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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Finger
zogen kreisrunde Bahnen auf seinem Oberkörper. »Willst
du wissen, ob du gut warst, alter Macho?« Sie grinste zu ihm
hinauf.
    »Unsinn«,
winkte er ab und wuschelte in ihrem Haar. »Das weiß ich
doch.« Dafür fing er sich einen leichten Boxhieb von
Heike ein, die spöttisch den Kopf schüttelte.
    Er lächelte, dann
wurde er ernst und deutete mit dem Kinn in Richtung Küche.
»Hast du noch etwas herausgefunden?«
    »Natürlich.
Aber erst du! Was gibt es Neues?«
    »Nachrichtensperre, nichts
geht mehr. Putzfrau entweder Zeugin oder dringend
tatverdächtig.«
    »Geht das auch
in ganzen Sätzen?« Heike legte die Stirn in Falten und
stemmte sich halb in die Höhe.
    Stefan grunzte.
»Kommissar Verdammt glaubt, dass eine falsche Putzfrau den
WFC-Präsi auf dem Gewissen hat. Sie hat sich, getarnt als
Putze, in den Backstagebereich eingeschleust und ihn
kaltblütig aus nächster Nähe
erschossen.«
    »Wo ist die Frau
jetzt?« Heike hatte große Augen bekommen. »Trag
ich Sandalen? Kann ich über Wasser gehen? Bin ich
Jesus?« Stefan kicherte. »Keine Ahnung, Heike. Morgen,
alles morgen.«
    Er gähnte
herzhaft und legte sich wieder hin.
    »Morgen hab ich
ein Date.« Es klang wie ein Geständnis. »Entweder
ist er schwul oder über achtzig«, brummte Stefan
gleichgültig. Er wusste, dass er Heike vertrauen
konnte.
    »Zweiteres«, erwiderte
Heike, sichtlich peinlich berührt, und löschte das
Licht.

24
    Sonntag, 10:30 Uhr,
Von-der-Heydt-Museum 
    »Danke, dass Sie
so schnell kommen konnten. Und zunächst einmal mein herzliches
Beileid. Ich finde es einfach schrecklich, wozu Menschen in der
Lage sein können. Skrupellos, wenn jemand nach einem
derartigen Unfall einfach Fahrerflucht begeht.« Heikes Stimme
klang hohl von den hohen Decken der lichtdurchfluteten
Ausstellungsräume zurück. Es war ein Leichtes gewesen,
herauszufinden, dass Johann Kötter, der Vater von Karlheinz
Kötter, der einzige noch lebende Verwandte des Opfers war. Sie
hatte gestern Abend noch recherchiert und schnell herausgefunden,
dass Kötter sen. im Altenheim an der Blankstraße am Rand
der Elberfelder Südstadt lebte. Kurzfristig hatte sie ihn
angerufen und den 82-jährigen Herrn zu einem Treffen im
Von-der-Heydt-Museum eingeladen. Anfangs skeptisch, hatte er ihrem
Wunsch schließlich zugestimmt, und Heike hatte den Eindruck,
dass der vornehme alte Herr das dringende Bedürfnis gehabt
habe, sich jemandem mitzuteilen.
    Heike fühlte sich
plötzlich unwohl in ihrer Haut, doch der alte, vornehm
gekleidete Herr nickte bedächtig und lächelte sie sanft
an. Dann ließ er den Blick über die hier ausgestellten
Kunstwerke streifen.
    »Ich liebe diese
Räume«, sagte er, ohne auf Heikes Beileidsbekundung
einzugehen. »Sie strahlen eine heute nicht mehr vorhandene
Würde aus. Bei modernen Gebäuden findet man allenfalls
eine kalte, unpersönliche Eleganz, die mich, offen gestanden,
erschaudern lässt.« Der alte Herr legte den Kopf in den
Nacken und blickte hinauf zu den schräg
zulaufenden Fenstern in der Dachkonstruktion. »So
etwas«, sagte er und deutete nach oben. »So etwas muss
man sich erst mal einfallen lassen. Heute aber denkt man beim Bau
nur kostenorientiert. Ich sage Ihnen was, junge Frau: Diese
Geiz-ist-geil-Mentalität ist der Untergang unserer
Gesellschaft.«
    »Waren Sie zu
Ihrer aktiven Zeit auch als Architekt tätig?« Johann
Kötter schüttelte den Kopf. »Ich habe als kleiner
Baustoffhändler in Unterbarmen angefangen, wissen Sie. Ich war
immer dort, wo unsere Stadt ein neues Gesicht bekam. Es hat
Spaß gemacht, alles neu zu erschaffen. Nach dem Krieg boomte
die Baubranche - schlecht für die Leute, aber gut für
mich. Deutschland war zerbombt, auch Elberfeld und Barmen lagen in
Schutt und Asche. Und obwohl wir kaum Material hatten, mussten wir
damals einen Neuanfang schaffen.«
    »Das
dürften Sie ja durchaus geschafft haben«, erwiderte
Heike lächelnd.
    »Es ging. Der
Durchbruch für mein Unternehmen kam im Jahr 1955. Friedrich
Hetzelt war zwei Jahre zuvor nach Wuppertal gekommen und wurde dann
mit dem Bau der Schwimmoper beauftragt. Mit damals
zweiundfünfzig Jahren war er im richtigen Alter, um
Großes zu schaffen - im wahrsten Sinne des
Wortes.«
    »Wer war
Friedrich Hetzelt?«
    »Ein echter
Gentleman. Ein Mann von Welt, wie wir damals zu sagen
pflegten.« Kötter senior lächelte versonnen.
»Er gehörte zum Planungsstab des Wiederaufbaus deutscher
Städte. Zunächst hat er in Kassel, Duisburg, Essen,
Mülheim und

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