Phönix
sagte ich leise.
Sein Blick kehrte aus der Ferne zurück. »Es ist heiß hier draußen in der Sonne. Kommen Sie mit hinein ins Haus, Mr. Rowan. Da können wir weiterreden. Meine Frau kocht einen guten Kaffee.«
23
Der Kaffee seiner Frau war wirklich gut, heiß, schwarz und stark, aber klar - nicht so trüb, wie starker Kaffee oft ist. Wir saßen in der Küche, durch die offenen Fenster wehte eine kühle Brise herein.
Seine Frau war Eurasierin, halb Deutsche, halb Japanerin. Er hatte sie während der Besatzungszeit in Tokio kennengelernt. Ihre Schön-heit war eine eigenartige Mischung: mandelförmige Augen, aber blau; eine fast goldfarbene Haut, aber ein zartes Rosa auf den Wangen; kräftiges schwarzes Haar, das an ihren hohen Jochbögen vorbei in sanften Wellen bis auf den zarten Hals hinunterfiel. Aufmerksam hörten sie sich meine Geschichte an, wie ich Matt Brady kennengelernt hatte. Als ich fertig war, warfen sie sich gegenseitig einen merkwürdigen Blick zu. Levis Stimme klang teilnahmslos. »Nun ja, aber wie stellen Sie sich meine Hilfe vor?«
Mit einer hilflosen Geste breitete ich meine Hände aus. »Ich weiß nicht«, gestand ich. »Es ist lediglich ein Versuch. Ich hoffe, irgend etwas zu finden.«
Einen Augenblick schaute er mich schweigend an, dann senkte er seinen Blick auf die Kaffeetasse. »Es tut mir sehr leid, Mr. Rowan, aber ich muß Sie enttäuschen«, sagte er leise. »Mir fällt nichts ein.«
Ich hatte das Gefühl, als sage er nicht die ganze Wahrheit. Dafür hatte er eigentlich bei der Erwähnung Matt Bradys zu viel Interesse gezeigt. In seiner Stimme hatte zu viel Haß gelegen. Er hatte Angst. Ich wußte nicht, wovor. Aber ich war sicher.
Plötzlich fiel der Groschen bei mir, und alles paßte zusammen. Brady wußte irgend etwas von ihm. Irgendwie mußte Levi bei seiner Untersuchung über die Con Steel für Brady gefährlich geworden sein. Mir kam eine Idee: Was würde Brady wohl in einem solchen Fall tun? Er würde wahrscheinlich den schwächsten Punkt seines Gegners suchen und dann auf ihn loshämmern, bis er kapitulierte. So wie er es jetzt bei mir tat; vermutlich war er bei Levi ähnlich vorgegangen. Was sonst hätte einen Mann wie Levi bewegen können, von heute auf morgen eine vielversprechende Karriere aufzugeben und schließlich mit seinen Fähigkeiten und seiner Ausbildung bei einer so absonderlichen Tätigkeit zu landen?
»Irgend etwas muß es doch geben«, fing ich beharrlich wieder an. »Sie haben die Con-Steel -Affäre bearbeitet. Man hat mir gesagt, Sie wüßten über dieses Unternehmen mehr als sonst eine sterbliche
Seele - ausgenommen Matt Brady.«
Wieder dieser merkwürdige Blickwechsel zwischen seiner Frau und ihm.
»Ich fürchte, ich weiß nichts, was Ihnen weiterhelfen könnte.« Er war ebenso hartnäckig.
Als ich aufstand, war ich hilflos, müde. Überall Wände. Offenbar war ich tatsächlich fertig und wollte es nur nicht einsehen. Ich lächelte bitter. »Sie hat er also auch drangekriegt.«
Levi gab keine Antwort. Er blickte mich nur aus unergründlichen Augen an.
In der Tür blieb ich stehen und schaute noch einmal zurück. »Können Sie hier einen Teilhaber gebrauchen?« fragte ich sarkastisch. »Oder liefert Matt Brady die Viecher gleich mit, wenn er einen vor die Hunde gehen läßt?«
»Die Hunde sind meine Idee!« brauste er auf. »Die sind besser als Menschen. Die verraten einen nicht!«
Ich trat auf den langen, gepflegten Weg hinaus, ging zum Wagen und fuhr zur Stadt zurück. Ich hatte schon fast die Hauptstraße erreicht, als jemand hinter mir hupte. Ich schaute in den Rückspiegel. Levis Frau saß am Steuer des Kombiwagens, den ich vorhin in der Auffahrt gesehen hatte. Ich fuhr rechts heran, um sie vorbeizulassen. Sie schoß in einer Staubwolke an mir vorbei, um plötzlich auf die Bremse zu treten. Der Kombi stand neben der Straße, sie war ausgestiegen und winkte. Ich hielt neben ihr.
»Mr. Rowan«, sagte sie mit ihrem merkwürdigen Akzent, »ich muß mit Ihnen sprechen.«
Ich öffnete die Wagentür auf ihrer Seite. »Bitte, Mrs. Levi.«
Sie kletterte in den Wagen und steckte sich eine Zigarette an. Sie war nervös. »Mein Mann möchte Ihnen helfen, aber er hat Angst. Er hat Angst, Sie sind auch so ein Brady-Mann.«
Ich lachte bitter.
»Lachen Sie nicht, Mr. Rowan. Es ist nicht komisch. Nur ein
Narr lacht bei einer Beerdigung, und das hier war sogar seine eigene.«
»Verzeihen Sie, Mrs. Levi, so habe ich es nicht gemeint.«
Sie blickte mich
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