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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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natürlich nichts davon, dass wir eine Tote gefunden haben. Wir wollen nur noch ein paar Informationen einholen und uns ein Foto geben lassen«, erläuterte Tannenberg sein geplantes Vorgehen.
    »Da merken die Leute aber doch gleich, dass etwas nicht stimmt. Die haben garantiert schon ein Foto bei der Vermisstenmeldung vorgelegt.«
    »Ist doch egal! Wir brauchen eben noch eins. Und wenn wir das haben, wissen wir, ob es die Frau ist, die wir eben im Kühlwagen gesehen haben. Und wenn sie es nicht ist, haben wir eine Vermisstenmeldung schon mal überprüft.«
    Plötzlich machte sich Schauß Handy bemerkbar.
    »Komm, Wolf, geh du mal bitte dran«, bat der junge Kriminalbeamte, zog das vibrierende kleine Gerät aus der Innentasche seiner Lederjacke und überreichte es seinem Kollegen.
    Tannenberg drückte den grünen Knopf, meldete sich und gab das Handy gleich wieder zurück an seinen Besitzer. »Für dich – Sabrina.«
    »Wirklich?«, schrie Schauß in das Polizeiauto.
    »Was ist denn los?«, fragte Tannenberg.
    »Ich komm gleich vorbei! Bleib mal dran!«
    »Sabrina hat einen Strauß roter Rosen von einem Blumenservice gebracht bekommen«, antwortete Schauß.
    »Ja und? Ist doch ’ne tolle Sache! Oder ist er gar nicht von dir, sondern von einem stillen Verehrer? Ist unser Herr Kommissar, der unbestrittene Liebling aller Frauen, etwa eifersüchtig?«
    »Quatsch! Mir gefällt nur nicht, dass auf der Karte kein Absender drauf ist, dafür aber ein komisches Gedicht!«
    »Was für’n Gedicht?«
    »Sabrina, lies noch mal vor – aber langsam!«, sagte Schauß mit bebender Stimme in sein Handy und wiederholte, eine Zeile nach der anderen, Sabrinas Worte:
Auch du bist eine schöne Braut;
Doch gib ja acht, wer nach dir schaut.
Wer weiß, o wunderhübsche Maid,
Wann endet deine Lebenszeit?
    »Und du glaubst, dass unser Frauenmörder dahintersteckt?«
    »Ich hab so’n komisches Gefühl.«
    »Komm, dann dreh mal schnell um!«
    »Nein, Wolf, das mach ich lieber allein. Da vorne ist ja schon die Stahlstraße. Ich lass dich hier raus.«
    »Gut, dann fahr mal schnell zu deiner Sabrina. Aber wenn du mich brauchst, rufst du sofort an. Ist das klar, Michael? Versprochen?«
    »Klar, versprochen!«
    »Gut, dann zieh ich die Sache hier alleine durch und geh dann nachher zu Fuß ins Kommissariat; das sind ja höchstens 10 Minuten«, sagte der Leiter der SOKO ›Pilze‹ und verließ den schicken Dienst-Mercedes bereits am Messeplatz, damit sein Kollege keinen Umweg fahren musste.
     
    Tannenberg hatte das ältere, dreigeschossige Wohnhaus schnell gefunden. Es stand direkt an der Barbarossastraße, nur durch eine Reihe markierter Parkplätze und einen direkt daran angrenzenden, mit niedrigen Hecken bepflanzten Grünbereich von der Hauptverkehrsstraße getrennt. Im gegenüberliegenden Supermarkt hatte er mit Lea häufig gemeinsam eingekauft. Vor allem über die außergewöhnlich reichhaltig bestückte Fischtheke hatten sie sich oft hergemacht, besonders dann, wenn sie Freunde zum Essen eingeladen hatten.
    Die Wohnung der Familie Borngesser befand sich im zweiten Obergeschoss. Erst nach mehrmaligem Läuten wurde der elektrische Türöffner betätigt. Nachdem der Kriminalist die schwer gängige, knarrende Holztür geöffnet hatte, drang ihm sofort dieser typische Altbaugeruch in die Nase, den er auch von seinem Elternhaus her kannte.
    Tannenberg wurde bereits erwartet. Der Mann, der ihn freundlich empfing, wirkte sehr ruhig und gefasst. Irgendwie schien er nicht so recht zu der Frau zu passen, die man am Balkenbrunnen aufgefunden hatte. Äußerlich viel gepflegter als die Tote, machte er auch hinsichtlich seiner Sprache und seiner Bewegungen einen recht kultivierten Eindruck.
    Aber wie oft hatte Tannenberg dieses merkwürdige Phänomen schon erlebt, dieses seltsame Auseinanderdriften zweier Ehepartner, die sich irgendwann im Laufe der langen, gemeinsam verbrachten Lebenszeit plötzlich diametral entgegengesetzt entwickelten. Oft bezog sich dieser gravierende Veränderungsprozess auf unterschiedliche Hobbys oder Bekanntenkreise, manchmal aber auch auf Körperpflege und Kleidung. Vielleicht war diese äußerliche Verwahrlosung ja auch als ein Hilferuf an den Partner zu verstehen, dachte Tannenberg gerade, als er von Herrn Borngesser durch den spärlich beleuchteten Flur in ein tristes, wegen der vergilbten Vorhänge in schummriges Licht getauchtes Wohnzimmer geführt wurde.
    »Haben Sie etwas von meiner Frau gehört?«, wollte er gleich

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