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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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worden, verfügte über eine Wasserquelle in der Nähe, Picknicktische und ein Außenklo. Zwei Abende hintereinander hatten wir jeweils eine Hütte für uns allein gehabt, und am dritten Abend sah es wieder danach aus. Gerade wollten wir uns zu dieser erstaunlichen Glückssträhne gratulieren, als eine Kakophonie von Stimmen aus dem Wald erscholl. Wir sahen um die Ecke und entdeckten eine Gruppe Pfadfinder, die auf die Lichtung zumarschierten. Sie begrüßten uns, wir grüßten zurück, dann setzten wir uns auf das Schlafpodest, ließen die Füße baumeln und beobachteten die Jungen dabei, wie sie die Lichtung mit ihren Zelten und ihrer Ausrüstung in Beschlag nahmen und freuten uns darüber, daß wir mal etwas anderes zu sehen bekamen als immer nur uns selbst. Es waren drei erwachsene Aufseher und 17 Pfadfinder, alle mit jeweils zwei linken Händen. Zelte wurden aufgebaut und brachen sofort wieder in sich zusammen oder neigten sich zur Seite. Einer der Erwachsenen ging Wasser holen und fiel dabei in den Bach. Selbst Katz gab zu, das sei ja besser als Fernsehen. Zum ersten Mal seit unserem Aufbruch in New Hampshire fühlten wir uns wie die Herren des Trails.
    Ein paar Minuten später kam ein munterer Einzelwanderer an, John Connolly, Highschool-Lehrer im Norden des Bundesstaates New York. Er war seit vier Tagen unterwegs, anscheinend immer ein paar Kilometer hinter uns, und hatte jede Nacht allein im Freien kampiert, was ich jetzt als außerordentlich mutig empfand. Er hatte keine Bären gesehen – er ging den AT seit vier Jahren in Etappen und hatte nur ein einziges Mal einen Bären gesehen, tief in den Wäldern von Maine, nur kurz, nur von hinten und auf der Flucht. Nach John kamen noch zwei Männer unseren Alters, zwei sehr nette Kerle, zurückhaltend, aber lustig. Wir waren höchstens drei, vier Wanderern begegnet, seit wir in Waynesboro aufgebrochen waren, und jetzt auf einmal wurden wir förmlich überrannt.
    »Was für ein Tag ist heute?« fragte ich, und alle mußten innehalten und überlegen.
    »Freitag«, sagte jemand. »Ja, heute ist Freitag.« Das war die Erklärung – das Wochenende hatte begonnen.
    Wir setzten uns alle an den Picknicktisch, kochten und aßen. Es war richtig gesellig. Die drei anderen waren schon viel gewandert und erzählten alles Wissenswerte über die Strecke, die noch vor uns lag, bis rauf nach Maine, das für uns immer noch in unerreichbarer Ferne lag. Dann wandte sich das Gespräch einem Thema zu, das sich bei Hikern anhaltender Beliebtheit erfreut - wie überlaufen der Trail doch sei. Connolly erzählte, daß er 1987, zur Hochsaison im Sommer, fast die Hälfte der Gesamtstrecke abgewandert und tagelang keinem Menschen begegnet sei, und Jini und Chuck pflichteten ihm bei.
    Diese Klage hört man immer wieder, und es trifft sicher zu, daß mehr Menschen das Wandern für sich entdeckt haben als je zuvor. Bis in die 70er Jahre hinein bewältigten keine 50 Personen die gesamte Strecke des AT an einem Stück, und bis 1984 war die Zahl auf gerade mal 100 gestiegen. 1990 war sie auf über 200 geklettert, und heute nähert sie sich der 300er-Marke. Das sind enorme Steigerungen, aber es bleibt doch insgesamt eine kleine Zahl. Unmittelbar vor unserem Aufbruch war in meiner Lokalzeitung in New Hampshire ein Interview mit einem Mitarbeiter des Wartungspersonals für den AT erschienen, einem Trail-Pfleger, wie sie sich nennen. Der berichtete, die drei Lagerplätze in seinem Abschnitt seien vor 20 Jahren in den Monaten Juli und August wöchentlich von etwa einem Dutzend Besucher frequentiert worden, heute seien es bis zu 100 Personen in der Woche. Ich finde daran viel erstaunlicher, daß über so lange Zeit nur so wenig Leute gekommen sind. Wie dem auch sei, 100 Gäste pro Woche in der Hochsaison, verteilt auf drei Lagerplätze, erscheint mir nicht überwältigend viel.
    Vielleicht sehe ich das aus der falschen Perspektive, weil ich über Jahre immer nur auf dem für amerikanische Maßstäbe kleinen, überfüllten Inselchen England gewandert bin, aber was mich in dem Sommer unserer langen Tour regelmäßig erstaunt hat, war die Tatsache, wie leer der Pfad eigentlich war. Keiner weiß genau, wie viele Menschen den Appalachian Trail benutzen, aber die meisten Schätzungen gehen von einer Zahl zwischen drei und vier Millionen pro Jahr aus. Nehmen wir an, vier Millionen trifft zu, und nehmen wir weiter an, daß die meisten Wanderer in den sechs wärmsten Monaten unterwegs sind, dann kommen wir auf

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