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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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auch extreme Rücksichtslosigkeit.«
    »Komm, Heiner, sei so gut und schreib mir das alles mal auf oder druck mir’s aus. Mir platzt gleich der Kopf! Ich will und kann von diesem ganzen Zeug einfach nichts mehr hören. Ich brauch dringend Entspannung! Los, wir gehen jetzt gemeinsam in den Keller und holen die zwei Guerrini-Pakete.«
     
    Auch der Gerichtsmediziner war inzwischen in der oberen Etage des Nordhauses eingetroffen. Die drei Männer standen erwartungsvoll wie kleine Jungs vor dem Weihnachtsbaum um die beiden mit ›Guerrini‹ und ›Fragile‹ beschrifteten beigebraunen Versandkartons herum.
    »Nun mach schon endlich die Pakete auf. Ich bin so gespannt, was der Guerrini in die Überraschungskisten gepackt hat«, drängte Dr. Schönthaler.
    In Seelenruhe klappte Tannenberg sein Taschenmesser auf und setzte dann einen plötzlichen brutalen Schnitt zwischen die mit breitem Klebeband verbundenen Deckelteile.
    »Komm, lass mich das doch besser machen. Ich hab mit solchen Sachen eindeutig mehr Erfahrung. Da geht es bedeutend schneller als bei solch einem Dilettanten wie dir«, scherzte der Pathologe.
    Aber Tannenberg ließ sich diesen Spaß nicht nehmen. »Schließlich sind die Kisten an mich adressiert, und dann werde ich sie ja wohl auch öffnen dürfen.«
    Nachdem er die vier Deckelteile auseinandergeklappt und nach außen weggebogen hatte, musste er nur noch einen waagrechten Einlagekarton entfernen, um an die delikaten Innereien zu gelangen.
    »Na, was haben wir denn da Feines?«, fragte er mit nach oben gezogenen Augenbrauen und begann sogleich mit dem Hervorzaubern der mediterranen Köstlichkeiten. »Also zuerst einmal ›Cipolline Borretane‹, dann ein Gläschen ›Melanzane alle Erbe Aromatiche‹ – schön: ›Peperoni Saporiti‹ und ›Spicchi di Carciofi‹ fehlen auch nicht. Und da: Meine geliebten Sardinenfilets mit Trüffeln in Olivenöl.«
    Tannenberg übergab jedes der Antipasti-Gläschen an den Gerichtsmediziner, der diese dann nach eingehender Begutachtung und unter betont langsamer Aussprache der italienischen Originalbezeichnungen an Heiner weiterreichte, welcher die Delikatessen ihrer Schraubdeckel beraubte und auf den Tisch stellte. Tannenberg förderte unterdessen die restlichen italienischen Spezialitäten zu Tage. Dann öffnete er das zweite Paket, das allerdings nur Weinflaschen enthielt.
    »Das ist doch einfach die mit Abstand sinnvollste Verwendung für unsere Skatkasse, oder findet ihr nicht?«, fragte Dr. Schönthaler, während er sich erneut ein Stück der in Barolo eingelegten Wildschweinsalami abschnitt und in seinen Mund schob.
    »Doch, auf alle Fälle!«, antwortete Heiner, bevor er einen großen Schluck Barbera aus seinem Glas nahm.
    »Du solltest den guten Wein nicht so schnell in dich hineinschütten. Erstens ist er dafür zu schade, und zweitens wollen wir nachher noch einen gepflegten Skat hinlegen«, mahnte Tannenberg seinen Bruder.
    »Ach, Wolf, manchmal braucht man das eben, zumal wenn man Probleme mit seiner Tochter hat.«
    »Wieso?«, fragte Tannenberg verwundert. »Wieso hast du Probleme mit Marieke?«
    »Was heißt mit Marieke. Eigentlich hab ich mehr Probleme mit jemand anderem.«
    »Klar, mit Elsbeth – das ist ja auch kein Wunder.«
    »Quatsch! Nicht mit Betty.«
    »Ja, mit wem denn dann?«
    »Na, mit Mariekes Freund. Sie hat seit kurzem einen Freund.«
    »Einen richtigen? So mit allem Drum und Dran?«
    »Genau, so einen richtigen – mit allem Drum und Dran«, seufzte Heiner Tannenberg. »Der hat sie schon so abhängig von sich gemacht, dass Marieke gestern sogar gefragt hat, ob er nächstes Wochenende bei uns übernachten darf.«
    »Jetzt versteh ich dein Problem!«, lachte Dr. Schönthaler. »Der Vater einer bildhübschen Tochter ist eifersüchtig.«
    »Was für ein Quark, eifersüchtig. Ich bin doch nicht eifersüchtig! Ich hab nur Angst um sie. So ein hergelaufener Faulenzer – ein Manuel Vogt aus Krickenbach. Außerdem ist der auch noch bei mir an der Schule. Was meinst du, wie der mich vor den Ferien immer so vielsagend angegrinst hat. Dieser kleine Nichtsnutz! Ihr müsstet euch mal seine Noten anschauen, die ich mir von meinen Kollegen besorgt habe. Katastrophal! Was soll denn aus so einem Loser später mal werden? Der kann doch niemals eine Familie ernähren, sozialer Abschaum!«
    »Na, jetzt mach aber mal halblang!«, versuchte Tannenberg zu mäßigen.
    »Von wegen! Ich bin vorgestern bei dem zu Hause vorbeigefahren und hab mich mal ein bisschen

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