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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Wohnung von Lars Mattissen und sehen nach, ob wir irgendwas Verdächtiges finden. Vielleicht ist er ja auch da. Und wenn wir nichts finden, muss ich mich wenigstens mit meiner Schwachsinns-Theorie nicht vor dir lächerlich machen.«
    »Typisch männliche Strategie: Sich nur ja keine Blöße geben und vor allem niemals einer Frau gegenüber einen Fehler eingestehen«, stichelte die Psychologin. »Aber wieso sollte dieser Mattissen denn eigentlich zu Hause sein? Der Student hat doch eben gesagt, dass der gerade mit dem Fahrrad die Alpen überquert.«
    »Das stimmt schon mal nicht, schließlich hat er mich vor etwas über einer Woche in der Stadt mit seinem Mountainbike fast über den Haufen gefahren.«
    »Aber, mein Guter, das ist doch kein Argument! Schließlich kann er erst danach in Urlaub gefahren sein.«
    »Wir werden es ja gleich sehen«, erwiderte Tannenberg trotzig, als er nach nur kurzer Fahrzeit vor einem mehrgeschossigen Wohnhaus in der Konrad-Adenauer-Straße seinen Wagen abstellte.
    »Los, jetzt sag schon endlich, warum du ausgerechnet auf diesen Mann gekommen bist«, forderte die neugierige Psychologin.
    »Nein, es bleibt dabei, wenn wir da oben nichts finden, verliere ich kein Wort mehr über meine Vermutung. Basta!«
    »Du bist wirklich ein sturer Bock!«
    »Danke für das Kompliment«, parierte Tannenberg und atmete auf, als er im Rückspiegel Mertels Auto kommen sah.
    Wie ein Dieb in der Nacht, sich nach allen Seiten mehrmals umblickend, empfing er seinen Mitarbeiter und mahnte ihn sogleich eindringlich, besonders leise ans Werk zu gehen.
    Mertel öffnete in bewährter Blitzeinbrechermanier das Schloss der Kunststoffhaustür und legte unten in die Ecke einen kleinen Holzkeil, damit auch Schauß und die anderen Kollegen ihnen ohne Schwierigkeiten in das klotzige Gebäude nachfolgen konnten. Sowohl im Treppenhaus als auch oben im Korridor flüsterte Tannenberg mit noch leiserer Stimme und ging zudem im Flur des dritten Obergeschosses wie eine Primaballerina zum Zehenschritt über – eine beeindruckende tänzerische Darbietung, die Mertel umgehend mit einem Scheibenwischergruß kommentierte. Auch die blaue Wohnungstür mit dem aufgeklebten goldfarbenen Namenszug ›L. Mattissen‹ stellte für Mertel kein ernst zu nehmendes Hindernis dar. In Windeseile war sie geöffnet, blieb aber am Türrahmen angelehnt.
    Mit eindeutigen Gesten forderte Tannenberg die Profilerin auf, ein paar Schritte in den Flur zurückzutreten, während er vorsichtig seine Dienstwaffe aus dem Halfter zog. Mertel tat das Gleiche. Dann drückte Tannenberg behutsam die Tür auf. Langsam und absolut geräuschlos glitten sie in die völlig dunkle Wohnung hinein.
    Plötzlich ertönte laute Musik – ›Maaaama, du sollst nicht um deinen Juuungen weinen‹, dröhnte es in den Korridor hinaus. Aber nur diese eine Zeile des Lieds. Dann war es wieder mucksmäuschenstill.
    Tannenberg riss die erste Zimmertür auf und tastete nach dem Lichtschalter, den er auch sofort fand.
    Keine Reaktion. Es blieb weiterhin stockfinster.
    Mertel hatte inzwischen seine starke Taschenlampe eingeschaltet und leuchtete damit zuerst ins Bad, dann auf den Lichtschalter und versuchte dort ebenfalls sein Glück. Aber nichts tat sich. Tannenberg zog seinen Mitarbeiter am Arm wieder hinaus in den Wohnungsflur. Diesmal öffnete Mertel die nächste Tür und schickte umgehend den hellen Leuchtkegel seiner Taschenlampe auf Erkundungsreise. Er blickte in ein kleines Schlafzimmer, in dem an der Wand ein anscheinend unberührtes Bett stand. Als Tannenberg auf den Lichtschalter drückte, klickte dieser zwar leise, erfüllte seine Funktion aber ebenfalls nicht.
    »Dein Vögelchen ist ausgeflogen«, bemerkte der Kriminaltechniker erleichtert.
    »Vielleicht liegt er ja im Wohnzimmer auf der Couch«, gab Tannenberg schlagfertig zurück und forderte Mertel flüsternd auf, ihm Feuerschutz zu geben, wenn er die letzte Tür öffnete.
    Dann legte er vorsichtig seine linke Hand auf die Klinke der Glastür, drückte sie so weit nach unten, bis er merkte, dass der Türschnapper seine Garage in der Zarge verlassen hatte, und gab der kalten Wohnzimmertür einen kleinen Schubs, während er sich mit der in den Raum gerichteten Dienstwaffe seitlich an die Wand drückte.
    Plötzlich wurde es hell. Reflexartig riss Tannenberg seinen linken Arm schützend vor die geblendeten Augen. Blinzelnd schaute er in Richtung der Lichtquelle und sah, dass wie in einem Billardsalon eine tief hängende

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