sie.
Ich folgte ihr um die Ecke des Hauses. Hier befand sich in einer verborgenen Mauernische eine Tür. Sie nahm einen Schlüssel aus ihrer Handtasche und schloß auf. »Matt Bradys Privateingang«, erklärte sie.
Wir befanden uns in einem schmalen Korridor. Einige Schritte von der Tür entfernt war der Lift. Sie drückte auf den Knopf, und die Türen öffneten sich. Wir stiegen ein, und sie drehte sich lä-chelnd zu mir. »Matt Bradys Privatfahrstuhl«, sagte sie. Ich spürte, wie sich der Aufzug in Bewegung setzte.
Sie lächelte mich immer noch an. Man konnte eine solche Einladung schlecht ablehnen. Ich zog sie an mich. Ihre Augen waren weit offen, während sie ihre Arme um mich schlang. Die Fahrstuhltüren hatten sich längst geöffnet, aber sie hing immer noch an meinem Hals.
Schließlich machte sie sich los, weil sie Atem holen mußte. Ihre Augen strahlten. »Ich mag Sie«, stellte sie sachlich fest.
Ich fabrizierte ein Lächeln. Ich mußte vorsichtig sein.
»Sie sind mein Typ«, erklärte sie. »Ich wußte das in dem Moment, als Sie ihn dazu brachten, daß er Sie aus dem Waschraum holte.«
Ich sagte kein Wort.
»Verdammt!« rief sie und schaute mich immer noch an.
Überrascht fragte ich: »Was ist los?«
Ohne nähere Erklärungen machte sie kehrt und stieg aus dem Aufzug. Ich folgte ihr in Matt Bradys Privatbüro. Sie ging um den Schreibtisch herum und nahm wieder einen Schlüssel aus ihrer Handtasche. Einen Moment zögerte sie, dann schloß sie auf und nahm den Bericht heraus. »Ich bin schön dumm«, sagte sie. »Jetzt können Sie mir die Polizei auf den Hals hetzen.«
Ich sagte nichts, ich sah sie nur an. Eine Weile verging, dann gab sie mir - ohne hinzuschauen - das Schriftstück. Zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit überraschte sie mich. »Wollen Sie sich das denn nicht mal ansehen?« fragte ich.
Sie ging um mich herum auf ihre Tür zu und öffnete sie. Im Türrahmen stehend, warf sie mir einen Blick zu. »Nein«, antwortete sie. »Ich weiß, Sie sind verheiratet. Das macht mir nichts aus. Aber wenn Sie ein anderes Mädchen schon geangelt hat, will ich ihren Namen nicht wissen.«
Die Tür schloß sich hinter ihr, und ich ging ans Fenster, um bes-seres Licht zu haben. Ich zog in Gedanken meinen Hut vor Matt Brady. Es war ihm ja für dieses Dossier nicht viel Zeit geblieben, aber da fehlte wirklich kaum etwas. Mein ganzes Leben war auf diesen paar Seiten festgehalten. Ich blätterte den Bericht durch und suchte ihren Namen.
Kein Grund zur Beunruhigung. Es stand lediglich drin, daß ich in Begleitung einer Frau gewesen war, die die Nacht in meinem Zimmer verbracht hatte, und daß laut Anordnung die weitere Überwachung eingestellt würde. Ich ließ die Unterlagen auf seinen Schreibtisch fallen und steckte mir eine
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