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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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beruhigt!«, vollendete der Fiskal, griff nach der Börse und ließ sie in seiner Rocktasche verschwinden. »Erlaubt daher, dass ich mich empfehle.«
    »Nichts lieber als das!«, murmelte der Kapitän mit Blick auf Bruder Hilpert, welcher das Gespräch aus der Ferne verfolgt hatte. »Nichts lieber als das.«

     
    H

     
    »Gott zum Gruß, mein Sohn!«, hieß Bruder Hilpert Berengar willkommen, als sich sein Freund neben ihn auf die Bank sinken ließ. »Wohin des Weges, wenn man fragen darf?«
    Berengar stutze. »Was ist denn auf einmal in dich gefahren?«, beschwerte sich der Vogt, der sich in seiner Tracht sichtlich unwohl fühlte. »Oder kennst du mich vielleicht nicht mehr?«
    »Sagen wir ’ s einmal so –«, entgegnete Bruder Hilpert, welcher den Kapitän bis zum Ablegen der Barkasse nicht aus den Augen gelassen hatte, »solange ich mir über den Grund deines Auftauchens nicht im Klaren bin, sollten wir so tun, als ob wir uns nicht kennen.«
    »Stimmt!«, pflichtete ihm Berengar bei und warf einen Blick zum Heck, wo der Kapitän soeben das Ruder übernahm. Der Schiffsjunge, mit den Gedanken offenbar woanders, lichtete den Anker und sah der Barkasse hinterher. »Bedenkt man, in welcher Gesellschaft du dich bewegst, können wir nicht vorsichtig genug vorgehen.«
    »Gut zu wissen, dass du meine Meinung teilst.«
    »Das kannst du aber laut sagen!«, warf der Vogt zustimmend ein. »Das reinste Narrenschiff.«
    »Ach, übrigens: eine ausgefallene Maskerade. Du als Kesselflicker – dass ich das noch erleben darf!«, frotzelte Bruder Hilpert hinter vorgehaltener Hand. »Wie laufen die Geschäfte?«
    »Bestens!«, spottete Berengar zurück und deutete auf die Rückentrage, die er die ganze Zeit über mit sich herumgeschleppt hatte.
    »Und woher hast du das Zeug?«, wollte Bruder Hilpert mit Blick auf das Sammelsurium an Töpfen, Pfannen, Kesseln und Trinkbechern jeglicher Art und Größe wissen.
    »Von einem Kesselflicker, der mir in Freudenberg über den Weg gelaufen ist. Geschäftstüchtiger Bursche.«
    »Und dein Pferd?«
    »Steht in einem Mietstall.«
    »Alle Achtung – sieht so aus, als hättest du an alles gedacht«, zollte Bruder Hilpert dem Vogt Tribut und fasste seine Erlebnisse an Bord der ›Charon‹ kurz zusammen. »Mit anderen Worten: Du kommst im richtigen Moment!«, fügte er am Ende seines Berichtes an.
    »Freut mich zu hören!«, entgegnete Berengar und grinste breit. »Du musst nämlich wissen, dass auch ich nicht untätig geblieben bin. Will heißen: Es gibt eine Menge zu erzählen. Vorausgesetzt, du interessierst dich dafür.« Der Vogt sah sich vorsichtshalber um. »Und hast deiner Passion, Bösewichter zur Strecke zu bringen, noch nicht gänzlich abgeschworen.«
    »In diesem Punkt kann ich dich beruhigen.« Mit Blick auf den Kapitän, den Schiffsjungen und den Hufschmied, der am Bug stand, sich langweilte und die Hände demonstrativ in den Hosentaschen vergrub, fügte Bruder Hilpert leise hinzu: »Diesbezüglich bleibt mir an Bord dieses Schiffes wohl auch keine andere Wahl.«
    »Wo du recht hast, hast du recht.«
    »Bist du etwa unter die Hellseher gegangen?«, fragte Bruder Hilpert halb ernst, halb im Spaß. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür von Liutgards Kajüte, und Richwyn betrat das Deck. Ohne Bruder Hilpert oder Berengar zu beachten, ließ er sich auf der Steuerbordseite nieder und trommelte auf dem Korpus seiner Laute herum.
    »Ganz bestimmt nicht«, antwortete der Vogt, dem das Lachen auf einmal vergangen war. »Übersinnliche Kräfte sind einfach nicht mein Ding.«
    »Sondern Kriminelle.«
    »Genau.«
    »Womit wir zum Grund deines Auftauchens kämen.« Bruder Hilpert strich mit der Hand über Wange und Mund und schielte nach links. »Lass hören!«, flüsterte er, Richwyn im Blick, der ihn allerdings ignorierte.
    »Erinnern sich Eminenz an das, was ich dir gestern kurz vor dem Auslaufen erzählt habe?«
    »An den Einbruch im Würzburger Dominikanerkloster?«
    »Einbruch ist gut!«, flachste der Vogt in einem Anflug von Galgenhumor und sah sich vorsichtshalber um. Seine Vorsicht war jedoch unbegründet. Keiner der Anwesenden schien sich für den vermeintlichen Kesselflicker zu interessieren. »Und außerdem nicht das richtige Wort.«
    »Und wieso?«
    »Weil der Schnapphahn, der sich den Klosterschatz unter den Nagel gerissen hat, alles andere als ein gewöhnlicher Krimineller war. Beziehungsweise ist.«
    »Sondern?«
    »Sondern ein schwarzes Schaf, welches die erlauchte

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