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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Stirn. »Irmingardis war gerade dabei, ihn zu verarzten, da hat dieser Pfandleiher auch schon ausgepackt. Geträllert wie ein Singvögelchen. Nur leider nicht ganz so schön.«
    »Ein Lied welchen Inhalts?«
    »Vorausgesetzt, es stimmt, was mir dieser Galgenvogel gebeichtet hat, dann ist der Raub in der Nacht vom siebten auf den achten Julius, also an Kiliani, über die Bühne gegangen. Wie dem auch sei – angeblich hat kein Mensch was davon mitgekriegt. Der Pfandleiher kriegt also seine Ware, und um keinen Verdacht zu erregen, kehrt dieser Malachias einstweilen ins Kloster zurück. Spielt das Unschuldslamm, und das eine volle Woche. Danach, so um den Vierzehnten herum, macht er sich dünne. Verschwindet spurlos. Derweil sich sein Sozius, der Pfandleiher, daranmacht, die Ware zu verramschen. Mit beträchtlichem Erfolg, wie der ansehnliche Betrag – in summa mehr als 912 Gulden – beweist.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das mit dem genauen Betrag?« Berengar lehnte sich genüsslich zurück. »Ganz einfach: Es gibt einen Zeugen. Auf den man sich, wie ich betonen muss, zur Abwechslung einmal verlassen kann.«
    »Und wen?«
    »Ganz einfach: Wie du zu Recht vermutet hast, wollte sich der Pfandleiher aus dem Staub machen. Aus Angst vor Malachias hat er den Erlös aus der Beute bei einem Geldwechsler am Domplatz hinterlegen wollen. Zinslos, wie er mir gegenüber beteuert hat. Und soll ich dir was sagen? Besagter Geldwechsler, alteingesessen und seriös, hat mir die Angaben des Pfandleihers bis ins Detail bestätigt. Und mir den alles entscheidenden Hinweis gegeben.«
    »Und welchen?«
    »Dass dieser Malachias offenbar vorgehabt hat, sich abzusetzen.« Berengar grinste zufrieden. »Der Rest war reine Routine. Na ja – jedenfalls fast. Bis ich an den Richtigen geraten bin, ist der Rest des Tages draufgegangen. Und die halbe Nacht. Eher zufällig, als ich schon hatte aufgeben wollen, bin ich dann einem der Torwächter über den Weg gelaufen. Leider nicht mehr ganz nüchtern, der gute Mann. Gleichviel – an eins konnte er sich noch genau erinnern.«
    »Lass mich raten: an unseren gemeinsamen Freund.«
    »Exakt. Insbesondere daran, dass Malachias offenbar in Eile war und sich nach dem nächsten Schiff mainabwärts erkundigt hat. Und jetzt kommt ’ s: Da er offensichtlich zu spät dran war, ist er einem Wunderheiler so lange auf den Nerven rumgetrampelt, bis der sich bereit erklärt hat, ihn mit nach Wertheim zu nehmen. Gratis, versteht sich, da er angeblich auf Pilgerfahrt war. Damit er die ›Charon‹ doch noch erwischt. Ich also nicht faul und in aller Herrgottsfrühe hinterher. Pech, dass mein Gaul auf halber Strecke angefangen hat zu lahmen. Doch dann, oh Wunder, kommt mir mein eigener Hilfsvogt entgegen! Mit deinem Liebesbrief im Gepäck.« Berengar konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Logisch, von da an war mir die Sache klar. Und außerdem hat die Beschreibung, die mir der Hilfsvogt von den Passagieren beziehungsweise Malachias gegeben hat, bis ins Detail gestimmt. Ich also nichts wie rauf auf seinen Gaul und ab in Richtung Heimat. Zu dumm, dass ich euch dort um Haaresbreite verpasst habe.« Berengar wischte sich den Mund ab, schob den Pfropfen in den Schlauch und gab ihn an Hilpert zurück. »Schluss mit der Sauferei!«, seufzte er mit wehmütiger Miene. »Fazit: Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben wir es hier mit einem veritablen Galgenvogel zu tun. Einer, der mit allen Wassern gewaschen ist.«
    »Keine Seltenheit heutzutage.«
    »Mag sein.« Berengar kratzte sich hinterm Ohr. »Wobei ich mich frage, ob ein derartiges Sündenregister überhaupt noch zu übertreffen ist.«
    »Ein Satan im Mönchsgewand?«
    »Und ob. Diebstahl, Hehlerei und versuchter Mord – Musik in des Scharfrichters Ohr. Doch wo kein Kläger ist, ist bekanntlich auch kein Richter.« Berengar ballte die Rechte zur Faust. »Will sagen: Um Hohn, Spott und unbequemen Fragen vonseiten des Fürstbischofs aus dem Weg zu gehen, besteht der Prior darauf, dass strengstes Stillschweigen gewahrt wird.«
    »Waren das seine Worte?«
    »So etwas in der Art.« Alles andere als zufrieden, rang sich Berengar ein Nicken ab.
    »Fragt sich nur, warum.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich mir eher eine andere Frage stellen.«
    »Und die wäre?«
    »Typisch Mönch! Wo das viele Geld geblieben ist – was sonst!« Berengar stützte das Kinn auf die Handballen und starrte ins Leere. »Sei ’ s drum – der Kerl scheint eine Menge auf dem

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