Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
nun.
    »Mein Mann ist
verreist.« Sie war hinter ihn getreten und lehnte am
Türrahmen. Mit vor der Brust verschränkten Armen
betrachtete sie den Kommissar.
    »Darf ich
wissen, wohin?«
    »Er ist
geschäftlich in Polen unterwegs.« Ihre Miene wirkte
versteinert, ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammen
gepresst.       
    »Übers
Wochenende?«, wunderte sich
Ulbricht.    
    »Er ist
Spediteur, und das Geschäft kennt kein Wochenende.«
Etwas Schnippisches lag in ihrer Stimme. Jessica Wittwer schien
ihre Selbstsicherheit wiedergefunden zu haben.
    Ulbricht ärgerte
sich über die kurz angebundene, arrogant wirkende
Spediteursgattin. »Das mag sein. Wann kommt er
zurück?«
    »Vermutlich erst
Ende nächster Woche. Ich habe vor einer Stunde mit ihm
telefoniert. Er ist in Warschau gelandet und müsste inzwischen
in seinem Hotel angekommen sein.«
    »Das ist
gut«, erwiderte Ulbricht erleichtert. »Dann möchte
ich Sie nicht länger aufhalten.« Er wandte sich zur
Tür. »Eine Frage noch. Ist Ihnen in letzter Zeit etwas
Außergewöhnliches aufgefallen?«
    »Was meinen
Sie?«
    Ulbricht zuckte die
Schultern. »Anrufe, bei denen sich niemand meldet,
Drohbriefe… Unbekannte, die ums Haus schleichen. Etwas in
dieser Richtung.«
    Sie kaute auf der
Unterlippe und schüttelte schließlich den Kopf.
»Nein, nichts dergleichen. Warum - ist
irgendwas?«
    »Bitte halten
Sie Augen und Ohren offen.« Jetzt überreichte er ihr
seine Karte. »Und wenn Sie etwas Seltsames beobachten, rufen
Sie mich an. Tag und Nacht.«
    »In
Ordnung«, nickte sie leise. Jessica Wittwer wollte Ulbricht
zur Tür bringen, doch er winkte ab. »Keine
Umstände, ich finde alleine hinaus.«
    Draußen
blinzelte er in die Sonne. Langsam spazierte er zu seinem
Dienstwagen zurück und dachte angestrengt nach. Er
überlegte, ob Wittwer sich tatsächlich in Polen aufhielt.
Und wenn, war das tatsächlich aus geschäftlichen
Gründen, oder wusste Wittwer, dass er sich in Gefahr befand,
und war Hals über Kopf aus Wuppertal geflüchtet? Als er
an seinem Opel angekommen war und die Fahrertür öffnete,
nahm sich Ulbricht vor, an die Theorie zu glauben, dass die
Besitzer der geköpften Pinguine auf einer Todesliste standen.
Und dieser Gedanke machte ihn nervös. Er klemmte sich hinter
das Steuer und zog sein Handy hervor. Eilig tippte er die Nummer
seines Assistenten. »Und?«, fragte er, nachdem
Heinrichs sich gemeldet hatte.
    »Die Putzfrau
steht nicht auf der Gehaltsliste des Stadions.«
    »Also steht sie
unter Mordverdacht«, kombinierte Kommissar Verdammt.
»Die Frau hat sich verkleidet eingeschlichen, Plunger
erschossen und ist nach der Tat diesem verdammten Seiler in die
Arme gelaufen. Was ist mit dem Phantombild?«
    »Brauchbar. Die
Fahndung nach der Frau läuft bereits.« 
    Mit wenigen Worten
berichtete Ulbricht seinem Assistenten, was er in der Villa der
Wittwers erfahren hatte. »Finden Sie heraus, ob sich Wittwer
tatsächlich in Polen aufhält. Ich will eine Aufstellung
all seiner Termine und möchte wissen, was er dort genau
treibt.«
    »Warum haben Sie
nicht einfach seine Frau gefragt?«
    »Vielleicht
würde sie lügen.«
    »Wann brauchen
Sie die Infos?«
    »Gestern.«
Ulbricht brummte noch etwas Unverständliches in den
Hörer, dann beendete er das Gespräch und machte sich auf
den Weg ins Präsidium. Jetzt begann die verdammte
Schreibtischarbeit. Er verabscheute diesen bürokratischen
Kram.
    *
    Nachdenklich blickte
die blasse Frau dem Kommissar hinterher. Ulbricht marschierte zu
seinem Dienstwagen, einem unauffällig lackierten Opel Vectra,
ohne sich noch einmal zu ihr umzusehen. Nachdem der Wagen um die
nächste Straßenecke verschwunden war, wandte sich die
junge Frau von dem großen Fenster ab. Der Kommissar hatte ihr
Angst gemacht. Etwas schien nicht zu stimmen. War ihr Mann in
krumme Geschäfte verwickelt?
    Nein, daran wollte sie
nicht denken.
    Dennoch - jemand
machte ihnen das Leben schwer. Ständig diese Anrufe, manchmal
auch mitten in der Nacht. Karl verzweifelte förmlich, er
fluchte und schimpfte wie ein Rohrspatz, wenn er wieder einen
dieser Anrufe erhielt. Je länger sie jetzt darüber
nachdachte, desto sicherer war sie sich: Sie wurden erpresst.
Jemand, oder vielleicht sogar eine ganze Organisation, machte ihnen
das Leben schwer. Und Karl hatte nichts Besseres zu tun, als sich
ihr gegenüber auszuschweigen, anstatt sie
einzuweihen.
    Sie machte sich an der
Bar zu schaffen und goss sich einen doppelten Martini ein.

Weitere Kostenlose Bücher