Pilger Des Hasses
Wiesen am Bach hinunter. Unten auf der Wiese stieg er auf. Der Rand der Sonne war schon hinter den Baumwipfeln versunken. Cadfael ritt eilig in dieses Wechselspiel aus Licht und Schatten hinein und kam auf den Wegen, die ihm vertraut waren wie seine Handfläche, gut voran. Nach einer Weile traf er im Westen auf die Straße, der er eine halbe Meile im Handgalopp folgte, bis sie zu weit nach Süden abschwenkte; dann ging es wieder gen Westen, der untergehenden Sonne entgegen. Ciaran hatte sogar vor Matthew einen großen Vorsprung, ganz zu schweigen von denen, die jetzt erst die Verfolgung aufnahmen.
Aber Ciaran war lahm, er trug eine Last und hatte Angst. Fast konnte man ihn bedauern.
Nach einer weiteren halben Meile bog Cadfael an einem kleinen Nebenweg, den er genau kannte, wieder nach Südwesten ab und ritt durch tiefen Schatten in die nördlichen Ausläufer des großen Waldes hinein. Es war nicht mehr als ein schmaler Waldweg. Es hatte sich nicht gelohnt, diesen Hain zu roden, denn aus dem Boden ragten hier und dort Felsen hervor.
Dies war noch nicht das Grenzland, aber es war nahe daran, und der Boden erhob sich zu widerspenstigen Anhöhen, die felsig durch die dünne Krume brachen. Die Hügel waren mit Heidekraut und hartem Hochlandgras bewachsen, mit gedrungenen Büschen und einzelnen Bäumen, während in den feuchten Senken dicht an dicht uralte Bäume standen, unter denen sich vielfältiges Leben tummelte. Etwas weiter in dieser Richtung begann der dichte, dunkle Wald mit seinen hohen Baumkronen, schwer durchdringlichem Unterholz und einem Gewirr von Brombeerbüschen. Der Wald war unberührt; nur hier und dort hatte man helle, offene Inseln gerodet und bestellt, die jedesmal in Erstaunen versetzten.
Dann erreichte er die alte Straße, die wie ein Messer von Ost nach West durch den Wald schnitt. Er dachte an die Männer, die sie gebaut hatten. Die Straße war inzwischen keine Heerstraße mehr, sondern ein schmaler, mit dünnem Gras bedeckter Reitweg, der noch immer lanzengerade und fast ebenerdig durch den Wald führte und nur dort stieg und fiel, wo ein Hügel den Weg versperrte. Cadfael wandte sich nach Westen und ritt dem goldenen oberen Rand der Sonne entgegen, der zwischen den Ästen hervorschien.
In dem Stück des alten Waldes, das sich nördlich und westlich vom Weiler Hanwood erstreckte, gab es Haine, in denen Gesetzlose reichlich Deckung finden konnten, wenn sie den wenigen Siedlungen in der Nähe fernblieben. Die Menschen, die hier wohnten, sicherten ihr Land mit Zäunen und hielten zusammen, um sich gegenseitig zu schützen. In den Wald ging man nur, um zu plündern, zu wildern oder um die Schweine zu weiden, natürlich alles mit gebotener Vorsicht. Reisende, die zwar in Notlagen mit Hilfe und Gastfreundschaft rechnen konnten, waren im dichten Wald auf sich allein gestellt, wenn sie sich zu tief hineinwagten. Im großen und ganzen war man hier in Shropshire unter Hugh Beringar ebenso sicher wie irgendwo anders in England, und Vagabunden konnten sich nicht lange halten; doch die Deckung reichte aus, um vorübergehend zu verschwinden und bot denen Unterschlupf, die ihn nötig hatten.
Einige der kleineren Anwesen in diesem Grenzland waren wegen der gefährlichen Lage aufgegeben worden, einige waren verwahrlost, die Felder unbestellt. Bis zum April dieses Jahres war die Grenzfeste von Caus in walisischen Händen gewesen, was eine zusätzliche Bedrohung darstellte, und seit Hugh die Burg zurückerobert hatte, war noch nicht genug Zeit vergangen, um die verlassenen Dörfer wieder aufzubauen. Außerdem gab es in diesem prächtigen Sommer reichlich Wild, und hier und da ein gewildertes Tier und ein kleiner Diebstahl konnten zwei oder drei Männer über Wasser halten, während ihre Taten im Süden in Vergessenheit gerieten. Unterdessen konnten sie sich überlegen, wie sie am besten die Zeit verbrachten, bis sie sicher nach Hause zurückkehren konnten.
Herr Simeon Poer, selbsternannter Händler aus Guildford, war nicht unzufrieden über die Beute, die er in Shrewsbury gemacht hatte. An drei Abenden, länger konnten sie ohnehin kaum unerkannt arbeiten, hatten sie den hoffnungsfrohen Spielern aus Stadt und Vorstadt ein hübsches Sümmchen abgenommen. Außerdem hatte Daniel Aurifaber für den gestohlenen Ring einen guten Preis bezahlt, William Haies hatte einiges von den Marktständen mitgehen lassen, und John Shure hatte mit seinen langen glatt gewachsten Fingernägeln eine ganze Menge Münzen aus
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