Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
denn nicht abgecheckt?«, fragte Susi Rimmel ärgerlich.
    »Doch, natürlich«, antwortete Kriminaloberrat Wagner vom LKA, der die ganze Zeit über niedergeschlagen am Tisch neben der Kriminalpsychologin saß und nervös an seiner Kaffeetasse herumhantierte. »Wir haben alles überprüft. Die Dachbodentür selbstverständlich auch. Die war die ganze Zeit über von außen fest verriegelt.«
    »Und nach dem Mord war sie natürlich offen«, spottete Tannenberg, der allmählich den Schock zu überwinden und zu alter Form aufzulaufen schien. »Welch ein Wunder! So was Dilettantisches, das gibt es ja gar nicht! Wo habt ihr eigentlich die Tote hergehabt, mit der ihr uns am Balkenbrunnen so verarscht habt.«
    Der Polizeipräsident blickte tadelnd zu Tannenberg.
    »Ja, Chef, ich sag nur so, wie’s ist: Wir wurden regelrecht verarscht! – Also, los: Wo hattet ihr die Leiche her?«
    »Die Frau hat man in der Nacht vorher tot neben einer Parkbank am Mainzer Rheinufer gefunden und dann …«
    »Und dann habt ihr sie maskiert und schnell hier runter zu den Idioten in den Pfälzer Wald gefahren, um sie diesen bornierten Deppen als Opfer eines Trittbrettfahrers zu präsentieren. Wie beim Määnzer Rosenmontagsumzug!«, polterte Tannenberg in Wagners Ausführungen hinein, schob aber sofort kleinlaut die frustrierende Selbsterkenntnis nach: »Und wir Hornochsen haben’s nicht gemerkt!«
    »Tannenberg, mir ist klar, dass Sie die Sache so beurteilen müssen und sich von uns hintergangen fühlen. Aber Sie müssen sich auch mal in unsere Lage hineinversetzen. Was sollten wir denn tun? Wir mussten uns doch etwas einfallen lassen. Und das Einzige, womit man einen hochintelligenten Serientäter aus dem Konzept bringen und ihn zu unbedachten Handlungen verleiten kann, ist eben nun mal, zu versuchen, ihn mit für ihn unvorhersehbaren Ereignissen zu konfrontieren – und ihn damit zu provozieren. Damit er endlich aus seiner Deckung hervorgekrochen kommt«, verteidigte sich die Kriminalpsychologin.
    »Das habt ihr ja auch wirklich hingekriegt! Die Idee war ja gar nicht so verkehrt; aber warum habt ihr uns denn um Himmels willen nicht eingeweiht?«
    »Weil wir davon ausgehen mussten, dass der Täter aus Ihrem allernächsten Umfeld kommt. Und wir, wenn wir Sie über unseren Plan informiert hätten, befürchten mussten, dass der Frauenmörder Wind von der Sache bekommt.«
    Tannenberg war geschockt. Er benötigte einige Zeit, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. »Und wie erklären Sie sich dann, Sie superschlaue Profilerin, dass unser Serientäter Ihren genialen Plan durchschaut hat, obwohl ich und die anderen SOKO-Mitglieder nicht eingeweiht waren?«
    »Dafür haben wir leider noch keine Erklärung parat«, stellte Kriminaloberrat Wagner nüchtern fest.
    »Was heißt denn überhaupt mein ›allernächstes Umfeld‹? Soll das etwa bedeuten, dass mein Vater, mein Bruder, vielleicht mein Neffe – oder vielleicht Schauß, Geiger oder was weiß ich wer, als Täter in Betracht kommen? Ihr spinnt doch!«, legte Tannenberg nach.
    »Aber wieso schickt der Mörder dann gerade Ihnen die Postkarten, legt Ihnen die Katze vor die Tür, provoziert Sie vor Ihrem Haus?«, fragte die Profilerin.
    »Liebe Frau Kriminalpsychologin, haben Sie uns denn nicht darüber aufgeklärt, dass ein Serienmörder ein Spieler, ein geschickter Stratege sei, der seine Häscher gerne als Marionetten missbraucht? Ist es dann nicht naheliegend, dass dieser irre Kerl eine geniale Finte gelegt hat, auf die wir alle reingefallen sind? Vielleicht war das wieder einmal nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver, ein Taschenspielertrick?«, gab Tannenberg zu bedenken und setzte anschließend den Fangschuss: »Bedeutet nicht gerade die Tatsache, dass er den Mord an dem armen Kollegen so rational geplant und emotionslos durchgeführt hat, dass sich Ihre Theorie über die Möglichkeit, ihn mit einem Trittbrettfahrermord zu provozieren, als völlig falsch erwiesen hat? Besser konnte er uns wohl kaum seine Coolness und seine Überlegenheit demonstrieren! – Ja, sehen sie denn wenigstens ein, dass sie mit ihren leichtfertigen Spekulationen total gescheitert sind? Ohne diesen Profiling-Schwachsinn würde der Kollege Borngesser sicherlich noch leben!«
    Eva Glück-Mankowski, die sich sonst immer so perfekt unter Kontrolle hatte und die ihren Mitmenschen oft mit arrogant zur Schau getragener Fachkompetenz begegnete, brach völlig zusammen, physisch wie psychisch. Tannenbergs

Weitere Kostenlose Bücher