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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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uneheliches Kind hat.«
    »Ich habe da so
eine Idee. Vielleicht weiß der Sprössling ja
mehr.«
    »Und wie ich
dich kenne, hast du Kötter senior sofort Name und Adresse von
diesem … Kuckuckskind aus den Rippen
geleiert?«
    »Leider nicht,
das ist ja das Problem. Kötter ließ sich nicht dazu
überreden. Stefan - ich weiß nicht einmal, wo ich die
Mutter finden kann.«
    »Das ist
vielleicht auch gut so. Möglicherweise will sie von ihrer
Vergangenheit nichts mehr wissen. Und selbst wenn - was hast du
vor?«
    »Nichts habe ich
vor«, erwiderte Heike am anderen Ende der Leitung etwas zu
schnell. »Jedenfalls noch nicht. Aber vielleicht ist dieses
uneheliche Kind der Schlüssel zum Mord an
Kötter.«
    »Und der
Schlüssel zum Mord an Plunger? Und der Schlüssel
zu den
geköpften Pinguinen?« Er lachte humorlos auf.
»Nein, Heike, ich glaube, du verrennst dich da in
etwas.« 
    »Ich will nichts
außer Acht lassen. Kötter senior glaubt an
Erbschleicherei. Kötter junior war ein Einzelkind, seine Frau
ist seit sechs Jahren tot, und Kinder hatten die beiden nicht.
Also: Das uneheliche Kind ist scharf auf den Reichtum der
Kötters, und da es sonst keinen rechtmäßigen Erben
gibt, wäre jetzt der richtige Moment, um sich an den
leiblichen Vater zu erinnern, meinst du nicht?«
    »Und was hast du
jetzt vor?«
    »Ich werde erst
einmal ins Präsidium fahren und an dieser Pressekonferenz
teilnehmen.«
    »Das ist
gut.«
    »Warum?«
    »Weil es nicht
gut wäre, wenn ich nach den Vorkommnissen gestern im Stadion
Kommissar Verdammt unter die Augen treten würde. Er hält
mich doch schon seit langem für jemanden, der seine Arbeit
anzweifelt. Also - übernimm das ruhig.« Stefan hatte
nichts vor und benötigte den Käfer nicht unbedingt.
Vielleicht würde er später in die Stadt fahren und etwas
trinken gehen.
    »Und was machst
du so?« Ihre Stimme klang plötzlich weich und sanft.
»Ich meine …«
    »Ich werde
beten, dass du meinen Clemens heil nach Hause bringst«,
lachte Stefan.
    »Du bist ein
blöder Macho«, entfuhr es Heike, dann hatte sie die
Verbindung unterbrochen. Manchmal verstand Stefan die Frauen nicht
und legte das Telefon aus der Hand.

26
    Sonntag, 12:50 Uhr,
Polizeipräsidium Wuppertal
    Seine innere Unruhe
wuchs. Daran konnte auch die Anwesenheit von Jürgen
Küppers, dem Polizeisprecher, nichts ändern. Ulbricht
hatte neben Heinrichs, seinem grinsenden Assistenten, noch ein paar
Kollegen der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung
aufmarschieren lassen. Gemeinsam wollten sie sich
nun den Vertretern der Medien stellen und ihre Fragen
beantworten.
    »Ich hasse
diesen verdammten Rummel«, brummte Ulbricht, an Heinrichs
gewandt. »Immer wollen diese Pressegeier Fragen beantwortet
haben, auf die wir selbst noch keine Antworten
wissen.«
    »Bleiben Sie
cool, Chef. Wir sind die Guten.«
    »Und genau das
werden wir den Vertretern der Medien jetzt auch verkaufen«,
mischte sich Küppers mit einem jovialen Grinsen ein und legte
eine Hand auf Ulbrichts Schultern. Kommissar Verdammt hatte
schlecht geschlafen letzte Nacht. Zu sehr waren seine Gedanken um
Birgit gekreist. In den frühen Morgenstunden war er
schweißgebadet aufgewacht, weil er von ihr geträumt
hatte.
    »Wo müssen
wir hin?«, fragte er, um die Erinnerung an seine Frau
abzuschütteln.
    »Wie immer bei
Anlässen mit viel Publikum - Saal 300«, wurde er von
Küppers belehrt. Seite an Seite schritten sie über die
lichtdurchfluteten, weiß getünchten Korridore des
Präsidiums. Hohl schallten ihre Schritte von den Wänden
zurück. Saal 300 befand sich, wie die Zimmernummer schon
verriet, im dritten Obergeschoss des Präsidiums. Nach
Kriegsende hatte hier für einige Zeit der Rat der Stadt
Wuppertal seine Versammlungen abgehalten; und Ende der
Sechzigerjahre hatte der Raum sogar als Gerichtsraum gedient, da es
im Wuppertaler Gerichtsgebäude zwischen 1967 bis 1968 keinen
so großen Verhandlungsraum gegeben hatte. Erst später
nutzte man den Raum als Besprechungsraum und für
Feierlichkeiten und Veranstaltungen. So musste Saal 300 auch immer
wieder für Pressekonferenzen mit vielen Medienvertretern
herhalten. Normalerweise nutzten sie die Räumlichkeiten der
Pressestelle für solche Zwecke. Doch diesmal waren zahlreiche
Medienvertreter erschienen, und somit waren sie auf Saal 300
ausgewichen. Gemeinsam betraten sie den Raum. Ulbricht atmete tief
durch, dann ließen sie sich an den einfachen Tischen am
Kopfende vor den versammelten Wuppertaler Medienvertretern nieder.

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