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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bis eines Tages ihr blauroter Ball zu mir herüber kullerte. Ich hob ihn auf und streckte ihn ihr schüchtern entgegen.
    Schweigend nahm sie ihn mir ab, als ob es sich so gehörte, daß ich ihr den Ball aufhob, und machte kehrt. Aber ihre Gouvernante gebot ihr, zurückzugehen und sich bei mir zu bedanken. Ihre Stimme klang wie eine helle Glocke. »Merci«, sagte sie.
    Ich starrte sie einen beglückenden Moment lang an, dann machte ich kehrt, rannte den ganzen Weg heim und drei Treppen hoch, um meine Mutter zu fragen, was es bedeutete.
    »Ich glaube, es heißt >Danke< auf französisch«, erklärte mir Mama.
    Ich fühlte eine Hand auf meiner Schulter und erwachte. Elaine lächelte auf mich herab. »Schon wieder betrunken«, sagte sie.
    Ich grinste und zog sie an mich. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und küßte sie. Wir paßten so gut zueinander. Nach einer Weile riß sie sich los.
    »He!« rief sie aus. »Wofür ist das?« »Gratis!« antwortete ich.
    Sie lächelte und küßte mich wieder. Die ganze Welt versank, und als ich wieder auf die Erde zurückkehrte, war ich erhitzt von dem strahlenden Glanz ihrer Existenz.
    »Merci«, sagte ich.
    14
    Ich beobachtete, wie sich die Scheinwerfer des Flughafens emportasteten, um uns aufzugreifen. Ich spürte, wie das Flugzeug den Boden berührte. Zunächst ganz sanft, als ob es erst prüfen wollte, ob es auch sicher genug wäre, um dann fest aufzusetzen, während die Scheinwerfer uns in ihre Arme schlossen.
    »Ich halte es immer noch für töricht«, bemerkte ich und neigte mich zu Elaine hinüber.
    Sie wandte sich vom Fenster weg zu mir. »Nicht törichter als deine Weigerung, heute abend noch mal mit Onkel Matt zu sprechen«, erwiderte sie. »Vielleicht hättest du doch etwas bei ihm erreichen können.«
    Ich war verärgert. Ich hatte ihr alles erzählt - bis auf eine Sache. Ich hatte ihr nichts davon gesagt, daß er mich hatte überwachen lassen, seit ich in das Hotel gezogen war. Ich wollte sie nicht beunruhigen. »Ich habe dir schon vorhin erklärt«, reagierte ich kühl, »daß ich nicht für deinen Onkel arbeiten will. Ich will meine Selbständigkeit behalten.«
    Das Flugzeug rollte langsam aus und blieb stehen. Ich löste den Haltegurt und beugte mich zu Elaine hinüber, um ihr zu helfen.
    »Ich bin sicher, daß ihr zu irgendeiner Lösung gekommen wärt«, beharrte sie. »Ich hätte ja mitgehen und dir ein bißchen helfen können. Aber du mit deinem Stolz wolltest ja unter keinen Umständen Nutzen aus meiner Bekanntschaft ziehen.«
    Ich wurde nur noch ärgerlicher, weil ich ihr den wahren Grund nicht sagen konnte: warum ich es nicht gewagt hätte, sie zu Brady mitzunehmen. Nach diesem Bericht vom Hotel hätte ein Blick auf sie genügt - und ich wäre erledigt gewesen. Ich gab ihr keine Antwort, sondern wartete, daß sie aufstand.
    »Zumindest hättest du ihn anrufen und ihm sagen können, daß du nicht kommen würdest.«
    Mir platzte der Kragen. »Es ist mir völlig schnuppe, was er von mir denkt«, entgegnete ich heftig.
    Wir betraten die Rollbahn, ich nahm unsere Koffer und begab mich schweigend zum Taxistand. Ärgerlich stolzierte ich voraus und starrte auf den Boden.
    Plötzlich fing sie an zu lachen. Ich drehte mich um und schaute sie verwundert an. »Worüber lachst du?«
    »Über dich. Du siehst aus wie ein kleiner Junge, der immerzu Pech hat.«
    Ich mußte lachen. Sie hatte recht. Von dem Moment an, da ich ihr erzählt hatte, daß ich bei ihrem Onkel essen sollte, daß ich aber nicht hingehen würde, war nichts so gelaufen, wie ich erwartet hatte. Ich wollte mit ihr in Pittsburgh über Nacht bleiben, aber sie bestand darauf, daß wir nach New York zurückkehrten. Wir erwischten die Neunuhrmaschine und verbrachten den ganzen Flug damit, uns darüber zu streiten, ob es besser gewesen wäre, wenn ich hingegangen wäre, oder nicht.
    »So ist's schon besser«, sagte sie. »Das ist das erste Lächeln des Abends. Wenn du morgen früh wieder ins Büro mußt, ist es viel gescheiter, du bist ausgeruht und nicht völlig durchgerüttelt von einem unruhigen Flug. Bei mir im >Towers< werden wir es viel gemüt-licher haben.«
    »Ist schon gut«, brummelte ich vor mich hin und winkte ein Taxi herbei.
    Das Taxi rollte langsam heran und hielt vor uns. Ich machte die Tür auf, schob die Koffer hinein und stieg dann zu Elaine in den Wagen.
    »Zum >Towers<«, rief ich dem Fahrer zu.
    Ich hatte es mir gerade auf meinem Sitz bequem gemacht und eine Zigarette angesteckt, als ich

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