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Picknick auf dem Eis (German Edition)

Picknick auf dem Eis (German Edition)

Titel: Picknick auf dem Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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hinter sich ab.
    Auf der Straße ging er einmal um das Haus herum, blieb vor den Fenstern von Pidpalyjs Wohnung stehen und beobachtete die an die Decken schlagenden Flammen. Er guckte nach oben zum ersten Stock. Da brannte kein Licht; entweder schliefen die Leute oder sie waren noch nicht zu Hause.
    Viktor richtete seinen Blick wieder auf die Fenster, hinter denen die Flammen tanzten.
    ›Das war’s‹, dachte er, ›mein Versprechen habe ich erfüllt…‹
    Aber seine Hände zitterten, und die Kälte kroch ihm über den Rücken.
    Als er sich umdrehte, sah er an der Ecke des Nachbarhauses ein Telefon. Er rief die Feuerwehr an.
    Die Fensterscheiben zersprangen, das Feuer suchte sich einen Ausweg. Eine Frau schrie. Nach fünf Minuten näherten sich die Sirenen der Feuerwehr. Als zwei Feuerwehrwagen angekommen waren und die Feuerwehrleute geschäftig hin und her liefen, Schläuche ausrollten und sich gegenseitig etwas zuschrien, sah Viktor zum letzten Mal in die Richtung des vernichtenden Feuers und ging langsam, ohne jede Eile zur U-Bahn.
    Im Mund spürte er den Geschmack von Rauch. Leichte Schneeflocken strichen über seine Wangen, und ein kalter Wind ließ sie, ohne sie aufzutauen, ihren Weg zur Erde finden.
    54
     
    »Deine Haare riechen nach Rauch«, flüsterte Nina schlaftrunken, als Viktor, der sie unabsichtlich geweckt hatte, unter die Decke kroch.
    Er murmelte irgendwas als Antwort, wandte ihr den Rücken zu und schlief völlig erschöpft sofort ein.
    Gegen zehn Uhr wachte er auf und hörte, wie Sonja nebenan mit dem Pinguin redete. Er drehte sich um.
    »Sonja«, fragte er, »wo ist Tante Nina?«
    »Sie ist weggegangen. Wir haben gefrühstückt, und dann ist sie weggegangen. Wir haben dir was übriggelassen…«
    Auf dem Küchentisch entdeckte Viktor zwei gekochte Eier und einen Zettel unter dem Salzfaß.
    »Guten Morgen. Ich wollte dich nicht wecken. Ich helfe heute Sergejs Mutter im Haushalt, ich muß einkaufen und die Wäsche waschen. Sowie ich das erledigt habe, komme ich zurück. Herzlich Nina.«
    Viktor zerknüllte den Zettel in der Hand. Er berührte die Eier, sie waren kalt. Dann kochte er sich Tee und frühstückte.
    Er ging zurück ins Schlafzimmer.
    »Hast du den Pinguin gefüttert?« fragte er Sonja.
    Sonja drehte sich um.
    »Ja, er hat heute zwei Fische gegessen, und trotzdem ist er traurig! Onkel Witja, warum ist er so traurig?«
    Viktor setzte sich auf das Sofa.
    »Ich weiß nicht«, er zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, fröhliche Pinguine gibt es nur in Filmen…«
    »In den Kindersendungen sind alle Tiere fröhlich«, winkte Sonja mit der Hand ab.
    Viktor sah das Mädchen an und bemerkte ein neues smaragdgrünes Kleid an ihr.
    »Hast du ein neues Kleid?« fragte er.
    »Ja, das hat mir Nina geschenkt. Wir waren gestern spazieren und sind in ein Geschäft gegangen. Da hat sie es mir geschenkt. Schön, nicht?«
    »Ja.«
    »Dem Pinguin gefällt es auch«, fügte sie hinzu.
    »Hast du ihn gefragt?«
    »Ja, ich habe ihn gefragt«, antwortete das Mädchen. »Aber er ist trotzdem traurig… Vielleicht gefällt es ihm hier nicht?«
    »Ganz bestimmt nicht!« stimmte Viktor ihr zu. »Er liebt doch die Kälte, und hier ist es warm.«
    »Vielleicht können wir ihn in den Eisschrank stellen?« schlug Sonja vor.
    Viktor sah den neben dem Mädchen stehenden Mischa an. Der Pinguin schwankte auf seinen Watschelbeinen hin und her, man sah, wie seine Brust sich beim Atmen hob und senkte.
    »Nein, das geht nicht«, sagte Viktor. »Im Eisschrank ist es zu eng für ihn. Verstehst du, Sonja, er möchte sicher gern nach Hause, und sein Zuhause ist weit weg.«
    »Ganz ganz weit weg?«
    »Ja, in der Antarktis.«
    »Und wo ist die Antarktis?«
    »Stell dir vor, daß die Erde rund ist. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Wie ein Ball? – Ja.«
    »Und wir stehen oben auf dem Ball, und die Pinguine leben weiter unten auf dem Ball, fast unter uns…«
    »Mit dem Kopf nach unten?« kicherte Sonja.
    »Ja«, Viktor nickte. »In gewissem Sinne mit dem Kopf nach unten. Aber wenn sie an uns denken, meinen sie, daß wir mit dem Kopf nach unten leben. Verstehst du?«
    »Ja!« verkündete Sonja laut und richtete ihren Blick auf Mischa. »Ich verstehe! Ich kann auch auf dem Kopf stehen!«
    Und sie versuchte, einen Kopfstand zu machen. Sie stützte sich mit dem Rücken am Sofa, aber sie konnte das Gleichgewicht nicht halten und fiel um.
    »Nein, heute geht es nicht!« sagte sie, als sie wieder auf dem Teppich saß. »Ich habe schon

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