Pinguin Mord
Krawatte herum. »Ich glaube, jemand ist uns nicht
wohlgesinnt«, murmelte er dann.
»Inwiefern?«, fragte
Stefan.
»Nun, seit
einigen Tagen bekomme ich seltsame Anrufe. Meistens meldet sich niemand.
Dann wieder gibt es Anrufe von einem ominösen Herrn Meier.
Keine direkte Drohung, keine Erpressung. Es scheint, als wolle man
mich zum Narren halten. Aber heute war es anders. Man hat mich
bedroht. Anscheinend plant jemand, unser gutes Bier zu
vergiften.«
Jetzt war es also
raus. Hurtigers Blick wechselte zwischen Heike und Stefan. Er
versuchte, jede Regung in den Mienen der beiden jungen
Radioreporter zu deuten. Stefan stellte sein Glas auf den Tisch und
stierte in das goldgelbe Gebräu.
»Eine
Erpressung?« Hurtiger zuckte die schmalen Schultern.
»Ich fürchte, dass es darauf hinausläuft. Erst will
man mich mürbe machen und dann vermutlich eine hohe Summe
fordern.«
»Haben Sie die
Polizei schon verständigt?«
»Noch nicht.
Vielleicht kann man dem Täter ja mit einer Fangschaltung auf
die Schliche kommen. Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht aus.
Es gibt hunderte Telefonbucheinträge mit dem Namen Meier in
allen möglichen Schreibweisen in Wuppertal. Und wenn der Name
nicht echt ist…« Hurtiger winkte entmutigt ab.
»Das ist wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.
Noch ist nichts passiert, aber…«
Stefan leerte sein
Bierglas nun doch.
»Möchten
Sie noch eins?«, fragte Hurtiger. »Geht aufs
Haus.«
»Nein
danke«, sagte Stefan schnell und deutete mit dem Kinn auf den
Parkplatz, wo der Käfer stand. »Ich muss noch
fahren.«
*
»Das ist ja zum
Mäusemelken!«, rief Heike euphorisch, als sie wenig
später in den Käfer stiegen und Stefan auf die Ausfahrt
des Parkplatzes zusteuerte. »Das Brauhaus wird
erpresst.«
»Noch
nicht«, dämpfte Stefan sie. »Hurtiger hat nur
davon gesprochen, dass er bedroht wird. Niemand hat eine Summe
genannt. Genauso gut könnte es möglich sein, dass sich
jemand einen makabren Scherz erlaubt.« Er tippte sich
bezeichnend an die Stirn. »Wenn du mich fragst, Meier ist ein
total bescheuerter Name für einen
Erpresser.«
»Ich fand
Dagobert für einen Kaufhauserpresser damals auch ziemlich
dämlich«, entgegnete Heike. »Und trotzdem genial.
Das Ergebnis kennen wir ja.«
Stefan nickte.
»Und dann haben sie ihn doch geschnappt. Wenn ich mich recht
erinnere, wurde er 1996 zu neun Jahren Gefängnis
verknackt.«
»Jedem das, was
er verdient.« Heike strich Stefan zärtlich über die
Wange. »Und Hurtiger hat es verdient, dass wir nichts
darüber senden, wenn er es nicht möchte. Also werden wir
alles erst mal für uns behalten.« Sie kannte ihn und
wusste, was Stefan dachte.
»Bleibt zu
hoffen, dass nichts passiert«, erwiderte Stefan und
beobachtete die Schranke an der Ausfahrt, die surrend nach oben
glitt. Er legte den ersten Gang ein und fuhr an. »Aber du
hast Recht: Ich möchte Hurtigers Vertrauen auf gar keinen Fall
missbrauchen.«
Heike nickte.
Während der Käfer über die Talachse zurück nach
Elberfeld rollte, kurbelte sie das Seitenfenster herunter und hielt
die Nase in den Fahrtwind. »Das tut gut.« Der Wind
spielte mit ihren Haaren.
Stefan warf ihr einen
raschen Seitenblick zu. »Was tut gut?«
Heike lächelte
ihn glücklich an. »Endlich wieder bergische Luft zu
atmen.«
11
Samstag, 8:00 Uhr,
Redaktion der Wupperwelle
»Wissen Sie, was
das ist?« Eckhardt war außer sich, als Stefan und Heike
am nächsten Morgen die Redaktion des Radiosenders Wupperwelle
betraten. Dass der Chefredakteur Heike Göbel seit fast zwei
Jahren nicht mehr gesehen hatte, schien ihn augenblicklich nicht
sonderlich zu interessieren.
Müde hatten
Stefan und Heike das Großraumbüro des kleinen Senders
erreicht, um von der in der Redaktion herrschenden Hektik beinahe
erschlagen zu werden. Der Empfangstresen im Vorraum war nicht besetzt, und
so waren sie direkt in das Großraumbüro der Redaktion
durchmarschiert, um kurz darauf ihrem Chefredakteur in die Arme zu
laufen. Sein modisches Hemd wies bereits erste Kaffeeflecken auf,
und auch die Krawatte hing schon auf halb acht. Heike stellte
amüsiert fest, dass der Chefredakteur des kleinen Senders
trotz allen modischen Geschmacks, den er zweifelsfrei besaß,
noch immer keinen vernünftigen Krawattenknoten binden
konnte.
Eckhardt fuchtelte
wild mit den Armen herum und hielt einen Gegenstand hoch. Er war
rund, etwa fußballgroß und lief nach vorn in einer
Spitze aus, die an einen Schnabel erinnerte. Heike und
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